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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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319<br />

die biologische Basis des Bewußtseins und der geistigen Vorgänge, durch<br />

die wir wahrnehmen, handeln, lernen und uns erinnern, zu verstehen.« 782 Er<br />

unterstellt, daß »Verhaltensreaktionen durch das exakte Muster der<br />

Verschaltungen zwischen Neuronen bestimmt werden«. 783 »Die kognitive<br />

Neurowissenschaft stellt nun den Versuch dar, eine moderne Wissenschaft<br />

des Geistes durch die Verschmelzung der kognitiven Psychologie und der<br />

Neurowissenschaften zu erschaffen. Ziel der kognitiven Neurowissenschaft<br />

ist es, mit zellbiologischen 784 Begriffen alle klassischen philosophischen<br />

und psychologischen Fragen zu den geistigen Funktionen zu untersuchen.«<br />

»Dieser Perspektive entsprechend ist der Geist im wesentlichen eine<br />

Sammlung von Funktionen, die vom Gehirn ausgeführt werden, einem<br />

informationsverarbeitenden Organ, das aufgrund seiner Komplexität und der<br />

enormen Anzahl, Vielfalt und Wechselwirkungen seiner Grundeinheiten –<br />

der Nervenzellen – so leistungsfähig ist.« 785 Das Dogma von Materialismus,<br />

Objektivität, Funktionalität und Kausalität haben Neurowissenschaftler so<br />

in ihre Disziplin hineingearbeitet.<br />

So wird jedoch, wiederum mit Wolf Singer formuliert, verdrängt, daß alle<br />

»naturwissenschaftlichen Beschreibungssysteme um […] sich selbst<br />

[kreisen], weil sie zur Testung dessen, was sie voraussagen, wiederum ihre<br />

eigenen Methoden einsetzen.« 786 Eric Kandel formulierte 2003, daß die<br />

»Frage nach dem menschlichen Geist […] noch so weit weg«. ist. »Wir<br />

sollten am besten so tun, als existiere dieses Problem nicht.« 787<br />

Die wissenschaftlichen und praktischen Ansprüche, die mit neurowissenschaftlichen<br />

Ansätzen verbunden werden, können vermutlich nur vor dem<br />

Hintergrund dieser Verdrängungsprozesse stattfinden.<br />

Eric Kandel erhebt in einem Standardwerk der Neurobiologie den<br />

Anspruch, daß in »Zukunft eine Einführung in die biologischen Grundlagen<br />

des Geistes auch in den Grundkursen für Studienanfänger der<br />

philosophischen Fakultät, der Mathematik und der Soziologie<br />

wahrscheinlich eine immer wichtigere Rolle spielen [wird], denn die<br />

Neurobiologie stellt eine natürliche Brücke zwischen Geistes- und<br />

Naturwissenschaften dar.« 788<br />

781 Vgl. wikipedia.org 2004b, Grolle et al. 2003b, S. 73.<br />

782 Kandel 1996 (1), S. 6<br />

783 Kandel 1996 (1), S. VIII<br />

784 Es wird deutlich: Ausschließlich wenn die zellbiologischen Begriffe angemessen sind, ist das<br />

Gebäude der Neurowissenschaften eine angemessene Beschreibung des Bewußtseins.<br />

785 Jessel 1996, S. 325 f.<br />

786 Singer in Grolle et al. 2003, S. 23. Zur Nobelpreisvergabe an Eric Kandel vgl. Yovell 2004, S.<br />

15.<br />

787 Vgl. Grolle et al. 2003b, S. 73.<br />

788 Kandel 1996 (1), S. VII

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