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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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536<br />

Johann Wolfgang von Goethe hat dem Phönix und seiner Bedeutung für den<br />

Menschen ein Denk-Mal in Versform gesetzt.<br />

Abbildung 19: Phönix 1293<br />

(1) Sagt es niemand, nur den Weisen,<br />

Weil die Menge gleich verhöhnet,<br />

das Lebend´ge will ich preisen,<br />

Das nach dem Flammentod sich<br />

sehnet.<br />

(5) Und so lang du das nicht hast,<br />

Dieses: Stirb und werde!<br />

Bist du nur ein trüber Gast<br />

Auf der dunklen Erde.<br />

Johann Wolfgang von Goethe 1294<br />

So steht der Phönix für die sich in<br />

Krisen offenbarende Notwendigkeit<br />

einer qualitativen Umwandlung des<br />

im Innersten Gleichbleibenden. Der Phönix wird so zum vielschichtigen<br />

Sinnbild für Wandlungen und Verwandlungen. Er ist Symbol und Metapher<br />

in einem und vollzieht in seiner Struktur die dritte Dimension des<br />

Bildhaften – das Ritual. Der Phönix braucht im Prozeß, für den er steht, das<br />

den Lebensgesetzen und dem Umwandlungsprozeß angemessene Handeln –<br />

das bewußte und bewußtmachende Ritual. Sonst endet die Existenz des<br />

Phönix im Tod.<br />

Er sammelt Gewürze, Kräuter und Reisig, schichtet die Zutaten zu einem<br />

nestartigen Haufen und setzt sich auf diesen. Schließlich begibt er sich in<br />

diesen hinein, fängt mit dem Schnabel einen Sonnenstrahl ein und zündet<br />

damit das Nest an, auf dem er sich niedergelassen hat. Nach der Selbstverbrennung<br />

verwandelt sich die Asche am ersten Tag in einen Wurm, am<br />

zweiten in einen jungen Vogel und am dritten Tag hat der Phönix seine<br />

ursprüngliche Gestalt wieder. Verjüngt und neugeboren erhebt er sich<br />

sind. Und entscheidend ist, ob sie inneren Halt finden, ob sie eine Orientierung in sich haben,<br />

denn die Orientierung an dem, was im Umfeld geschieht, ist schwierig.« (Glasl 1994, S. 9)<br />

Aries beschreibt die Todesstunde als Vergegenwärtigungsprozeß des Lebens und führt diese u.a.<br />

auf das paulinische »Ich sterbe täglich« und auf Manlius zurück: »Mit der Geburt beginnen wir<br />

zu sterben und das Ende setzt mit dem Anfang ein.« (Vgl. Aries 1997, S. 123 ff.)<br />

Betrachtet man die Biologie des Lebens, findet man körperliche Entsprechungen dieser<br />

philosophisch-religiösen Einsichten. Mit der Geburt beginnen die Ausscheidungsprozesse von<br />

Stoffen, die abgestorben sind wie Haaren, Hautschuppen, Urin und Exkrementen. In der ersten<br />

Lebenshälfte überwiegen die Wachstums- und Aufbauprozesse, während in der zweiten<br />

Lebenshälfte die Abbauprozesse die Oberhand gewinnen.<br />

1293 Die Abbildung wurde entnommen aus Schöpf 1992, S. 121. Sie entstammt laut Schöpf im<br />

Original aus „Ortus Sanitatis 1491, De Avibus (lat.: Über die Vögel), Kap. 48.<br />

1294 aus »Selige Sehnsucht«, Goethe 1967, S. 18 f.

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