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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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317<br />

tief, bis nicht ein Es erlebt wird, sondern die tiefste Tiefe der Wirklichkeit<br />

im Verständnis des christlichen GlaubenS. LIEBE.« 776<br />

Kontemplation ist eng mit dem Ausgleich von Polaritäten wie Innen-Außen,<br />

Licht-Schatten, männlich-weiblich verbunden. Kontemplation und kontemplative<br />

Haltungen sind darüber hinaus selbst ein in drei Dimensionen<br />

ausgleichender Gegenpol zu einer technisch-wissenschaftlich ausgeprägten<br />

Grundhaltung. So werden technisch-wissenschaftliches Analysieren und<br />

kontemplatives Anschauen als komplementäre Prozesse deutlich.<br />

Tabelle 1: Technisch-wissenschaftliche und kontemplative Grundhaltung des Erkennens<br />

technisch-wissenschaftlich<br />

auf allgemeine Gesetzbildung und<br />

Durchschnittsbildung angelegt,<br />

Uniformität<br />

Äußerlichkeit<br />

Zweckmäßigkeit, Sinnlosigkeit und<br />

Funktionalität<br />

Trennung, unterscheiden, abgrenzen<br />

Machen<br />

Orientierung auf Vergangenheit und<br />

Zukunft<br />

kontemplativ<br />

auf den Einzelfall und das<br />

Individuelle bezogen<br />

Innerlichkeit<br />

Sinngebung, Würdigung<br />

Verbindung, wahrnehmen, annehmen<br />

mitleben<br />

Gegenwart und Gegenwärtigkeit<br />

Im Sinn eines Ausgleichs von Polaritäten kann sich Kontemplation nicht im<br />

Rückzug von der hektischen Geschäftigkeit der Alltagswelt erschöpfen. Im<br />

Gegenteil. Kontemplation, die die Polaritäten ausgleicht, umfaßt die<br />

Grundqualität des »Alltag als Übung«. Sie erschöpft sich nicht in einer<br />

alltagsfernen Spiritualität, sondern strebt danach, im Alltag in Verantwortung<br />

und Hingabe »das Wesen in uns«, den »inneren Meister«, zu<br />

entwickeln und zur Geltung kommen zu lassen. 777 Kontemplation ist also<br />

nicht an Orte gebunden, die konventionellerweise als heilige Orte gelten.<br />

»Vielmehr wird hier die Welt selbst zum Kloster, die Welt selbst als Arena<br />

776 Schmid 1990, S. 111 f. Wenn ich die Ausführungen von Schmid richtig deute, reklamiert er<br />

»LIEBE« nicht ausschließlich für das Christentum. Diese Haltung teile ich. Daß mit »LIEBE« im<br />

Kern nicht eng mit Körper und Seele verbundener „Eros“, sondern die spirituelle Dimension der<br />

Liebe „Agape“, die sich im Menschen manifestiert, gemeint sein wird, liegt auf der Hand.<br />

Daß von Menschen hervorgebrachte Manifestationen christlichen Glaubens (und anderer<br />

Religionsgemeinschaften) wiederholt Unmenschlichkeit und Grausamkeit sind, steht auf<br />

demselben Blatt. Es verdeutlicht die allgegenwärtige Möglichkeit des Scheiterns auch und gerade<br />

am hohen Ideal.<br />

777 Vgl. Wehr 1997 (unter Bezug auf Karlfried Graf Dürckheim), S. 44 f. Vgl. auch Dürckheim<br />

1973.

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