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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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14<br />

seine Augen nicht wirklich offen gehabt.« 53 Zink trifft damit den Nagel<br />

insofern auf den Kopf, als es um die schwärzesten menschlichen Schattenanteile<br />

geht. Ohne Vorbereitung innerer Stabilität und Offenheit und ohne<br />

die Fähigkeit zur Versöhnung, drohen nicht nur Abgründe bei unmittelbarer<br />

Konfrontation solcher Anteile aktiviert zu werden, sondern auch erhebliche<br />

und nachhaltige Störungen individueller und/oder organisatorischer Integrität<br />

und Gesundheit. 54 .<br />

Darüber hinaus hat jeder Mensch Bezüge zum kollektiven Unbewußten und<br />

zum Schatten von Organisationen aller Art wie Familie, Sub-Kultur, privatwirtschaftliche<br />

und öffentliche Unternehmen sowie den Staatsgemeinschaften.<br />

Die Gefahren von illusionärer Lichtidentifikation und von Schattenprojektion<br />

betreffen daher nicht nur Individuen sondern auch Organisationen.<br />

Die gemeinsame Geschichte von Deutschen und Juden zwischen 1933 und<br />

1945 zeigt die grausigen Folgen, die Projektionen auf kollektivorganisatorischer<br />

Ebene haben können 55 .<br />

Mit Martin Bowles formuliert ist es der Normalfall, daß im Schatten nicht<br />

nur negative, sondern auch positive Qualitäten enthalten sind. 56 Ein typisches<br />

Beispiel für solche positiven Schattenanteile, daß bei Personen, die<br />

sich exakt-kühler Rationalität verschrieben haben, menschliche Potentiale<br />

wie Mitgefühl, Widerspruchstoleranz und Liebesfähigkeit in den Schatten<br />

gedrängt werden können. Religiös oder ethisch motivierte Schattenabdrängungen<br />

und –projektionen haben wohl eher die Abwehr der diesem polar<br />

gegenüberstehenden egoistischen, aggressiven, unehrlichen, lustvollen usw.<br />

Anteile zur Folge.<br />

Neben psychologischer Literatur verschiedenster Herkunft, populärwissenschaftlicher<br />

und spirituell-religiöser Literatur bietet vor allem die Kunst<br />

Zugänge zu den Realitäten von Bewußtem und Unbewußtem sowie von<br />

Licht und Schatten 57 . Die schreibende Kunst bietet heute wie einst in Märchen<br />

58 und Mythen Werke, in denen sowohl Abstiege in Abgründe und<br />

Prozesse des Scheiterns als auch das erlösende Heilwerden verarbeitet sind.<br />

53<br />

54<br />

55<br />

56<br />

57<br />

Zink 1999, S. 143<br />

Bei diesem „Film“ ist weit mehr als bei Horrorfilmen, die der Unterhaltungsindustrie<br />

entstammen, zu beachten: Wer zu früh, zuviel oder zu direkt sieht, läuft Gefahr, Schaden an der<br />

Seele zu nehmen oder „Kettenhunde“ loszulassen, die besser fest angebunden bleiben. Im<br />

übelsten Fall droht schlimmste projizierende Aggression nach Außen oder innerliche<br />

Desintegration in einer Psychose virulent zu werden. Auch das ist altes Wissen.<br />

Vgl. auch Glasl 2007, S. 61.<br />

Die Namen Stalin, Mao und Phol Phot stehen dafür, daß organisatorische Verhältnisse auch nach<br />

1945 noch zum Ausdruck tiefster Entgleisungen von Menschen werden können. Nicht nur<br />

politische Organisationen können davon betroffen sein..<br />

Vgl. Bowles 1994, S. 391.<br />

Marie-Louise von Franz hat dem Thema „Schatten und Böses in Märchen“ eine eigene<br />

Monographie gewidmet. (Vgl. Franz 1974) Fichtner bearbeitet über Märchen hinausgehend<br />

«Doppelgänger: Von endlosen Spielarten eines Phänomens» (vgl. Fichtner 1999).

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