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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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554<br />

Verantwortung jedes Einzelnen angesichts moderner Perspektiven kann von<br />

Albert Speer aus der reflektierten Perspektive desjenigen gelernt werden,<br />

der mit grausigen Konsequenzen an eben jener Aufgabe des Menschseins<br />

scheiterte. Eine zweite Brücke zwischen der jungen Geschichte und heute<br />

ist die Dominanz von Technokratie und Technik, die Albert Speer eine<br />

entscheidende Zeit lang getragen hat. 1324<br />

13.2.1.3 Albert Speer zu Technokratie, Konformität, Arbeitssucht und zum<br />

Bösen<br />

Albert Speer formulierte in seinem Schlußwort bei den Nürnberger<br />

Prozessen: »Der Alptraum vieler Menschen, daß einmal die Völker durch<br />

die Technik beherrscht werden könnten - er war im autoritären System<br />

Hitlers nahezu verwirklicht. In der Gefahr von der Technik terrorisiert zu<br />

werden, steht heute jeder Staat der Welt, in einer modernen Diktatur scheint<br />

mir dieses aber unvermeidlich zu sein. Daher: Je technischer die Welt wird,<br />

umso notwendiger ist als Gegengewicht die Forderung der individuellen<br />

Freiheit und des Selbstbewußtseins des einzelnen Menschen.« 1325 In der<br />

Gefängniszelle verfaßte er eine Notiz, die diesen Gedanken fortschreibt.<br />

»Durch diese Kriegskatastrophe ist die Empfindlichkeit des in<br />

Jahrhunderten aufgebauten Systems der modernen Zivilisation erwiesen<br />

worden. Wir wissen jetzt: Wir leben in keinem erdbebensicheren Bau. Die<br />

komplizierte Apparatur der modernen Welt kann sich, durch negative<br />

Impulse, die sich gegenseitig steigern, unaufhaltsam zersetzen. Kein Wille<br />

könnte diesen Prozeß aufhalten, wenn der Automatismus des Fortschritts zu<br />

einer weiteren Stufe in der Entpersönlichung des Menschen führte, ihm<br />

immer mehr die Selbstverantwortung entzöge.« 1326<br />

Bei George Soros findet man eine beispielhafte Formulierung der innigen Verbindung von<br />

Sozialdarwinismus und »Raubtierkapitalismus«. Skrupel sind in dieser Haltung als »Belastung«<br />

tabuisiert. (Vgl. Soros 1998, S. 81, S. 113.)<br />

1324 Der deutsch-amerikanische Raketenbauer Wernher von Braun bewertet die Erinnerungen Albert<br />

Speers als wichtigen Beitrag dazu, in der technisch-wissenschaftlichen Moderne die moralische<br />

Verantwortung des Einzelnen sichtbar zu machen. (Vgl. Speer 1979, S. 75.) Wernher von Braun<br />

war Raketenkonstrukteur und als solcher im 2. Weltkrieg Direktor der Heeresversuchsanstalt in<br />

Deutschland/Peenemünde und Leiter der Entwicklung der Flüssigkeitsrakete V2. (Die Zustände<br />

bei der Fabrikation der Raketen wurden von Speer als »Dantes Inferno« beschrieben, was ihn<br />

nach Lage der mir bekannten Literatur erstmals dazu brachte, das Leiden von Sklaven anzusehen<br />

und Linderung zu erzwingen. Speer sagte nach dem Krieg, es sei der schlimmste Ort, den er je<br />

gesehen habe.) Nach dem zweiten Weltkrieg war Wernher von Braun in den USA Leiter des<br />

amerikanischen Raketenprogramms der NASA bis hin zu dem Apollo-Programm, das zum<br />

Betreten des Mondes durch amerikanische Astronauten Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre<br />

des 20. Jahrhunderts führte. (Vgl. Brockhaus 1987 Bd. 3, S. 632; zur Fabrikation der V2 vgl.<br />

Sereny 1995, S. 486 ff.)<br />

1325 Speer 1975b, S. 522 f.<br />

1326 Speer 1975b, S. 525

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