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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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302<br />

Schließlich wurden Descartes und Newton Bezüge, Wurzeln und Ausarbeitungen<br />

der Pioniere der Physik zu Transzendenz und Ethik genauso<br />

konsequent unterdrückt, wie Organisationskonzepte, die sich in diese<br />

Richtung entwickelten. Auch Nobelpreise konnten solche Prozesse bisher<br />

nicht aufhalten. 748 Abweichendes wird wie in der organisatorischen Praxis<br />

auch in der Wissenschaftsgemeinde häufig ausgeblendet, egal ob es dabei<br />

Außenseiter oder Größen der Ökonomie wie der Physik trifft. Die Unterdrückung<br />

von Abweichendem ist jedoch kein neuzeitliches Phänomen,<br />

sondern scheint mir eine urmenschliche erlösungsbedürftige Qualität zu<br />

sein.<br />

8.5 Über Märchen und Mythen als Folge der Abwehr des Nichtrationalen<br />

Die irrationale Tatsache der Ausblendung des Nicht-Rationalen (des<br />

Transzendent-Göttlichen und des Seelischen) ist eine zeitgemäße Variante<br />

der Geschichte Abwehrprozessen. Daraus folgt jedoch nicht die Nicht-<br />

Existenz des Abgewehrten, sondern die Entstehung von Manifestationen,<br />

die dieses genauso deutlich machen, wie die Tatsache der Abwehr selbst.<br />

Aus Abwehr folgt jedoch nicht das Ende abgewehrter Realitäten, sondern<br />

748 Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ging 1994 an den Deutschen Reinhard Selten für<br />

seine Weiterentwicklung der (mathematischen) Spieltheorie. Diese beruht genau auf den<br />

Rationalitätsaxiomen und Nutzenkalkülen, die ich für unfruchtbar bzw. teilweise schädlich für<br />

die Erklärung menschlichen Verhaltens halte. Selten hat das schon sehr früh erkannt und 1978<br />

noch auf spieltheoretischer Basis in seinem Artikel zum »Chain Store Paradox« veröffentlicht.<br />

(Selten 1978) Der dem Rationalitätsideal entsprechende Teil der Forschungen Seltens hat große<br />

Anerkennung gefunden und ist von verschiedener Seite zu einer eigenen spieltheoretischen<br />

Schule ausgebaut worden. Der Teil der Arbeit von Selten, in dem er zeigt, daß man die klassische<br />

Rationalitätsannahme aufgeben sollte, um zu realistischen Ergebnissen in Bezug auf<br />

menschliches Verhalten zu kommen, wird selten beachtet bzw. konsequent ignoriert.<br />

Einschlägige Magazine akzeptieren oft derartige inhaltlich abweichende Veröffentlichungen nicht<br />

einmal dann, wenn sie von Nobelpreisträgern kommen. Reinhard Selten hat jedoch die Hoffnung<br />

auf einen axiomatischen Weg zur Erklärung menschlichen Verhaltens insgesamt aufgegeben.<br />

(Vgl. Heuser 1996, S. 40 f.) Er stellt die Beobachtung und nicht ein axiomatisch fundiertes<br />

Theoriesystem für die Betrachtung und Erklärung menschlichen Verhaltens in den Vordergrund.<br />

Dieser Vorrang der Beobachtung fußt auf der Annahme, daß Menschen ihr Verhalten aus Mangel<br />

an Einsicht in die eigenen Motive und Unzulänglichkeiten im nachhinein rational zu erklären<br />

versuchen. (Vgl. Selten zitiert nach Heuser 1999, S. 47.) Diese Beobachtung von Selten gilt<br />

naturgemäß vorwiegend für Menschen, die in Kulturkreisen sozialisiert wurden, in denen<br />

Rationalität als Ideal hochgehalten wird und diesbezüglich Anpassungsdruck herrscht.<br />

Den nicht-rationalen Anteilen und Konsequenzen aus den Arbeiten von Naturwissenschaftlern ist<br />

ein eigenes Kapitel gewidmet. Von daher genügen hier drei ergänzende Anmerkungen zu den<br />

Haltungen der Größen, die an der Wiege der technisch-wissenschaftlichen Kultur stehen.<br />

»Keplers Kosmos war ein Produkt aus wissenschaftlicher Kreativität und tief religiöser<br />

Intuition.« (Gleiser 1998, S. 109) Newton »sah das Universum als Manifestation des allmächtigen<br />

Gottes an.« (Gleiser 1998, S. 140) Er war schon von daher dagegen gefeit, sich zum Ersatz eines<br />

allmächtigen Gottes als allmächtiger Mensch wahnhaft aufzublasen, was erst möglich ist, wenn<br />

man diese Seite seines Weltbildes ignoriert. Er beschäftigte sich intensiv mit Theologie, »die<br />

Newton in zahllosen und bis heute weitgehend unerschlossenen Manuskripten dokumentierte.«<br />

(Vgl. Gleiser 1998, S. 143 f.) Descartes, der heute mit dem kartesischen Koordinatensystem<br />

symbolisch für Spaltung und Entfremdung steht, praktizierte Meditationen und veröffentlichte<br />

deren Ergebnisse. (Vgl. Descartes 1972 und Descartes 1966.)

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