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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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22<br />

in für Manager typischer Form repräsentieren. Managern zu unterstellen, sie<br />

wären nicht nur mächtige Vertreter, sondern die Ursache für Verlust von<br />

Menschlichkeit in Organisationen, macht sie also zu Sündenböcken und<br />

blendet kulturelle Identität aus, die westliche Organisationen traditionell<br />

prägt. Managern einheitlich eine antiethische Haltung zu unterstellen wäre<br />

darüber hinaus genauso destruktiv wie jede andere Kollektivverurteilung 89 .<br />

So gesehen hat die seit Karl Marx immer wieder formulierte Diagnose der<br />

Entfremdung der Arbeiter eine Entsprechung in der Entfremdung von<br />

Managern. Damit wird im Schatten der Ideologie von Macht und Machbarkeit<br />

Entwicklungspotential sichtbar. Denn sie unterdrückt das Zeigen,<br />

Zulassen und Annehmen von Schwäche – die sich Manager und<br />

Arbeitnehmer mit wachsender Angst weiter zunehmend versagen zu zeigen.<br />

Solches unterbindet Wandel so lange, bis man so geschwächt ist, bis man<br />

keine andere Wahl hat, als schwach zu sein und zu fallen und provoziert so<br />

Krisenfolgen. Schwächen und dunkle Seiten rechtzeitig wahrzunehmen,<br />

bewußt anzunehmen und zu integrieren, stärkt und läßt sinnvollen Wandel<br />

möglich werden.<br />

1.3.3.2 Phänomene aus Forschung und Praxis<br />

Das Phänomen des Unbewußten hat ungeachtet seiner verbreiteten Leugnung<br />

in die bewußt gelebten Anteile moderner Rationalität und Lebensrealität<br />

Eingang gefunden – zumeist zweckbezogenen, wie sonst? – und prägt<br />

wesentliche Aspekte organisatorischer Realitäten in Licht- und Schattenqualitäten.<br />

90 Im Unbewußten von Organisationen und Organisationskonzepten,<br />

die von technisch-wissenschaftlicher Rationalität geprägt sind, sind<br />

nicht nur die irrationale Kehrseite von zweckbezogenen Rationalitäten und<br />

Versuche der Instrumentalisierung von Unbewußtem, sondern auch ver-<br />

89<br />

90<br />

Der Jesuit und Managementberater Rupert Lay erlebte während »hunderter Seminare« bei<br />

Managern und Politikern, daß diese bei sich selbst ein als bedrückend wahrgenommenes<br />

»Kenntnisdefizit« des Geistigen und Ethischen feststellten. Die Betroffenen gingen davon aus,<br />

daß das Geistig-Ethische das Bezugssystem sei, in dem auch ökonomische und politische<br />

Entscheidungen ihre Basis finden, von der sie viel zu wenig wüßten. (Vgl. Lay 1989, S. 7 f.)<br />

Ethik wurzelt jedoch nicht in „Wissen“. Sie existiert erst in gelebter persönlicher Haltung. Im<br />

staatlich getragenen Bildungssystem der letzten hundert Jahre ist dieser Aspekt entsprechend dem<br />

naturwissenschaftlich-technischen Weltbild weitgehend unterdrückt worden. Nun am Verlust der<br />

Ethik zu leiden, ist Bedingung zum wieder Menschwerden – nicht nur für Manager.<br />

Mit der Wahrnehmung der problematischen Konsequenzen von Ethikabwehr in der Ökonomie<br />

durch Vertreter von Eliten wird weit größeres menschliches Potential sichtbar, als es diesen „von<br />

außen“ häufig zugeschrieben wird.<br />

Rattner betont die alle kulturbezogenen Disziplinen umfassende Wirkung der Tiefenpsychologie,<br />

die zu Beginn des 20. Jahrhundert begonnen hat. Er nennt die Pädagogik, die Ethnologie, die<br />

Geschichtswissenschaften, die Theologie und die Wirtschaftswissenschaften. Er betont, daß so<br />

Aspekte in unser Weltbild eingeflossen sind, die für ein modernes Weltbild unverzichtbar sind.<br />

(Vgl. Rattner 1997, S. 3.)

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