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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Im tieferen Sinne braucht ein Mensch, der einseitig vom zum Spaltpilz<br />

gewordenen explodierenden Fortschritt in den technisch-rational-äußeren<br />

Techniken besessen ist, das Religiöse im Sinne des Wortes „re-ligio“ 884 –<br />

den Weg in durch Innerlichkeit begründete Selbsterkenntnis. Damit braucht<br />

es einen dynamischen Ausgleich von Äußerlichem (Exoterischem) und<br />

Innerlichem (Esoterischem), womit individuelle Wege zur Heilung der<br />

zeittypischen Spaltungen eröffnet werden. Eine neu und bewußt gestaltete<br />

Verbindung von wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Rationalität sowie<br />

Kontemplation bekommt so ihre Bedeutung. Phänomene und Prozesse, die<br />

eine persönliche Wandlung und Reifung ermöglichen, helfen die wissenschaftlich<br />

fundierten alltäglichen Spaltungen 885 und Widersprüche des<br />

modernen Menschen abzumildern und umzuwandeln, wie:<br />

Wettbewerb, Chancen- und Leistungsgerechtigkeit.« (Baron 2001, S. 5) Auch der<br />

„Zukunftsmarkt“ der Informationstechnologien verletzt zugunsten von Macht- und<br />

Marktmonopolen die von Baron beschriebenen Wettbewerbsprinzipien grundlegend. Darüber<br />

hinaus kann in Barons Sinne auch bei praktisch irrelevanter Abwesenheit von Machtstrukturen<br />

vermutlich nur eine Minderheit verantwortlich handeln und für sich selbst sorgen. Es gibt<br />

Kinder und Heranwachsende, Kranke, Alte und weitere Hilfsbedürftige – die uns durch ihr<br />

Dasein dazu aufrufen, Sozialverhalten nicht als Last mißzuverstehen. Jeder Mensch ist im<br />

Leben eine erkleckliche Zeit hilfsbedürftig: Weder im Alter noch als Kind sind schon<br />

Menschen gesehen worden, die sich selbst füttern, waschen, wickeln, mit der<br />

lebensnotwendigen Liebe umgeben und nicht zuletzt in der Geburt in die Welt hineinhelfen<br />

und im Sterben aus der Welt herausbegleiten. Falsche bzw. fehlende Sterbebegleitung ist wohl<br />

eines der schlimmsten Versäumnisse unserer Zeit. Im Grunde ist jeder Mensch zu jeder Zeit<br />

hilfebedürftig, solange er in einer arbeitsteiligen Gesellschaft lebt.<br />

3. Alltägliches und allgemeines Versagen im Umgang mit ethischen Motiven durch Verschieben<br />

auf kirchliche Feiertage und der damit verbundene moderne Seelenablaßhandel rechtfertigt<br />

nicht, daß keine personale Moral in der Marktwirtschaft vorhanden ist, was Baron als »genial«<br />

idealisiert. (Vgl. Baron 2001, S. 5.) Personale Moral ist allerspätestens dann notwendig, wenn<br />

die Folgen des eigenen Handelns direkt oder indirekt (massen-)mörderisch sein können. Auch<br />

für Bäcker, Brauer und Fleischer trifft das heute zu. Also ist jetzt personale Moral notwendig.<br />

4. Die sich modern gebende Wirtschaft beruft sich durch die selektive Zitierung von Adam Smith<br />

auf altgewordene Prinzipien.<br />

Unter Einbeziehung der spirituellen Ebene reicht zur Begründung des Erscheinens des Bildes<br />

„gefallener Engel“ weder eine Fußnote noch ein Buch. Eine knappe Abhandlung der Phänomene<br />

„Engel“ und „Widersacher“ und ihrer Bedeutung für den modernen Menschen findet man bei<br />

Glasl 1998, S. 185 ff.<br />

884 »Religion ist die im Erkennen, Denken, Fühlen, Wollen und Handeln betätigte Überzeugung von<br />

der Wirksamkeit persönlicher oder unpersönlicher transzendenter Mächte. Die ethischen<br />

Hochreligionen verbinden diese Überzeugung mit dem Glauben an eine sittliche Ordnung der<br />

Welt.« (Glasenapp 1998, S. 9)<br />

885 Der Biologe Riedl findet in diesem Zusammenhang folgende Worte:<br />

»Eine Spaltung in zwei Kulturen ist die Folge geworden. Eine materialistisch-szientistische<br />

Subkultur der Naturwissenschaften verändert die Welt und wird zum Schrecken, weil sie die Welt<br />

nur halb versteht. Eine idealistisch-hermeneutische Subkultur der Geisteswissenschaften hat ihren<br />

Methodenbegriff in der Philosophie verwirrt und vermag das Unheil, das sie sieht, nicht zu<br />

steuern. Und aufgrund fehlender Einsicht verfechten nun Ideologien jene einander<br />

ausschließenden halben Wahrheiten, so unsere Vernunft einer Ganzen bedürfte, um den<br />

Problemen unserer Zivilisation Herr zu werden. […] Eine Selbsttranszendenz ist vorzunehmen.«<br />

(Riedl 1985, S. 6)<br />

Die von Riedl konstatierte Spaltung des zeitgenössischen Weltbildes findet sich in abgewandelter<br />

Form auch in der Philosophie wieder. Die Art des Umgangs mit der Leistung anderer, die Huber<br />

für die Philosophie konstatiert, scheint mir typisch für unsere Zeit insgesamt zu sein.<br />

»Philosophie wird in der Gegenwart in den mannigfaltigsten Ausprägungen angeboten – eine<br />

Mannigfaltigkeit, die auf ihre Art zeigt, wie sehr der moderne Geist in sich zerspalten und<br />

zerrissen ist. […] Die verschiedenen Philosopheme stehen zueinander in nur spärlichem, meist<br />

polemischem Bezug; echte Auseinandersetzung, die den Gegner in der Tiefe seines wesentlichen

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