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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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6<br />

des Nicht-Rationalen kehren daher zwangsläufig durch die Hintertür als<br />

Irrationalität zurück und finden Ausdruck u.a. in Krisen und paradoxen<br />

Verhaltensritualen.<br />

Eine paradoxe Facette überzogenen Glaubens an Rationalität und Techniken<br />

hat der liberale Ökonom Friedrich von Hayek 26 charakterisiert. Er bezeichnete<br />

das 20. Jh. als »hervorragendes Jahrhundert des Aberglaubens« und die<br />

rationale Grundhaltung aus einem trivialen Grund als die »Anmaßung von<br />

Wissen«: Die menschengeschaffene äußere Komplexität ist zunehmend<br />

undurchschaubar und Information zumeist nahezu vollständig<br />

unvollständig. Der Glaube an Kontrolle, Machbarkeit und freie<br />

Entscheidungen auf rationaler Basis wird dadurch schon an der Oberfläche<br />

Illusion und »Aberglaube«. Ironie liegt darin, daß durch Wissenschaft und<br />

Technik aufgeklärte Menschen, glauben jeglichen Aberglaubens abhold zu<br />

sein. 27 Die vielfältigen Beispiele für pseudoreligiöse Überhöhung inmitten<br />

demonstrativer Rationalität und Religionsverweigerung zeigen dabei, wie<br />

sehr Nicht-Rationales aus dem Unbewußten offizieller Rationalität in den<br />

Alltag zurückdrängt. Schon die Sprache der real existierenden<br />

kapitalistischen Ökonomie ist übervoll von solchen Phänomenen. Der<br />

Glaube an die (All-)Macht Gottes wurde nicht nur auf dem Börsenparkett<br />

abgelöst durch hektisch-nervöse Beschwörungsrituale an die mechanistisch<br />

begründete Allmacht des Marktes und des technisch-wissenschaftlichen<br />

Fortschritts – säkularer Monotheismus. So wird nichts wird mehr als heilig<br />

akzeptiert und man erliegt der Illusion, daß der Zweck die Mittel heiligt.<br />

Nicht zuletzt unterstellt eine einseitig rationalistische Haltung, daß Religion<br />

Flucht des Menschen vor Krankheit und Tod und ohne jede innere Substanz<br />

sei und bietet selbst zur Flucht vor Langeweile, drängender Sinnferne,<br />

Altern und Sterben Sinn-Surrogate wie Alkohol, Konsumtempel, Facelifting,<br />

Extremsport, Extremcouching, Multimedia und Zigaretten an. Sterbenbringende<br />

und sinnvolle Projektion?<br />

26<br />

27<br />

Friedrich August von Hayek, 1899-1992, Nationalökonom und Sozialphilosoph, Nobelpreis für<br />

Wirtschaftswissenschaften 1974 zusammen mit Gunnar Myrdal »Für ihre bahnbrechenden<br />

Arbeiten auf dem Gebiet der Geld- und Konjunkturtheorie und ihre tiefgründigen Analysen der<br />

wechselseitigen Abhängigkeit von wirtschaftlichen, sozialen und institutionellen Verhältnissen«.<br />

(Vgl. wikipedia.org 2004a, S. 1; Staehle 1991, S. 132.)<br />

Vgl. von Hayek 1996, S. 69 f.

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