25.12.2013 Aufrufe

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

368<br />

ten „Exklusiv“artikeln 932 . Einige dieser Handlungsweisen sind gesellschaftlich<br />

geächtet, weil sie in negativ bewerteter Weise auffällig sind<br />

bzw. weil sie Funktionieren von Menschen in der Wachstumsgesellschaft<br />

behindern. Andere Handlungsweisen sind wiederum bei prinzipiell<br />

gleichen Wesenszügen Bedingung und Ausdruck der Existenz und<br />

der Vereinseitigungen der materialistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung.<br />

Es ist dieses typische Streben nach grenzenlosem äußeren<br />

Wachstum, das die neuzeitliche Wirtschaftsordnung im Inneren<br />

prägt und noch zusammenhält. Nach wie vor werden als von Krisen<br />

erlösende Rezepte simple Wachstumskonzepte präsentiert, wie mehr<br />

Bruttosozialprodukt, mehr Konsum, mehr Arbeit – für mehr Menschen<br />

für weniger Geld. Es erscheint nur für Ausnahmepersönlichkeiten vorstellbar,<br />

daß jemand, der in unserer Welt sozialisiert ist, im Verlauf<br />

seiner Biographie insgesamt und weitgehend frei von den angesprochenen<br />

Konsumphänomenen ist. Die Bäume werden jedoch auch heutzutage<br />

nicht in den Himmel wachsen – selbst wenn man versuchen sollte,<br />

das auf gentechnischem Weg zu erreichen… Plakativ formuliert kann<br />

man am Überkonsum, der Sinnleere nicht füllen kann, zunächst leidend<br />

Bewußtsein gewinnen oder aber im Leiden verharren und versuchen,<br />

dieses Leiden weiter mit allen Arten von fun, entertainment und infotainment<br />

zu betäuben. Oder man kann schrittweise<br />

Betäubungsstrategien als solche bei sich erkennen, bewußt anschauen<br />

und ablegen. Einige aktuelle Entwicklungen verweisen darauf, daß<br />

diese Tatbestände zunehmen und zugleich in die Krise geraten.<br />

Psychische und psychosomatische Krankheitsbilder nehmen dermaßen<br />

zu, daß von »dramatischen« Steigerungsraten geschrieben wird. 933<br />

932 Wer diese Artikel nicht bezahlen kann, muß sie stehlen oder ist vom Konsum ausgeschlossen,<br />

darin wurzelt ein wichtiger Aspekt dieser Art von Exklusivität (excludere (lat.): ausschließen,<br />

trennen, fernhalten. (Vgl. Langenscheidt 1963, S. 201.)<br />

933 »In allen hoch entwickelten westlichen Gesellschaften wächst der Anteil der Bevölkerung mit<br />

sozialen Belastungen, psychischen Leiden und körperlichen Krankheiten.« Es verbreiten sich<br />

chronische Gesundheitsstörungen, die eine starke psychische und soziale Komponente haben wie<br />

Übergewicht, Untergewicht, Sinneskoordinationsstörungen durch einseitige Stimulation von<br />

Hören und Sehen; Depression und Aggression, Problemverhalten und Konsum psychoaktiver<br />

Substanzen (legale Substanzen werden von 30% der Jugendlichen, illegale Substanzen von 15%<br />

der Jugendlichen regelmäßig konsumiert.) »Der hohe Anteil an Jugendlichen mit<br />

Gesundheitsstörungen muß als ernster Indikator für soziale Desintegration und psychische<br />

Marginalisierung […] gewertet werden.« (Vgl. Hurrelmann 2000, S. 7, S. 13 ff.) Im Jahr 2002<br />

veröffentlichte die DAK (Deutsche Angestellten Krankenkasse) Zahlen, nach denen unter ihren<br />

Versicherten innerhalb von 5 Jahren der Anteil unmittelbar als psychisch erkrankt bewerteter<br />

Personen der Versicherten sich um ca. 50 % »dramatisch« erhöht hat. Besonders betroffen sind<br />

dabei junge Erwerbstätige zwischen 15 und 29 Jahren sowie Frauen aller Altersgruppen.<br />

Statistisch als Suchterkrankungen eingeordnete Krankheitsbilder sind danach noch häufiger als<br />

psychische Erkrankungen anzutreffen. Die Zunahme der Eßstörungen Bulimie und Anexorie sei<br />

ebenfalls »besorgniserregend«. Insgesamt verursachen allein die genannten Krankheitsbilder bei<br />

den versicherten Erwerbstätigen der DAK im Durchschnitt je Person mehr als 7,4 Fehltage pro<br />

Jahr. (Vgl. Schulte Strathaus 2002, S. 13.)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!