25.12.2013 Aufrufe

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

356<br />

Würdigen von unterschiedlichen Hochreligionen ist auch festzuhalten, daß<br />

an Jesus Christus beispielhaft deutlich wird, daß diese in an der Oberfläche<br />

kaum zu klärender Weise miteinander verbunden sind. Im Hintergrund<br />

dieser Bemerkungen steht die Feststellung, daß wenn Transzendentes als<br />

real akzeptiert wird, Inhalt und Gestalt von Religionen nicht beliebig sind<br />

und daher wesentliche Gemeinsamkeiten aufweisen müssen. 900<br />

Zu den neueren Ansätzen mit Wissenschaftsbezug zählen die Ansätze der<br />

Psychologie, in deren Methodenspektrum die Selbstbeobachtung enthalten<br />

ist, sowie die vielschichtigen Zugänge zur Tiefenpsychologie. Gerhard<br />

Wehr und andere zeigen, daß die Mutterdisziplin der Tiefenpsychologie –<br />

die Psychoanalyse – kein historisch neues oder einzigartiges Denksystem<br />

ist. Sie zeigen Verbindungen der Initiationsprinzipien verschiedener<br />

abendländischer Mysterienschulen mit dem Prinzip der Lehranalyse auf. 901<br />

umfaßt. »Der Mysiker, der unmittelbar Wahrheit erlebt, ist in jeder religiösen Gemeinschaft ein<br />

gefährliches Subjekt. Wehe dem, der erlebt und nicht mehr nur glaubt!« (Schmid 1990, S. 56)<br />

»Wenn der christliche Glaube alles flieht, was an Mystik erinnert, verliert er seine Tiefe und<br />

Lebendigkeit. Er entartet zum reinen Spiel mit christlichen Vorstellungen, zum erlebnisfernen<br />

Verharren auf christlichen Standpunkten oder in christlichen Erkenntnissen.« (Schmid 1990, S. 9)<br />

Auch Wissenschaft, Empirie und Faktenbezug können in erlebnisferner Ideologie erstarren und<br />

zum Machtinstrument degenerieren. »Das Nebeneinander verschiedener Glaubensformen, dem<br />

einen nur ein Anlaß, um alle religiöse Wahrheit zu relativieren, dem anderen eine Versuchung,<br />

oberflächlich synkretistische Wahrheiten zu verbinden, dem dritten eine willkommene<br />

Gelegenheit, überall mit den Feinden des Glaubens zu ringen, ist wieder für andere die Chance<br />

neuer Selbstfindung.« (Schmid 1990, S. 18) Was Schmid für den religiösen Zusammenhang<br />

konkretisiert, kann bei offenem Hinschauen qualitativ auch in vielen anderen Zusammenhängen<br />

erfahren werden.<br />

900 Die vergleichende Religionswissenschaft hat entsprechendes festgestellt. (Vgl. S. 260, Fußnote<br />

863.)<br />

Jesus Christus ist mir bei meinen Beschäftigungen mit Texten von nicht-christlichen<br />

Hochreligionen mehrfach begegnet. Annemarie Schimmel zitiert in «Jesus und Maria in der<br />

islamischen Mystik» Nurbakhsh. »In der Literatur der Sufis ist Jesus der Inbegriff des<br />

vollkommenen Meisters« (Nurbakhsh zitiert nach Schimmel 1996, S. 7.) »Jesus, im Arabischen<br />

c Isa, ist der »Geist Gottes«, ein »Geist von ihm (sic!)« (Sure 4,171).« (Schimmel 1996, S. 9) In<br />

meiner Version des Koran steht: »Der Messias Jesus, der Sohn der Maria, war ein Gesandter<br />

Allahs und Sein Wort, das Er Maria entbot, mit einer Seele geschaffen von Ihm.« (Auszug aus<br />

Sure 4,171; vgl. Koran 1999, S. 100.)<br />

Nach Yogananda stimmen das ursprüngliche von Jesus Christus gelehrte Christentum und das<br />

ursprüngliche von Bhagwan Krishna gelehrte Yoga »im Wesentlichen völlig überein«. (Vgl.<br />

Yogananda 1996, S. 117.) Wie immer: Das Wort „völlig“ stimmt mich wegen<br />

Absolutsetzungstendenz skeptisch. Ich bin jedoch nicht hinreichend kundig, um meine Skepsis<br />

am Yoga und Christentum zu prüfen. Yogananda steht in der Tradition des Hinduismus und<br />

beschreibt vier Wege der Religion: Denken, Hingabe, Meditation, zur Wissenschaft reifendes<br />

Yoga. Seine Verbindungen zu den spirituellen Wurzeln des Westens zeigt er, indem er die<br />

Beschreibung seines als wissenschaftlich aufgefaßten Wegabschnitts mit der populären Version<br />

eines Wortes des Apostels Paulus beginnt: »Ich sterbe täglich«. (Vgl. Yogananda 1996, S. 84.)<br />

Ein weitere Version ist »Tag für Tag bin ich dem Tode nah.« (Der erste Brief an die Korinther,<br />

Kapitel 15, Vers 31).<br />

901 Vgl. Wehr 1996, S. 18-27.<br />

Wehr zeichnet die Geschichte der Psychoanalyse anhand der Biographien ihrer Gründergestalten<br />

nach. Es wird deutlich, daß es sowohl innerhalb der Entwicklung der „Psychologie des<br />

Unbewußten“ als auch in ihren „Außenberührungen“ mit der akademisch geprägten Psychologie<br />

und Psychiatrie vielfältige Prozesse von Berührung, Abgrenzung und Abstoßung gegeben hat. So<br />

erscheint die Psychologie des Unbewußten als eine dem Umfang und der äußeren Macht nach<br />

weniger bedeutende Parallelentwicklung zu der allgemein vorherrschenden naturwissenschaftlich-technisch<br />

orientierten Hauptströmung in Wissenschaft und Gesellschaft. Die Psychologie des

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!