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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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können. 725 Die gegenüber Artikelveröffentlichungen erheblich aufwendigeren<br />

Buchveröffentlichungen sowie interdisziplinäre Artikel in Zeitschriften<br />

in anderen Fächern und Artikel in Zeitschriften ohne wissenschaftlichen<br />

Anspruch bleiben unberücksichtigt. Darüber hinaus fehlt jede Bewertung<br />

des Inhalts wissenschaftlicher Arbeit, die naturgemäß extern mit vertretbarem<br />

Aufwand nicht zu leisten ist (und wegen des strengen Geruches<br />

geistiger Überwachung auch nicht wünschenswert ist). Was infolgedessen<br />

ebenfalls fehlen muß, ist eine Differenzierung danach, ob Hochschullehrer<br />

dasselbe Thema in allen Facetten wiederkäuen oder aber sich immer wieder<br />

neuen Inhalten zuwenden. Der sich häufig wiederholende Professor bzw.<br />

Fachbereich wird so besser bewertet, da er leichter große Mengen an<br />

Publikationen produzieren kann, als der forschend auf Neuland und/oder<br />

über die Grenzen seines Faches hinaus tätige. Und es können sehr unterschiedliche<br />

Mengen an Text auf einer Seite abgedruckt werden.<br />

Die Qualitäten von Fachjournalen sind darüber hinaus sehr unterschiedlich<br />

und fließen nicht in die Bewertung der Veröffentlichungsleistungen ein. Die<br />

Probleme verschärfen sich dadurch, daß vom Konsens abweichende und<br />

damit ausgerechnet potentiell innovative Inhalte nicht selten nur unter<br />

großen Schwierigkeiten oder gar nicht in den gängigen Journalen veröffentlicht<br />

werden und daß Drittmittel und Unabhängigkeit nicht immer zusammenfinden.<br />

726 Wer jemals an wissenschaftlicher Nachwuchsarbeit teilgenommen<br />

hat, der weiß darüber hinaus, daß es krasse Unterschiede hinsichtlich<br />

Qualität der Arbeit und Kriterien der Promotionen schon innerhalb von<br />

Fakultäten gibt. Ich habe aus meiner Erfahrung verschiedene naturgemäß<br />

subjektive und unvollständige Bewertungen von Ursachen für geringe<br />

Anzahlen von Promotionen an Lehrstühlen herausgefiltert: menschliche<br />

Eigenwilligkeit 727 und/oder Kommunikationsarmut des Professors im<br />

724 Vgl. Müller-Böling et al. 2002, S. 15 f., S. 23, S. 40 ff.; Müller-Böling et al. 2002b, S. 5 f.<br />

725 Wissenschaftliche Datenbanken pflegen unvollständig zu sein, abweichende Schreibweisen und<br />

Abkürzungssystematiken führen zu unterschiedlichen Rechercheresultaten, in Datenbanken<br />

werden nicht alle Autoren von Veröffentlichungen erfaßt, bei Herausgeberschaften werden die<br />

Autorenleistungen der Beteiligten in Datenbanken in den meisten Fällen nicht sichtbar usw. Nicht<br />

umsonst ist in wissenschaftlichen Kreisen bei Gemeinschaftswerken der Name des<br />

erstzunennenden Autors häufig umstritten.<br />

Die Qualität und Vollständigkeit der Rechercheergebnisse hängt zudem stark davon ab, wie<br />

erfahren die Benutzer im Umgang mit diesen Datenbanken und wie gut sie sich im Fach<br />

auskennen. Wie die Datenbasis der Untersuchung des CHE in dieser Hinsicht aussieht, kann ich<br />

nicht beurteilen.<br />

726 Vgl. Riedl 1985, S. 14. Selbst der Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften Reinhard<br />

Selten konnte elementare Arbeiten nicht mehr in anerkannten wissenschaftlichen Journalen<br />

veröffentlichen, nachdem er die Rationalitätsannahme aufgegeben hatte. (Vgl. S. 260, Fußnote<br />

748, Heuser 1996, S. 40 ff.)<br />

727 Ich glaube, daß menschliche Eigenwilligkeit insoweit eine unverzichtbare Eigenschaft geistiger<br />

Hochleistung ist, daß geistiges Neuland nur dann zu betreten ist, wenn man auch bei<br />

Widerständen nicht „mit den Wölfen heult“ und sich geistige Unabhängigkeit sichern kann. Der<br />

Grat zwischen geistiger Eigenständigkeit einerseits und Abkapselung mit negativen Folgen

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