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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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der alten Struktur, des Chaos, die Krankheit, der Tod. Nach dieser Phase<br />

[…] beginnt die Neustrukturierung, der Aufbau, das Werden des Neuen, die<br />

Wiedergeburt und die Reintegration, das Einfinden in ein neues Leben und<br />

in eine verändert erlebte Wirklichkeit.« 1065<br />

Versteht man Organisationen als Organismus, ist es also entscheidend,<br />

einen dem Leben angemessenen Begriff von Entwicklung zu haben. Dieser<br />

muß den funktional-konstruktiven Aspekt umfassen. Dazu gehört, daß nicht<br />

jede Veränderung auch Entwicklung ist. Es gibt vielmehr Veränderung<br />

(Austausch, Ortsveränderung usw.), Wachstum (quantitative Zunahme –<br />

und Schrumpfung als Gegenbewegung bei Erhaltung der konstituierenden<br />

Qualitäten der gegebenen Struktur) und Entwicklung (Wachstum bei<br />

gegebener Struktur bis zu einer Schwelle, danach Desintegration oder<br />

Sprung zu einem höherem Ordnungsniveau). Entwicklung ist nach diesem<br />

Verständnis ein in Stufen verlaufender Prozeß, der nur zu bestimmten<br />

Zeiten stattfindet, auf geistiger Ebene nicht-rationalen<br />

Gesetzmäßigkeiten 1066 folgt und nicht umgekehrt oder rückgängig gemacht<br />

werden kann. Auf höheren Ebenen von Entwicklung werden die<br />

vorangegangenen Qualitäten in umgeformter und umgewichteter Form<br />

integriert. Es erfolgt in jedem Entwicklungsschritt die Neuordnung der<br />

Verhältnisse aller Elemente einer lebenden Ganzheit, die im Verlauf dieses<br />

Prozesses selbst Wandlungsprozesse durchmachen. Dabei kommt es<br />

stufenweise zu Differenzierung, Organbildung und Hierarchisierung. 1067<br />

Dieser symptomatisch beschriebene Stufenprozeß entspricht sowohl<br />

1065 Zumstein 2001, S. 170<br />

1066 Diese Nicht-Rationalität (nicht: Irrationalität) findet in unserer vordergründig rationalen Kultur<br />

gleichermaßen paradox wie angemessen irrationalen Ausdruck – Verdrängte Nicht-Rationalität<br />

scheint mir immer wieder „durch die Hintertür“ als Irrationalität zurückzukehren.<br />

Glasl stellt folgende 5 Schritte in Anlehnung an Herbert Pietschmann (vgl. Pietschmann 1980)<br />

dar. »Gerade dieses Ringen zeichnet wirklich evolutionäre Schritte der<br />

Unternehmensentwicklung aus.« (Wörtlich zitierte Aufzählung mit Auslassungen, im Original<br />

kursiv gesetzt; vgl. Glasl et al. 1996, S. 199)<br />

1. »Ableugnen, Tabuisieren von Fakten und Thesen, die der herrschenden Auffassung<br />

widersprechen, […]<br />

2. Abtrennung (der Widersprüche) auf einer anderen Ebene, […]<br />

3. Zuordnung der Widersprüche durch (a) Einschränkung des Gültigkeitsbereiches und (b) durch<br />

Zusatzhypothesen, […]<br />

4. Aufgreifen und Einordnen des Widerspruches durch Abänderung des Weltbildes, […]<br />

5. Synthese durch Aufhebung des Widerspruches«.<br />

Qualitativ Passendes findet man als Beschreibung des typischen Umgangs mit<br />

Paradigmenwechseln in akademischen Kreisen bei dem Evolutionsbiologen Riedl: »Natürlich ist<br />

es kein Krieg. Bestenfalls ein kalter. Denn wir befinden uns vorwiegend noch in der üblichen<br />

ersten Phase solcher Auseinandersetzungen, die, wie uns KONRAD LORENZ lehrt, darauf beruht,<br />

den akademischen Gegner totzuschweigen. […] Erst in der zweiten Phase wird die neue Ansicht<br />

bis aufs Messer bekämpft; dies hat erst begonnen; in der dritten wird sie dann für<br />

selbstverständlich genommen.« (Riedl 1985, S. 14) So ist es, wenn die „neue“ Ansicht sich<br />

durchsetzen kann. Die Beschreibung von persönlichen Haltungen und daraus folgenden<br />

Handlungsmustern durch Riedl deckt sich mit meinen Erfahrungen, die ich schon länger als<br />

Ausdruck irrationaler Haltungen deute.<br />

1067 Vgl. Glasl et al. 1996, S. 26, S. 33 f.

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