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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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217<br />

Die Führungsrolle des Technischen in Umwandlungsprozessen muß zum<br />

ökonomischen Scheitern führen, eben weil sie im Vergangenen wurzelt 593 .<br />

Der Systemtheoretiker Heinz v. Foerster formuliert in diesem Zusammenhang<br />

Lebenswichtiges: »Wenn wir nicht wahrnehmen können, können wir<br />

die Zukunft nicht erkennen. Wir wissen daher nicht, was jetzt zu tun ist.« 594<br />

Viktor Frankl schreibt, daß in »einem Zeitalter, in dem die zehn Gebote für<br />

so viele ihre Geltung zu verlieren scheinen, […] der Mensch instandgesetzt<br />

werden [muß], die 10000 Gebote zu vernehmen, die in den 10000 Situationen<br />

verschlüsselt sind. Dann wird ihm nicht nur eben dieses Leben wieder<br />

sinnvoll erscheinen, sondern er selbst wird dann auch immunisiert sein<br />

gegenüber Konformismus und Totalitarismus. So oder so: mehr denn je ist<br />

Erziehung - Erziehung zur Verantwortung. Wir leben in einer Gesellschaft<br />

des Überflusses […] an materiellen Gütern, […] an Information […]. Wir<br />

werden von Reizen, […] , überflutet. Wenn der Mensch in dieser Reizüberflutung<br />

[…] bestehen will, muß er wissen, was wichtig ist und was nicht,<br />

[…] , mit einem Wort: Was Sinn hat und was nicht.« 595<br />

Der Verzicht auf die Anspruchshaltung von Wertfreiheit, Neutralität und<br />

simplen Egoismus bedeutet heute auch die Notwendigkeit des Loslassens.<br />

Es ist der Abschied von der Haltung, die versucht, Menschen und Erde zu<br />

Knechten des eigenen Willens (Macht, Geld), der eigenen Modelle und der<br />

eigenen technischen Methoden zu machen und diese Haltung ohne Rücksicht<br />

auf Verluste durchzuziehen. In der Volkswirtschaftslehre wird für<br />

diesen Zusammenhang die Bezeichnung „externe Effekte“ verwendet, was<br />

praktisch bedeuten kann, vorsätzlich menschliches Leben und Gesundheit<br />

gegen eigene Gewinne aufzurechnen 596 . Genauso kann und darf in der<br />

593 Der Systemtheoretiker Heinz v. Foerster diagnostiziert, daß die wissenschaftliche Methode auf<br />

zwei vergangenheitsbezogenen Säulen ruht:<br />

1. Regeln, die in der Vergangenheit befolgt wurden, gelten auch für die Zukunft.<br />

2. Fast alles im Universum ist irrelevant.<br />

Darin erblickt v. Foerster den Grund für eine Epidemie zunehmender Bewußtlosigkeit, die aus<br />

einer zunehmenden Wahrnehmungsunfähigkeit entsteht und die in den chaotischen und<br />

zerstörerischen Prozessen der Welt sichtbar wird. (Vgl. v. Foerster 1985, S. 9.) Heinz v. Foerster<br />

hat auf seine Art recht.<br />

Der Philosoph Hans Jonas beschreibt, was passiert, wenn auf dieser Basis<br />

Eigenverantwortlichkeit und Wahrnehmung mißlingen. »Jedesmal, wenn wir […] den<br />

menschlichen Weg der Behandlung menschlicher Probleme umgehen und durch den Kurzschluß<br />

eines unpersönlichen Mechanismus ersetzen, haben wir etwas von der Würde persönlicher<br />

Selbstheit weggenommen und einen weiteren Schritt voran auf dem Wege zu programmierten<br />

Verhaltenssystemen getan.« (Jonas 1984, S. 52; vertiefend vgl. Jonas 1984, S. 7, S. 15 ff, S. 22 ff.<br />

594 v. Foerster 1985, S. 4<br />

595 Frankl 1972, S. 27<br />

596 Mitchell zeigt an einem gerichtlich mit erheblichem Schadensersatz verbundenen Fall, daß ein<br />

Automobilkonzern bei Stückkosten von ca. 2,40 US-$ auf Explosionssicherungen für<br />

Benzintanks in Autos verzichtete hatte und die Schadensersatzzahlung von Verletzten und<br />

Angehörigen von Verstorbenen in einer Gewinn- und Verlustrechnung so aufgerechnet hatte, daß<br />

der Verzicht auf Sicherheit Gewinn bedeuten sollte. (Vgl. Mitchell 2002, S. 42 ff., vgl. auch<br />

Mitchell 2002, S. 100 ff.) Die Externalisierung von Kosten zur Maximierung von Eigennutz<br />

beschreibt Mitchell analog zum destruktiven Verhalten von Kindern, bei denen Erwachsene

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