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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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»Dies ist der wahre Egoismus, in welchem jede einzelne Kunstart sich als<br />

allgemeine Kunst gebärden möchte, während sie in Wahrheit dadurch ihre<br />

wirkliche Eigentümlichkeit verliert.«<br />

Richard Wagner 1340<br />

Die modernen Vorgänge in der Informations- und Kommunikationsindustrie<br />

und der Umgang mit deren Produkten mutet oft vergleichbar an. Der Druck<br />

zum up-date und der Druck „up-to-date“ zu sein, wird technologisch<br />

verstärkt eher noch größer. Eine passende wissenschaftlich-ideologische<br />

Unterfütterung dieser Prozesse gibt Keith Devlin, der Mathematiker,<br />

Sprach- und Kommunikationswissenschaftler an der Stanford-University<br />

(USA) ist. Er glaubt, sich vom traditionellen naturwissenschaftlichtechnischen<br />

Weltbild zu verabschieden und verleiht diesem Kaiser doch nur<br />

neue Kleider in modernisierter und radikalisierter Technokratie. Man müsse<br />

sich grundsätzlich und insbesondere im Bereich der Humanwissenschaften<br />

von der überwiegenden Verwendung exakt spezifizierter mathematischer<br />

Modelle traditioneller Prägung verabschieden, wenn man zu angemessenen<br />

und nützlichen wissenschaftlichen Beschreibungen der Wirklichkeit<br />

kommen wolle. 1341 Es brauche neue Modelle. Soweit teile ich Devlins<br />

Ansichten.<br />

Devlin schreibt auch: Die neuen Wissenschaften würden sich daher mehr<br />

mit den Maßstäben der heutigen Wissenschaften messen lassen. Sie würden<br />

vielmehr an den Notwendigkeiten der zukünftigen Technologien ausgerichtet<br />

sein. 1342 Diese Entwicklung führt also als Ideal eine Wissenschaft an, die<br />

sich vom Maßstab des Menschlichen und der Möglichkeit menschlicher<br />

Freiheit endgültig verabschiedet. Die geistige 1343 Qualität der Fremdsteuerung<br />

des Menschen mit Technologie ist die schauderhafte Zukunftsperspektive,<br />

die in dieser Haltung Devlins deutlich wird – nicht was der Mensch an<br />

sinnvollem Tun will, soll die Entwicklung von Technologie bestimmen,<br />

sondern die scheinbaren Notwendigkeiten der Technologie sollen das<br />

Denken bestimmen.<br />

1340 Wagner zitiert nach Sedlmayr 1988, S. 79.<br />

1341 Devlin beruft sich dabei auf Rota vom Massachusetts Institute of Technology. Dieser ist der<br />

Auffassung, daß die kommende Wissenschaft vage Konzepte der Mathematik in der Form<br />

integrieren muß, daß vage sachliche Konzepte wie Motivation und Zielsetzung formalisiert die<br />

alten Logiken, Formalismen, Axiome und Theoreme ergänzen müssen. Devlin bezeichnet die so<br />

angedeutete Zukunftsversion einer neuen Wissenschaft als weiche Mathematik (»soft<br />

mathematics«). (Vgl. Devlin 1997, S. 273 ff.)<br />

1342 Wörtlich: »The new sciences are not being created, they are emerging, And they measure<br />

themselves not by any of today´s scientific yardsticks, but by the needs of tomorrows<br />

technology.« (Devlin 1997, S. 285)<br />

1343 Die hier diskutierten Überlegungen sind die Ergebnisse von Devlins Suche nach einer neuen<br />

Kosmologie des Geistes. (Der Titel des Buches lautet: «Goodbye, Descartes: the end of logic and<br />

the search for a new cosmology of mind»; Devlin 1997)

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