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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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225<br />

Die Bearbeitung der für Organisationen im Zusammenhang von Rationalität<br />

mindestens ebenso wichtigen Prozesse von EDV erfolgt in Kapitel 13.<br />

6.2 Subjektivierende Aspekte der Datenerhebung<br />

6.2.1 Meßtheorie, Messung und die Nicht-Meßbarkeit von (organisationalen)<br />

Phänomenen<br />

Viele wichtige statistische Verfahren setzen aus methodischer Sicht meßtheoretisch<br />

fundierte Skalen mit bestimmten Eigenschaften voraus. Wenn<br />

mit Statistik Prozesse erfaßt werden, an denen Menschen beteiligt sind,<br />

werden wichtige Teile dieser Voraussetzungen verletzt. Solche Annahmeverletzungen<br />

treten in angewandter Statistik mit wissenschaftlichem und<br />

praktischem Anspruch gleichermaßen auf und haben für die Interpretation<br />

und Bewertung von Ergebnissen statistisch fundierter Erkenntnisprozesse<br />

einschneidende Folgen. 602<br />

In diesem Kontext haben Ratingskalen und ihre allgemeine Überschätzung<br />

eine hohe praktische Bedeutung. Ratingskalen mangelt es jedoch an weit<br />

mehr, als nur an einer meßtheoretischen Fundierung 603 . Sie werden daher in<br />

einem gesonderten Kapitel bearbeitet.<br />

Die für die angewandte Statistik relevanten meßtheoretischen Definitionen<br />

bilden die Basis für die Erfassung von Merkmalen, die kardinalem bzw.<br />

ordinalem Skalenniveau genügen. Das Skalenniveau eines Merkmals<br />

bestimmt, in welcher spezifischen Form und unter welchen Voraussetzun-<br />

602 Zu einer kurzen Einführung in die Meßtheorie vgl. Stier 1996, S. 35-48; ausführlich Krantz et al.,<br />

1971 Vol. I - Vol. III; weniger mathematisch Orth, 1974.<br />

Wichtige Eigenschaften meßtheoretisch fundierter Skalen sind je nach Art der erzeugten<br />

Ordnung:<br />

1. Axiomatisierung: Z.B. archimedisches Axiom: Jedes Paar positiver Zahlen ist vergleichbar<br />

durch eine meßtheoretisch fundierte Skala (Vgl. Krantz et al. 1971, S. 6 ff.; S. 25.)<br />

2. Ordnungserhaltende bzw. abstandserhaltende Transformierbarkeit für ordinale bzw. kardinale<br />

Skalen (Vgl. Krantz et al. 1971, S. 9 ff.)<br />

3. Transitivität (Vgl. Krantz et al. 1971, S. 8.)<br />

4. Additivität in Bezug auf Verkettungsoperationen (Vgl. Krantz et al. 1971, S. 4.)<br />

5. Zuordnung eines eindeutigen und exklusiven Zahlenwertes zu jedem Wert des empirischen<br />

Relativs; (Vgl. Krantz et al. 1971, S. 4.)<br />

Die Annahmen hinsichtlich der Struktur des numerischen Relativs sind vergleichsweise<br />

problemlos und basieren auf pragmatisch entwickelten Vereinbarungen. (Vgl. Krantz et al. 1971,<br />

S. 13.) Problematisch sind vielmehr die qualitativen Axiome, die der Formulierung des<br />

empirischen Relativs zugrundegelegt werden, z.B.:<br />

1. Das archimedische Axiom muß auch für das empirische Relativ gelten. Daraus würde eine<br />

Austauschbarkeit der Meßinstrumente folgen. (Vgl. Krantz et al. 1971, S. 25.) In angewandter<br />

Statistik ist mir eine solche Austauschbarkeit noch nicht begegnet.<br />

2. Präferenzordnungen von Menschen sind häufig nicht transitiv.<br />

Zur Definition der Begriffe »numerisches Relativ« und »empirisches Relativ« vgl. diesen Text, S.<br />

226. Zur praktischen Seite des Meßproblems vgl. das Thema Ratingskala in Kap. 6.2.3, S. 232 ff.<br />

603 Zur Begründung der fehlenden meßtheoretischen Fundierung von Ratingskalen und ihren<br />

praktischen Auswirkungen vgl. S. 235, Fußnote 624.

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