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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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wo Herz und Hirn vereint sind, kann wahre Befreiung erlangt werden.« 981<br />

Johann Wolfgang von Goethe schließlich stellt fest: »Wer eine Synthese<br />

recht prägnant in sich fühlt, der hat eigentlich das Recht zu analysieren, weil<br />

er am äußeren Einzelnen sein inneres Ganzes prüft und legitimiert.« 982<br />

10.3 Organisatorisch-Interkulturelles<br />

Im Zusammenhang mit dem in „Theorie“ und „Praxis“ weitverbreitetem<br />

Verzicht auf die bewußte Anwendung qualitativer Verfahren steht eine<br />

Tiefendimension gegenseitigen Nichtverstehens, die ich in Organisationen<br />

und in Untersuchungen über Organisationen in unterschiedlichen Formen<br />

immer wieder erlebt habe. Es ist der Streit zwischen den in Theorie und<br />

Praxis der Menge nach bevorzugten „Erbsenzählern“ 983 und der „Randgruppe“<br />

der „Tiefenheinis“ 984 . Die quantitativ orientierte Gruppe wirft der<br />

qualitativ 985 ausgerichteten vor, sie stochere im Nebel von diffusen<br />

subjektiven Vermutungen und ignoriere die harten Fakten. Weitere<br />

Vorwürfe können „Gefühlsduselei“, „Realitätsfremdheit“ und „Schwafeln“<br />

lauten. Andersherum lauten die Vorwürfe „blinde Methodengläubigkeit“,<br />

„Oberflächlichkeit“, „Einebnung des Besonderen durch Durchschnittsbildung“,<br />

„Seelenlosigkeit“, „Sinnvergessenheit“ und „Tötung des geistig<br />

Lebendigen durch überzogene Abstraktion“. Die so charakterisierten<br />

„Parteien“ hören sich selten zu und verstehen sich noch viel seltener. Es hat<br />

den Anschein, daß in meist konfrontativ verlaufenden „dialogischen“<br />

Monologen die bekannten Vorwürfe oder Selbstüberhöhungen oft nur für<br />

die Vergrößerung und Stabilisierung der eigenen „Gemeinde“ öffentlich<br />

981 Govinda 2000, S. 246<br />

982 Goethe 1985, S. 797 f.; aus «Dichtung und Wahrheit», Kapitel 19<br />

983 „Erbsenzähler“ sind jede Art von einseitigen Statistikanwendern und sonstigen Zahlenfetischisten<br />

wie Spezialisten für quantitative Messung und vor allem solche, die sich irrtümlich dafür halten.<br />

Einseitige „Empiriker“ und Kostenrechner sind Spezialfälle dieser Spezies. Vor lauter Zählen<br />

fehlt meist die Wahrnehmung für die Qualität der Erbsen.<br />

984 Auch mit den „Tiefenheinis“ wird regelmäßig Abwertendes verbunden. Dazu zählen einseitige<br />

Beschreibungsfetischisten, die grundsätzlich auf dem Weg in die Tiefe von Geist, Seele und<br />

Schicksal den Stein der Weisen zu finden hoffen, beim Spazierengehen „Hans guck in die Luft“<br />

spielen und blindlings vor den nächsten Laternenpfahl knallen. Einseitig auf<br />

tiefenpsychologischer Basis arbeitende Personen sind ein Spezialfall genauso wie einseitig<br />

philosophierende und moralisierende Personen, die oft genauso regelgebunden sind, wie gläubige<br />

Zahlenfetischisten – die Regeln sind nur andere.<br />

985 Vgl. einführend in qualitative Methoden in den Sozialwissenschaften Flick 1995, für qualitative<br />

Methoden der Organisationsbetrachtung sowie der Betrachtung von Weltbildern als Basis der<br />

Organisation vgl. Morgan 1997 und Morgan 1998. (Mit dem Begriff „qualitative Methoden“ ist<br />

hier nicht gemeint, daß qualitative Variablen in quantitativer Form in formal-mathematischen<br />

Modellen abgebildet werden. Die hier gemeinten Verfahren kommen ohne Repräsentation des<br />

Untersuchten in Zahlen und mathematischen Berechnungen aus.) Weiterhin sind verschiedenste<br />

Methoden in Betracht zu ziehen, die im Kanon der Sozialwissenschaften eher am Rande stehen<br />

oder bisher nicht beachtet worden sind, wie therapeutische Ansätze aus der Psychologie,

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