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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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316<br />

dann bloß über die Abgründe der modernen Welt hinweg.« 773 »Die<br />

wirklichen Aufgaben lassen sich nicht lösen, wenn man nicht zu ihrer und<br />

zu seiner eigenen Mitte findet. Der geheimnisferne Alltag fällt von einem<br />

Extrem ins andere: Der Aktivismus, das hektische Bewältigen- und<br />

Gestalten-Wollen, schlägt um in Passivität, ins resignierte Nichtsausrichten-Können.«<br />

774 So betrachtet sind hyperaktive „Macher“ und<br />

„Führer“, die ein Heer von unmündig und passiv gehaltenen „Mitarbeitern“<br />

zu immer „neuen“ Höchstleistungen antreiben „müssen“ sowie resigniertlethargische<br />

„Massen“ von immer mehr Arbeitslosen zwangsläufiger<br />

Ausdruck einer Kultur, die im Nur-Äußeren steckenzubleiben droht. Der<br />

Ausgleich zwischen den Polen von Aktivismus und Lethargie wird in<br />

„aktiver Gelassenheit“ zugänglich: »In der aktiven Gelassenheit sucht der<br />

Kopf nicht mehr durch Mauern zu stoßen. Nicht nach vorgefaßtem Plan<br />

gestalten wir die Welt. Wir geben den tieferen und wirksameren Kräften in<br />

uns und in dieser Wirklichkeit die Möglichkeit, sich zu entfalten. Aktive<br />

Gelassenheit gestaltet das Leben nicht nach vorgefaßten Meinungen,<br />

sondern aus der Tiefe dieser Wirklichkeit heraus. […] Es verwundert uns<br />

nicht, daß die Probleme, die sich in dieser Gelassenheit regeln, gelöst 775<br />

sind, während jedes Problem, das der bloße Aktivismus löst, ein Dutzend<br />

neuer Probleme nach sich zieht. Das Nicht-Tun, bei dem nichts ungetan<br />

bleibt, ist mehr als nur eine altchinesische, in mystischem Erleben geborene<br />

Idee. Sie ist ein notwendiges Korrektiv für jede vormystische, christliche<br />

Ethik, die nur noch zwischen hilflosem Aktivismus und ebenso hilfloser<br />

Passivität hin- und herpendelt. […] Nicht um das Geheimnis der<br />

Wirklichkeit herum oder über alle Geheimnisse hinweg führt der christliche<br />

Glaube, sondern tiefer ins Geheimnis der Wirklichkeit hinein, vielleicht so<br />

heiliger Selbstverständlichkeit, das Bereitwerden für das Naheliegendste, der Sinn für die<br />

unendlich nahe Wahrheit. […] Mystik ist religiöser Größenwahn in Reinkultur. […] Eigentlich ist<br />

Mystik mit ihren bizarren Wunderberichten immer ein Phänomen für Psychopathologen und<br />

Parapsychologen. Mystik ist Ausdruck wirklicher seelischer Gesundung, das Einkehren des<br />

Menschen in seine eigene Tiefe. […] Zu diesen oder ähnlichen Einsichten gelangen wir, wenn<br />

wir das Phänomen beobachtend als Außenstehende beschreiben oder deuten.« (Schmid 1990, S.<br />

22 ff.) »Gewiß aber ist Mystik Unmittelbarkeit. Mystik stellt den Menschen nicht vor eine<br />

Wahrheit. Mystik stellt ihn nicht einmal in die Wahrheit. Mystik ist Einssein von Wahrheit und<br />

Erleben.« (Schmid 1990, S. 43) »Mystik ist der Weg völliger Auflösung aller religiösen Tradition<br />

und aller Selbstwahrnehmung und die Wiedergeburt aus dem Nichts heraus, eine Neuschöpfung.«<br />

(Schmid 1990, S. 54)<br />

773 Schmid 1990, S. 12<br />

774 Schmid 1990, S. 111<br />

775 Das mit dem Lösen von Problemen kann eine komplizierte Sache sein: »Übrigens wies Carl<br />

Gustav Jung einmal darauf hin, daß die großen Probleme des Lebens gar nicht dazu da seien, daß<br />

man sie „löse“. Vielmehr komme es darauf an, daß wir unablässig an ihnen arbeiten. Nicht das<br />

Ziel, sondern das Streben nach diesem Ziel gibt unserem Leben Inhalt und Sinn.« (Wehr 1997, S.<br />

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