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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Henry F. Ellenberger schließlich sieht eine »fundamentale Ähnlichkeit<br />

zwischen dem System von Freud und Jung; beide sind aus einer schöpferischen<br />

Krankheit hervorgegangen, die in die Bahnen einer psychotherapeutischen<br />

Methode gelenkt wurde. Beide bieten die Möglichkeit einer Reise<br />

ins Unbewußte in Form einer Lehr- oder Heilanalyse. Aber die Reisen sind<br />

sehr verschieden«. 1469 Kann man die gegenwärtigen Krisen als Teil einer<br />

schöpferischen Krankheit der technisch-naturwissenschaftlichen Zivilisation<br />

sehen?<br />

Aus der Entwicklung der technisch-naturwissenschaftlichen Zivilisation und<br />

Konsumgesellschaft, die nach außen mißachtend benutzt und auch die<br />

Mißachtenden in die Entfremdung und innere Leere treibt, schält sich für<br />

mich mehr und mehr der Sinn heraus, Achtsamkeit, gegenseitigen Respekt<br />

und Achtung der inneren Würde allen Daseins wieder zu erlernen und dabei<br />

die in der Aufklärung gewonnene Freiheit der Individualität zu erhalten und<br />

zu kultivieren. Damit erhalten auch diese Zivilisation und alle die sie tragen,<br />

ihre innere Würde zurück, die sie selbst im Krieg aller gegen alle zu<br />

zerstören drohen. So geht es um Kultivierung von Wissenschaft, Technik<br />

und Konsum durch Maß, Sinn und Beziehungspflege. Die Entwicklung von<br />

Askese nach dem Konsumrausch und dem Machbarkeits- und Wachstumswahn<br />

ist eine Möglichkeit unter vielen, die nicht jedem gegeben und<br />

vermutlich für noch weniger Menschen der richtige Weg ist. Wobei Askese<br />

vermutlich nur dann gelingt, wenn der verbliebene Konsum achtsam und<br />

genußvoll bleibt. Erfahrungen der individuellsten und merkwürdigsten Art<br />

können offenbar eine Lern- und Heilkrise vorbereiten. Die Mißachtung des<br />

anderen und das Mißachtet-Werden als Schmerz in sich selbst zu erfahren<br />

kann wohl in einem Weg aus innerer Leere hinaus zu neuer Achtung<br />

münden.<br />

Am Ende der Formulierung dieses zuletzt geschriebenen Kapitels wird mir<br />

endlich klar, daß ich mich durch meine Erfahrungen mit nutzenorientierter<br />

und narzißtischer technisch-wissenschaftlicher Kultur und ihre Verarbeitung<br />

und Deutung an die Quellen von Christentum und spirituell-religiöser Praxis<br />

zurück vorgearbeitet habe. Achtsamkeit ist Kern und Essenz von kontemplativer<br />

Praxis, steht in der religiösen Praxis östlicher Traditionen im<br />

Vordergrund und wirkt in kirchlich gebundener christlicher Praxis in<br />

vermutlich nicht selten unterschätzter Weise durch kontemplativ-mystische<br />

Praxis entscheidend mit. 1470 Der Buchtitel «Zen oder die Kunst, das Leben<br />

1469 Ellenberger zitiert nach Wehr 1996, S. 240<br />

1470 Zur Einführung in die Hintergründe dieser Bemerkungen vgl. die Harvard Vorlesungen des 14.<br />

Dalai Lama und die Beschreibung der Pilgerreise von Thich Nhat Hanh mit dem Titel «Schritte

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