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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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xv<br />

Systeme zu. Was ist ein Axiom in dieser Welt? Popper liefert dazu eine<br />

Beschreibung, die ich nicht verbessern kann: »Sämtliche Voraussetzungen<br />

werden in einer kleinen Anzahl von „Axiomen“ [oder „Postulaten“: wir<br />

implizieren natürlich keinen Wahrheitsanspruch 1535 mit diesen Ausdrücken]<br />

an die Spitze gestellt, derart, daß alle übrigen Sätze des theoretischen Systems<br />

aus ihnen durch rein logische bzw. mathematische Umformungen abgeleitet<br />

werden können.« Ein System von Axiomen selbst muß darüber hinaus<br />

»widerspruchsfrei sein«. 1536<br />

An dieser Stelle ist diesem Kriterium zufolge das wichtigste Grundaxiom<br />

dieser Welt auf Widerspruchsfreiheit zu prüfen 1537 . Es bestehe eine unüberwindbare<br />

Erkenntnisgrenze für den Menschen zum geistigen Inhalt der<br />

Welt. Es kann aus dem Axiom der Erkenntnisgrenze folgender Satz von<br />

Karl Popper durch logische Umformung abgeleitet werden: »Sicheres Wissen<br />

ist uns versagt. Unser Wissen ist ein kritisches Raten; ein Netz von<br />

Hypothesen; ein Gewebe von Vermutungen.« 1538 Wenn dieser Satz stimmt,<br />

kann also auch nur „kritisch geraten“ werden, ob menschliches Wissen<br />

selbst ein kritisches Raten und ein Gewebe von Vermutungen ist oder ob<br />

Menschen auch prinzipiell zur Wahrheitserkenntnis fähig sind. Die Aussage<br />

hebt sich selbst im Widerspruch auf, weil sie sachlich-logisch enthält, daß<br />

sie nicht weiß, sondern eben nur vermuten kann, ob sie wahr oder falsch ist.<br />

Das Axiom der prinzipiell unüberwindbaren Erkenntnisgrenze zwischen der<br />

materiellen und der geistigen Welt ist widerlegt, weil der zwingend aus ihm<br />

folgende Satz über das Wesen der menschlichen Erkenntnis sich in Widerspruch<br />

und Unbestimmtheit auflöst. Damit kann das Axiom nur dogmatisch,<br />

nicht aber analytisch-logisch aufrecht erhalten werden.<br />

1535 Axiome haben in der Wissenschaftspraxis, soweit ich Einblick nehmen konnte, überwiegend<br />

Wahrheitscharakter, sei es, weil sie nicht hinterfragt werden, sei es, weil sie nicht bewußt sind. In<br />

der Praxis von Organisationen gibt es ähnliche Grundannahmen, die nur nicht in der typischen<br />

Wissenschaftssprache abgefaßt sind.<br />

1536 Popper 1994, S. 41<br />

1537 Zugegeben, damit begehe ich eine erkenntnistheoretische Unverschämtheit. Meines Wissens<br />

werden üblicherweise in einem System von Axiomen die verschiedenen Axiome in sinnvollen<br />

Gruppierungen auf Widersprüche zwischen ihren inhaltlichen Aussagen geprüft. Ich prüfe hier<br />

jedoch ein einzelnes Axiom. Diese Unverschämtheit kann heuristisch und logisch begründet<br />

werden:<br />

1. Heuristisch: Warum soll man eine einzelne Aussage eigentlich nicht auf Widerspruchsfreiheit<br />

prüfen?<br />

2. Logisch: Ein Axiomensystem A wird definiert durch eine Menge von Axiomen, die ein<br />

System von Basisaussagen darstellt. Ein System von Axiomen ist also definiert durch: A={a 1<br />

… a n } mit 1≤n≤∞ und n∈ IN . Dann ist folgender Sonderfall zulässig: Gegeben sei ein<br />

System von Axiomen A mit dem einzigen Element (=Axiom) a 1 . Formal: A={a 1 }. Man prüfe<br />

dieses System von „Axiomen“ auf Widerspruchsfreiheit. Dann ist das Axiom a 1 selbst auf<br />

Widerspruchsfreiheit zu prüfen.<br />

1538 Popper, 1994, S. XXV; die hier gemachten Aussagen gelten zugleich auch für die rein materielle<br />

Welt. Die Überprüfung ist analog zu leisten.

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