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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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2.3.2 Destruktive Konsequenzen für organisatorische, wirtschaftliche<br />

und menschliche Realitäten<br />

Der Transaktionskostenansatz ist auf verschiedenen Ebenen offenkundig<br />

unvernünftig: Direkt ökonomisch unvernünftig ist der Ansatz, indem er<br />

unmittelbar nur die Kostenseite behandelt, die Nutzen- bzw. Gewinnsituation<br />

der Akteure aber unbehandelt läßt. Das dem heutigen<br />

Wirtschaftssystem zugrunde liegende Handlungsparadigma ist der<br />

ökonomische Ausgleich von Kosten und Nutzen zu einer Vorteilssituation<br />

für wirtschaftlich Handelnde. 161 Dieses wird im Transaktionskostenansatz<br />

zugunsten einer Kostenbetrachtung wirklichkeitsfremd vereinseitigt 162 .<br />

Der entscheidende Mangel des Ansatzes ist jedoch ein anderer: Die verdeckt<br />

im Transaktionskostenansatz enthaltene Annahme ist, daß einseitige<br />

individuelle Kostenminimierung und Opportunismus in Organisationen oder<br />

gesamtwirtschaftlich auf Dauer zumindest zu brauchbaren Ergebnissen<br />

führen können. Dieses ist längst durch die gegenwärtigen strukturellen<br />

Probleme der Wirtschaft widerlegt 163 .<br />

In einer arbeitsteiligen Situation ist es die Regel, daß opportunistisches Handeln<br />

auf Kosten anderer Akteure und assoziierter Gruppen gehen kann und<br />

wird. 164 Wer selbst opportunistisch denkt und handelt, wird desgleichen<br />

161 Im Sinne des Transaktionskostenansatzes sind wirtschaftlich handelnde Akteure juristisch<br />

kontrahierungsfähige Wirtschaftssubjekte, also natürliche sowie juristische Personen jeder Art.<br />

162 An diesem Punkt kann mit theoretischer Berechtigung eingewandt werden, daß zu den<br />

Transaktionskosten entgangener Gewinn hinzugezählt werden kann. Damit ist der Gewinn im<br />

Nachhinein in das Modell integrierbar. Wenn man das akzeptiert, nähert sich das<br />

Transaktionskostenkonzept dem aus der VWL altbekannten Alternativkostenkonzept an. (Zum<br />

Alternativkostenkonzept vgl. Weise et al. 1991, S. 10 ff.) Letzterem fehlt es jedoch an der<br />

ausdrücklichen Ausformulierung des Opportunitätsprinzips. Dieses Prinzip ist auch in die<br />

Alternativkostentheorie integrierbar, wenn man die Handlungsmaxime dieses Konzeptes<br />

betrachtet: Minimiere die Alternativkosten der individuellen Handlung. Es wird so deutlich, daß<br />

der Neuigkeitswert der Transaktionskostentheorie im Grunde sachlich nicht sehr hoch ist.<br />

Betrachtet man jedoch die Qualität der anthropologischen Grundannahmen und deren<br />

Offenlegungen, verändert sich das Bild. In diesem Sinne leistet der Transaktionskostenansatz die<br />

Offenlegung derjenigen anthropologischen Grundannahmen, die dem Alternativkostenansatz nur<br />

verborgen und weniger extrem zugrunde liegen. Man kann es auch anders und weniger rational<br />

verklausuliert ausdrücken: Im Transaktionskostenansatz wird die Alternativkostentheorie in der<br />

Konsequenz so verändert, daß deutlich weniger Rationalität, aber deutlich mehr<br />

Machtorientierung, Verlogenheit und Egozentrizität und damit ein erheblich destruktiveres<br />

Verhaltens„ideal“ herauskommt.<br />

163 Je nach Perspektive wird man zu unterschiedlichen Ergebnissen bzgl. dieses Satzes kommen. Ich<br />

vermute, daß dieses im Grunde immer schon gegolten hat und daß die Probleme tendenziell durch<br />

wachsende Konkurrenz und Wandlungsdruck verschärft werden. Im Ergebnis können strukturelle<br />

Schwierigkeiten jetzt weniger externalisiert werden – das heißt, die Probleme fallen unmittelbar<br />

und mittelbar verstärkt auf ihre Hauptverursacher zurück. Sie treten damit zunehmend auch<br />

innerhalb der Wirtschaft der „entwickelten“ Industrienationen ans Tageslicht.<br />

164 In Organisationen, in denen eine opportunistische Kultur lebt, führt dieses umgangssprachlich<br />

formuliert zu Phänomenen wie Radfahrertum, subtilem Gesinnungsterror und vorauseilendem<br />

Gehorsam. Insofern werden tatsächlich die Transaktionskosten der Führung auf den ersten Blick<br />

minimiert: Die Mitarbeiter kontrollieren sich gegenseitig. Auf diese Weise jedoch wird eine<br />

vernünftige und sachbezogene Arbeit deutlich erschwert, weil jeder auf seinen persönlichen<br />

Vorteil bedacht ist. Mittelbar steigen daher die Transaktionskosten aufgrund entgangenen<br />

Gewinns und des ungesunden Arbeitsklimas wieder an.

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