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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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118<br />

Weltbildes Newtons sind und daher vor der Marktwirtschaft aufgetaucht<br />

sind.<br />

Weitere erhellende Deutungen des von ihm »Boom-Bust«-Zyklus genannten<br />

Phänomens gibt Bernard Lietaer. Er deutet Spekulationsblasen als Ausdruck<br />

der beiden Schattenaspekte des Archetypus Magier; der Hyperrationalität<br />

und der Willkür. Lietaer führt diese Schattenaspekte auf die mythologische<br />

Polarität von Apollo und Dionysos zurück. 338<br />

3.7 Zur Psychologie des Geldes: Realitätsverlust, Sucht, Markt und<br />

Verantwortung<br />

Die Phänomene an der Börse sind in das übergeordnete Phänomen des<br />

Geldes und dem Umgang mit Geld eingebettet. Die allgemeine Relativitätstheorie<br />

des heute in Geld erstarrten Alltags lautet in der Formulierung des<br />

zu den Gründervätern der USA zählenden Benjamin Franklin 339 : „Zeit ist<br />

Geld“ – nicht innezuhalten vor Elend hat genauso viel mit verdrängter<br />

Angst zu tun, wie das dauernde Jagen nach äußerem Wohlstand. Die<br />

Analogie „Zeit ist Geld“ drückt aus, daß mit dem Geld auch die Zeit eine<br />

scheinbar leere und qualitativ gleichbleibende amorphe Masse geworden ist.<br />

Zeit erscheint damit wie Geld als qualitätslos, beliebig teilbar, handelbar<br />

und wechselbar – alles andere wird verborgen. 340 Der technische Ausdruck<br />

dieser Dimension von Zeit ist die Uhr in allen ihren Ausprägungen und<br />

technischen Verfeinerungen, die manchmal bis ins Absurde hinein zu<br />

reichen scheinen. Genauso, wie es darauf ankommt, was mit Geld gemacht<br />

wird, kommt es darauf an, was mit Zeit gemacht wird und wann etwas<br />

gemacht wird. Erst durch das Finden des richtigen Zeitpunktes und das<br />

Geben und Zulassen der richtigen Zeitdauer kann Qualität im positiven Sinn<br />

entstehen – weder zu hetzen und zu beschleunigen um der Beschleunigung<br />

willen noch zu trödeln ist die rechte Dauer. Im Gegensatz zu technischen<br />

Systemen ist individuelles Leben und Leben von Organisationen an<br />

338 Vgl. Lietaer 2000, S: 32 ff., 113 ff.<br />

339 Vgl. S. 102, Fußnote 295.<br />

340 Vgl. Ebach 1990, S. 115.<br />

Lakoff et al. betrachten differenziert „Zeit ist Geld“ als für die Moderne typische<br />

Metaphernbildung, die Zeit in das amorph Mengenartige drückt. Zeitvergeudung, Zeitknappheit,<br />

Haushalten mit Zeit, Zeit nehmen sind Haltungen, die spezifische Ausprägungen einer einseitig<br />

mengengeprägten Sichtweise auf Zeit sind und zugleich über diese hinausweisen. (Vgl. Lakoff et<br />

al. 1998, S. 15 ff.)<br />

»Die beiden Metaphern ARBEIT IST EINE RESSOURCE und ZEIT IST EINE RESSOURCE verbergen alle<br />

vorstellbaren Konzeptionen von Arbeit und Zeit, die in anderen Kulturen und in einigen<br />

Subkulturen unserer eigenen Gesellschaft existierten: die Vorstellung nämlich, daß Arbeit Spiel,<br />

daß Inaktivität produktiv sein kann, daß vieles, was wir als ARBEIT klassifizieren, entweder<br />

keinem eindeutigen Zweck oder keinem lohnenswerten Ziel dient.« (Lakoff et al. 1998, S. 82)

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