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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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»Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.« 251<br />

Was für die Augen nicht sichtbar ist, ist wesentlich, wertvoll und nicht<br />

käuflich. Es hat hohen Wert und keinen Preis: Liebe, Freundschaft, Würde,<br />

Haß und Feindschaft, Gott und die individuelle Essenz jedes Menschen 252 .<br />

Die Funktionen des Geldes sind ebenfalls unsichtbar und in gewisser Weise<br />

von Glauben abhängig und alltäglich. Sie verdecken darüber hinaus die<br />

immateriellen Essenzen, die sich mit Geld verbinden können.<br />

3.3 Wurzeln, Erscheinungsformen und Paradoxien<br />

Die modernen Erscheinungsformen des Geldes stehen am vorläufigen<br />

Endpunkt einer langen historischen Entwicklung: Diese reicht von Naturalien<br />

wie Muscheln, Perlen, Getreide und Vieh, geprägten Edelmetallen wie<br />

Gold- und Silbermünzen, geprägten wertarmen bzw. wertlosen Metallen<br />

und Papiergeld mit und danach ohne Edelmetall„absicherung“ bis hin zum<br />

heute gebräuchlichen Geld 253 . Die moderne Entwicklung der<br />

Erscheinungsformen des Geldes geht vom Geldschein 254 (Papiergeld) und<br />

Münzgeld hin zur Stofflosigkeit 255 , Formlosigkeit und Abstraktion.<br />

Elektronische Systeme, die mit Kreditkarten, Scheckkarten und<br />

Rabattkarten arbeiten, erfüllen stofflich abstrakt ohne erkennbare<br />

Mengenangabe ihre Geldfunktion und zunehmend auch nicht finanzielle<br />

Funktionen wie Datensammlung und Kontrolle des Handelns von Menschen<br />

und Organisationen. Immer größere Anteile des Wirtschaftens in und mit<br />

Abgesehen davon bietet die Bibel eine weitere Metapher, für Qualitäten, die darin stecken, daß<br />

all die vielen Modelle stupide dem immer gleichen Kriterium folgen: Gewinnmaximierung. Es<br />

handelt sich dabei um nichts Neues, sondern um „alten Wein in neuen Schläuchen“ (vgl. Markus<br />

Kapitel 2, Vers 22; Matthäus Kapitel 9, Vers 17). Genauso erhellend ist das Märchen um des<br />

nackten Kaisers neue Kleider, das in der Sammlung von Hans Christian Andersen zu finden ist.<br />

251 Zitat aus Antoine de Saint-Exupéry: Der kleine Prinz, 1950, S. 72.<br />

252 Vgl. Epstein 2001, S. 34.<br />

253 Zur Vertiefung: Eine kurze Abhandlung der Historie des Geldes vor dem Hintergrund des<br />

Archetyps der „Großen Mutter“ findet man bei Lietaer 2000, S. 45 ff. Eine der seltenen<br />

Monographien zum Thema „primitives“ Geld stammt von Einzig, 1966. Eine Historie der<br />

Entwicklung der Geldgestalt bietet Schacht 1967, insbes. S. 19 ff. Schacht greift für seine<br />

Ausführungen auf Elemente der griechischen Mythologie, auf historische Aspekte des<br />

Christentums und ihm zuzurechnenden Sekten, der Trieblehre von Sigmund Freud und auf die<br />

Archetypenlehre nach C.G. Jung zurück. Leicht lesbare Beispiele zur Geschichte des Geldes mit<br />

Sinnbezug im volkswirtschaftlichen Kontext findet man bei Weise et al. 1991, S. 112 ff.<br />

254 Beim Papiergeld ist der Geldschein Symbol dessen, was im Vordergrund steht: der Schein und<br />

nicht das Sein. Dieser Aspekt findet Entsprechung und Ausdruck im Märchen «Des Kaisers neue<br />

Kleider» - scheinbares Sein ist ein anderes als echtes und riskiert die Lächerlichkeit, wenn sie<br />

enthüllt wird.<br />

255 Georg Simmel prognostizierte diese Tendenz schon 1920 und verwies auf vertiefende<br />

Zusammenhänge: »Dieser Charakter des reinen Symbols der ökonomischen Werte ist das Ideal,<br />

dem die Entwicklung des Geldes zustrebt, ohne ihn je völlig zu erreichen.« »Das, als das rein<br />

arithmetische Zusammen von Werteinheiten, kann als absolut formlos bezeichnet werden.<br />

Formlosigkeit und reiner Quantitätscharakter sind eines und dasselbe […]. Deshalb ist Geld als<br />

solches der fürchterlichste Formzerstörer.« (Simmel 1920, S. 285)<br />

Vgl. auch Schacht 1967, S. 9.

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