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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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12.5.5 Organisation und Dimensionen der Evolution<br />

Betrachtet man das dreigliedrige Organismuskonzept der Organisation<br />

gemeinsam mit dem Organisationsentwicklungskonzept von Glasl und<br />

Lievegoed, kann der umfassende und ganzheitliche Charakter des Konzeptes<br />

dargestellt werden. Die Körper, Seele und Geist des Menschen entsprechende<br />

Entwicklung von Organisationen umfaßt mit den Entwicklungen<br />

des technisch-instrumentellen Subsystems eine „Entwicklungsbiologie“, mit<br />

den Entwicklungen des sozialen Subsystems eine „Entwicklungssoziologie“<br />

und mit den Entwicklungen des geistig-kulturellen Subsystems einen der<br />

wenigen Ansätze zu einer Entwicklungspsychologie 1207 der Organisation.<br />

In jeder der vier Phasen des Entwicklungspotentiales von Organisationen<br />

gelten »andere Werte und Grundkonzepte […]: für die Gestaltung der<br />

Markt- und sonstigen Umfeldbeziehung, für den Umgang mit Geld- und<br />

1207 Das Konzept, daß individuelle Biographien ein Neuvollzug menschlicher<br />

Bewußtseinsentwicklung beinhaltet, skizzieren Langer et al. in Meinhold et al. 1998, S. 159 ff.<br />

Weitere Konzepte, die in je eigener Art eine Entwicklungspsychologie der Organisation<br />

beinhalten, sind:<br />

1. Henry Mintzberg beschreibt die Entwicklung der primären Koordinationsprinzipien von<br />

Organisationen im Zeitverlauf. Danach entwickeln sich die Koordinationsprinzipien von<br />

gegenseitiger Abstimmung bei Pionierorganisationen (in der Sprache von Glasl et al.; in<br />

englischer Sprache: Start-Up) zur direkten Kontrolle, danach zur Standardisierung von Arbeit,<br />

Produkten, Dienstleistungen und Qualifikationen und schließlich zu einer komplexeren und<br />

vernetzteren gegenseitigen Abstimmung. (Vgl. Mintzberg, 1979, S. 8.) Die Konstatierung der<br />

Entwicklung in Richtung komplexer wechselseitiger Abstimmungsprozesse, setzte 1979 eine<br />

außergewöhnliche Weit- und Klarsicht voraus.<br />

2. Burkard Sievers bespricht einen entwicklungspsychologischen Kernaspekt, wenn er das<br />

Phänomen der Reifung von Organisationen aus der Perspektive des Umgangs mit den<br />

Menschen in einer Organisation aufarbeitet. Daß Organisationen nicht mehr nur auf<br />

Gebrauchen und permanentes äußerliches Wachstum ausgerichtet sind, drückt sich danach in<br />

konzentrierter Weise darin aus, wie in Organisationen mit Lebenskrisen, Schwächen und<br />

individuellen Wandlungen von Mitarbeitern umgegangen wird. Wenn Organisationen an dem<br />

Bild des immer stark und funktional seienden Mitarbeiters festhalten, blockiert dieses zunächst<br />

auf der individuellen Ebene die Wahrnehmung und das Einbeziehen der sich in Lebenskrisen<br />

(manchmal nur in Krisen) entfaltenden Qualitäten von Mitarbeitern in den organisationalen<br />

Prozeß. Lebenskrisen bieten grundsätzlich eine Chance zur Reifung. Reifungsprozesse<br />

fruchtbar in die Entwicklung von Organisationen einzubinden, setzt Führungspersonen voraus,<br />

die Erlebnisse von Wandlung und Schwäche in sich erlebt, angenommen und bewußt<br />

verarbeitet haben. Daraus folgt, daß höheres Lebensalter eher erwarten läßt, daß<br />

Führungskräfte diese Qualitäten in sich entwickeln konnten. (Vgl. Sievers 1994, S. 287 ff.)<br />

3. Oswald Neuberger entwickelt diesen Gedanken entlang der Bedürfnispyramide nach Abraham<br />

Maslow. »Man kann zeigen, daß sich in dieser Aktualgenese und/oder Ontogenese die<br />

Phylogenese wiederholt: die „physiologischen“ Bedürfnisse, die der Sicherung der leiblichen<br />

Existenz dienen, dominieren in den Zeiten frühkapitalistischer Ausbeutung […] Als letzte<br />

offene Bedürfnisklasse schließlich ist die Gruppe der Wachstums- oder<br />

Selbstverwirklichungsmotive anzusehen, bei denen es darum geht, in der verwalteten Welt die<br />

personale Einmaligkeit und Einzigartigkeit zur Geltung zu bringen.« Diese<br />

Entwicklungsperspektive Maslows ist nicht zwingend und läßt Raum für eigene<br />

Entwicklungen. (Vgl. Neuberger 1985, S. 47.)<br />

4. In «Kooperation mit der Evolution» findet man drei Aufsätze von Russell, Pearce und<br />

Skolimowski unter den Überschriften «Die Geschichte des Bewußtseins», «Werden was wir<br />

sind» und «Der kreative Kosmos», in denen für Organisationen grundlegende Ansatzpunkte für<br />

bewußtes Handeln gesucht und umschrieben werden. (Vgl. Gottwald et al. (Hrsg.) 1999, S. 451<br />

ff.)

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