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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Kindes wird als „hyperaktiv“ oder „depressiv“ diagnostiziert, seine Störung<br />

wird als biochemische, nicht als psychische oder soziale begriffen, und<br />

biochemisch soll sie behandelt werden: Das geht schneller, als auf soziale<br />

Veränderungen oder Psychotherapie zu setzen, und billiger ist es auch.« 797<br />

Wenn in der «Wirtschaftswoche» beschrieben wird, daß die speziellen<br />

Qualitäten und Probleme von beruflich erfolgreichen Männern ebenfalls zu<br />

Depressionen als Massenphänomen führen, die mit der Entwicklung teurer,<br />

hochwirksamer, schnell wirkender und nebenwirkungsarmer Medikamente<br />

beantwortet werden, fällt weit mehr auf, als nur Markterschließung durch<br />

Pharmahersteller. 798<br />

Therapien, die Ursachen von Krankheiten und Krisen ausblenden, haben<br />

weniger Erfolg und sind daher mittel- und langfristig teurer. Auch wenn<br />

schnell Arbeitsfähigkeit wiederhergestellt wird – bis zur nächsten tieferen<br />

Krise. Das gilt nicht nur in der Medizin, sondern überall und sowohl für die<br />

Therapierten und ihre Kostenträger als auch für die Gesellschaft. Wenn aus<br />

Normalität der ganz normale Wahnsinn des Alltags wird, ist Abweichung<br />

gesund (und Leid erzeugend, weil man sich weniger zugehörig fühlt).<br />

Abweichung pauschal zu unterdrücken ist nicht billiger und nicht effektiver,<br />

schon gar nicht in der Krise.<br />

Die Bewertung des Einsatzes von Psychopharmaka ist jedoch pauschal nicht<br />

zu leisten, sondern vom Einzelfall des Arztes/Therapeuten und dessen<br />

Möglichkeiten und Grenzen, dem Patienten und seiner Krankheit, dem Arzt-<br />

Patienten-Verhältnis und von der Art des Umfeldes abhängig. Pharmazeutische<br />

Erzeugnisse können also nicht nur dazu dienen, einen leidenden<br />

Zustand zu unterdrücken, sondern auch helfen, das Feld für eine innere<br />

Verarbeitung und menschliche Reifung vorzubereiten oder Ausdruck bis auf<br />

weiteres akzeptierter Hilflosigkeit sein und Leiden dämpfen. 799<br />

797 Supp 2003, S, 17 f.<br />

798 Vgl. Watermann 1999, S. 155 ff.<br />

799 Yoram Yovell hat diesen Zusammenhang mit der Darstellung von Fallstudien aus seiner<br />

therapeutischen in «Der Feind in meinem Zimmer» sichtbar gemacht. Er hat Medizin,<br />

Neurobiologie und Psychoanalyse studiert und praktiziert als Psychoanalytiker und Psychiater.<br />

(Vgl. Yovell 2004.)

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