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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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313<br />

Anwendung traditioneller quantitativer Methoden nicht an spezifischen<br />

Methoden und Hilfsmitteln, sondern am lebendigen Prozeß, seiner Angemessenheit<br />

und an den „Ergebnissen“ und Konsequenzen von Kontemplation.<br />

Mit der Kontemplation ist ein geistig-seelisches In-Sich-Aufnehmen und<br />

Annehmen des „Gegenstandes“ der Kontemplation verbunden. Kontemplation<br />

umfaßt anders formuliert das Zusammenbringen von „Kopf“ und<br />

„Herz“ und ein liebevolles Anschauen und Einswerden 762 . Sie kann sich<br />

sowohl nach innen in das eigene Bewußtsein als auch nach außen richten. In<br />

der gelungenen Kontemplation wird jedoch auch der Weg nach außen zum<br />

Weg nach innen, weil der Mensch sich in seinen Schöpfungen und in seinen<br />

Mitmenschen immer wieder selbst begegnet.<br />

Wenn Kontemplation sich nach innen richtet, ist sie eine direkte Form der<br />

Bewußtseinserkundung. Sie bietet die Möglichkeit, den Sinngehalt und die<br />

Aspekte der modernen psychologischen Schulen als Teilwahrheiten des<br />

menschlichen Wesens zu erkennen und anzunehmen. 763 Kontemplation nach<br />

innen hat ihren Eingang in den Bereich der Psychologie gefunden, in dem<br />

Psychologie sich nicht auf ein orthodoxes naturwissenschaftliches Weltbild<br />

zurückzieht. In «Dorsch Psychologisches Wörterbuch» ist dazu verzeichnet:<br />

»Introspektion, die bewußt auf seelische Vorgänge und Zustände gerichtete<br />

Aufmerksamkeit, um die verschiedenen Phasen des Ablaufs<br />

ps[ychologischer] Vorgänge und die Mannigfaltigkeit der Inhalte festzustellen<br />

und zu beschreiben. Systematisch durchgeführt ist die<br />

S[elbstbeobachtung] eine der Forschungsmethoden der Ps[ychologie].« 764<br />

Das Prinzip Selbstbeobachtung selbst ist so alt, wie Zeugnisse der Geistesgeschichte<br />

des Menschen erhalten sind. 765 »Damit schließt sich der Bogen.<br />

(Ven. Lama Chime Rinpoche in einem öffentlichen Vortrag zur »Mystik im tibetischen<br />

Buddhismus«; D-Bielefeld, Ravensberger Spinnerei 7.4.2001; vom Dolmetscher übersetzte<br />

Fassung)<br />

Der Begriff der Meditation verweist in seiner modernen Alltäglichkeit auch auf die Tatsache, daß<br />

Kontemplatives in ausgeprägten Schattenseiten auftreten kann. Meditation kann<br />

kommerzialisiertes Versatzstück des Spirituellen, psychisches Ersatzpsychopharmakon und<br />

Bindungsinstrument werden sowie als euphorisierendes und beruhigendes Mittel mißbraucht<br />

werden, die wieder bessere Leistung und Anpassung wollen oder erbringen sollen. Meditation<br />

kann so zu einem Weg werden, der Wandlung und Ent-Wicklung nicht ermöglicht, sondern<br />

behindert.<br />

762 Vgl. Fox et al. 1996, S. 84.<br />

763 C.G Jung und Stanislav Grof vertreten die Auffassung, daß das Wesen der menschlichen Psyche<br />

nur in einer Vereinigung verschiedener Prinzipien und der Gesamtheit der möglichen Aspekte,<br />

die in unterschiedlichen Schulen und Sichtweisen vertreten werden, wirklich begriffen werden<br />

kann. (Vgl. Jung 1972, S. 14; Vgl. Capra 1986, S. 108.)<br />

764 Dorsch 1992, S. 599 f. In der neueren 13. Auflage fehlt jeder Hinweis darauf, daß Introspektion<br />

eine Methode der Psychologie ist, das Stichwort "Introspektion" wurde entfernt. (Vgl. Dorsch<br />

1998)<br />

765 Vgl. Kraft 1995; Dietzfelbinger 1997.

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