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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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231<br />

Für die Statistik folgt zwangsläufig: »Gegenstand einer statistischen<br />

Erhebung sind die sogenannten statistischen Einheiten (z.B. Personen,<br />

Haushalte, Staaten usw.). Bestimmte genau festgelegte Merkmale (Variablen,<br />

Items) dieser statistischen Einheiten sollen erfaßt (erhoben), beschrieben,<br />

analysiert werden. Konkrete Merkmalsausprägungen können sowohl<br />

quantitativer (verfügbares Einkommen eines Haushaltes, Bruttosozialprodukt<br />

europäischer Staaten usw.) als auch qualitativer (z.B. Berufsgruppenzugehörigkeit,<br />

Geschlecht einer Person, Farbe eines Autos) Art sein.« 615<br />

In quantitative Modellierungen einbezogene qualitative Variablen bilden<br />

also nicht die eigentliche (innere) Qualität ab, die sich in dem Entwicklungsgesetz<br />

eines Phänomens widerspiegelt. Sie erfassen in numerischer<br />

Form das einfache Vorhandensein derjenigen äußeren Merkmale von<br />

statistischen Einheiten (d.h. untersuchten Objekten), die nicht sinnvoll in<br />

eine numerische Ordnung zu bringen sind. Das Erfassen des Qualitativen in<br />

quantitativen Modellen beschränkt sich also darauf, festzuhalten, ob ein<br />

Merkmal vorhanden ist oder nicht. Daher ist die Qualität eines Merkmals<br />

und auf welche Qualität eines Phänomens diese Qualität verweist, Gegenstand<br />

unmittelbarer Erfahrung und in Zahlen nicht auszudrücken 616 . Dieses<br />

gilt beispielsweise für die Qualität der Farbe von Objekten, für die Qualität<br />

von Musik, die sich im Merkmal der Instrumentierung nur unzureichend<br />

widerspiegelt, genauso wie für die wesensbestimmenden Qualitäten von<br />

Produkten und Dienstleistungen 617 . Ein Begriff der Qualität des Qualitativen<br />

fehlt also im Zusammenhang von Meßvorgängen. Statistisch gestützte<br />

Erfassungen von Qualität brauchen daher aus angemessenen persönlichqualitativen<br />

Wahrnehmungen abgeleitete Indikatorsysteme, damit angemessene<br />

Abbilder von Qualität aus ihnen resultieren können.<br />

614 Duden 1985, Bd. 10, S. 481<br />

615 Kraft et al., 1992, S. 4<br />

616 Statistische Modelle sind formal verknüpfte Merkmalsbündel. Die Verbindung von statistischen<br />

Modellen mit der abgebildeten Realität kann mit quantitativen Methoden nicht untersucht<br />

werden. Zugleich sind Modelle Teil der Realität, an der sie durch ihr Da-sein Anteil haben. In<br />

dieser Form wird erneut sichtbar, daß die Grenze zwischen Quantitativem und Qualitativem auf<br />

formaler und auf quantitativ-methodischer Ebene nicht überwindbar ist.<br />

Qualität und Qualitatives sind mit statistischen Methoden unmittelbar nicht zu erfassen. Das gilt<br />

unabhängig von dem Skalenniveau, auf dem das Merkmal erfaßt wird. Das Abbilden von<br />

Qualitativem in Zahlen ist immer eine mittelbare und indirekte Erfassung von Qualitativem.<br />

617 In aller Kürze: Es existieren Qualitäten, die einer Erfassung mittels Indikatorerfassung eher leicht<br />

zugänglich sind wie die Haltbarkeit und der Energieverbrauch von Produkten. Andere Qualitäten<br />

sind nur schwer oder gar nicht angemessen in dieser Form zu erfassen, z.B.: Aufrichtigkeit,<br />

Anstand und Zuverlässigkeit des Anbieters im Dialog mit dem jeweiligen Kunden, die<br />

„atmosphärische“ Qualität des Produktes sowie dessen Bedarfsgerechtigkeit (in Abgrenzung zur<br />

Bedürfnisbefriedigung). Kurzerläuterung: Bedürfnisse werden mehr oder weniger subtil und/oder<br />

bewußt geweckt. Nicht alles, was man glaubt haben zu müssen, braucht man. In diesem Sinn<br />

entspricht der Bedarf dem, was in tieferem Sinn gebraucht wird.

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