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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Dormann, Chef von Hoechst - der vor allem -, betätigen sich als Schumpetersche<br />

Unternehmer, sorgen für kreative Zerstörung.« 189<br />

Teile von Joseph Schumpeters Konzepten hatten nicht nur auf der praktischen,<br />

sondern auch auf der theoretischen Seite großen Einfluß auf die<br />

Bildung systemisch-evolutionärer Konzepte der Organisation 190 . Schumpeter<br />

hat in seinem letztem Werk «Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie»<br />

191 evolutionäre Grundlagen kapitalistischer Wirtschaftsweise in<br />

spezieller Art sichtbar gemacht. Das gilt vor allem für das Bild des<br />

dynamischen Unternehmers, der aus der Zerstörung des Alten neues Marktbzw.<br />

Lebensfähiges schafft. Dafür steht der Name Schumpeter heute<br />

üblicherweise. Schumpeters Bild von Unternehmertum ist dabei etwas<br />

widerfahren, was nach meiner Erfahrung auch in unserer „aufgeklärten“<br />

Zeit für Ideen typisch ist, die unter dem Deckmantel von Rationalität zur<br />

Ideologie werden und im Himmel sozialer Dogmen zu heiligen Kühen<br />

verklärt werden: selektive Wahrnehmung, Ausblendung des Unerwünschten<br />

und blinde Rezitation des Gewünschten 192 . Schumpeters Ideengut wird so<br />

189 Baron 1998, S. 3<br />

190 Vgl. Glasl et al. 1996, S. 27.<br />

191 Schumpeter 1950<br />

192 Die Gründe für selektive Wahrnehmung und Deutung sind in Abhängigkeit von Persönlichkeit<br />

und Umständen unterschiedlich: Faulheit, Ausblendung von Abweichendem, schwierige<br />

Quellenlage, Unmöglichkeit umfassender Information usw. Die Folgen dieser Tatsachen sind<br />

erheblich und nehmen teilweise den Charakter von Realsatire an.<br />

Drei Beispiele aus dem wirtschaftlichen Umfeld mögen als Beleg dafür dienen, daß selektive<br />

Wahrnehmung üblich und wesentlich ist. Man findet diese Beispiele jedoch im Kleinen und<br />

Alltäglichen, genauso wie im hier gezeigten Grundsätzlichen und beileibe nicht nur im<br />

wirtschaftlichen Umfeld:<br />

1. Der Umgang mit dem Werk von Adam Smith wird von seinen modernen Interpreten meist<br />

darauf beschränkt, marktliberale Grundsätze aus seinem Standardwerk zum Wohlstand der<br />

Nationen (Smith 1974) selektiv zu zitieren und damit das eigene Weltbild zu zementieren.<br />

Dabei wird tunlichst ignoriert, daß Adam Smith eine Theorie des sozialen Mitgefühls<br />

entwickelte und diese zum Leidwesen seiner Erben auch konsequent praktizierte. (Vgl. Saul<br />

1997, S. 171 f.)<br />

2. Ich habe als Student „brav“ gelernt, daß Max Weber Urvater und Förderer der Bürokratie und<br />

daher Wurzel allen bürokratischen Übels sei. Wenn man sich die Mühe macht, Weber im<br />

Original zu lesen, wird deutlich, daß Max Weber erstens scharfer Kritiker bürokratischer<br />

Herrschaftsformen und zweitens viel zu wach und klarsichtig war, um sich auf „Banalitäten“<br />

wie Bürokratie zu beschränken. Weite Passagen seiner Analysen von Bürokratie klingen bis<br />

auf die altertümliche Wortwahl wie eine moderne Kritik an den Schattenseiten von Bürokratie.<br />

»Patrimonialbeamte und Pfründeinhaber, die ein Amt […] approbiert haben, werden<br />

versuchen, ihr Recht auf dieses Amt und möglichst das ihrer Nachkommen zu verteidigen.<br />

Wenn ihnen das gelingt, tritt eine traditionell stereotypisierte Trennung der Gewalten zwischen<br />

dem Herrscher und dem Beamten ein. Eine derartige Struktur hemmt alle Bestrebungen, neue<br />

und wirksamere Verwaltungsmethoden einzuführen, da diese die bestehende Struktur der<br />

fiskalischen Ausbeutung bedrohen, an denen die Pfründeinhaber ein wohlverstandenes<br />

Interesse haben.« (Weber zitiert nach der Werkbesprechung von Bendix 1964, S. 164.)<br />

Pfründeinhaber können in allen möglichen Organisationsformen auftreten. Insofern sind Max<br />

Webers Analysen nicht nur für staatsnahe Bürokratien, für die sie ursprünglich gedacht waren,<br />

von Bedeutung.<br />

3. Ich kenne keinen Studenten der Wirtschaftswissenschaften, der nicht irgendwann Abraham<br />

Maslows hierarchisch strukturierte Bedürfnispyramide mit der an die Spitze gestellten<br />

Selbstverwirklichung aus Sekundärquellen gelesen hat. (Vgl. z.B. Staehle 1991, S. 151.) Die<br />

Interpretation der Selbstverwirklichung, die ich in diesen Zusammenhängen kennengelernt<br />

habe, war eine Form von „Selbstverwirklichung“, die sich an der Maximierung von Nutzen,<br />

Konsum, Macht orientiert und von opportunistischer Anpassung und Reaktion auf Außenreize

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