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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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des tradierten technisch-naturwissenschaftlichen Weltbildes weiter<br />

technisch „kultivieren“ und ausbauen will. Die Darstellung von Versuchen<br />

der Selbstbeobachtung ist die letzte Wendung, die das in diesem Kapitel<br />

zitierte Werk von Oswald Wiener nimmt. Oswald Wieners Denken mündet<br />

so in Kontemplation.<br />

Schon die Offenheit für die Qualitäten von Wahrnehmung und Kontemplation<br />

macht klar, daß Wissen unabhängig vom Kommunikationsmedium<br />

keine einfache auf dem „Wissensmarkt“ der „Wissensgesellschaft“<br />

handelbare Ware und Verfügungsmasse ist, wie ein Kugelschreiber. Die wie<br />

ein Fetisch angebetete Informationsverarbeitungskapazität von Maschinen<br />

und Menschen ist nur Oberfläche und Bedingung von Erkenntnisprozessen.<br />

Der technikförmige Informationsbegriff ist dementsprechend genauso<br />

inhaltsleer, wie sich irrtümlich Wissenschaft wertfrei und Wirtschaft<br />

wertneutral gewinnoptimierend wähnen. 1393 Wissen wird erst in der<br />

1393 Vgl. Bork 1994. Entscheidend ist nicht Information im üblichen Sinne, sondern deren Einordnung<br />

in einen sinnvollen Zusammenhang und ihre Bewertung und die daraus abgeleitete persönliche<br />

Stellungnahme, Haltung und Handlungskonsequenz.<br />

Der Informationsbegriff ist im Gegensatz dazu dermaßen leer, daß er auch in wissenschaftlichen<br />

Veröffentlichungen selten ausdrücklich definiert wird. Er ist jedoch zumeist aus den<br />

Gesamtausführungen herzuleiten. Stellvertretend sei hier der gängige Informationsbegriff der<br />

Informatik skizziert und gedeutet.<br />

Information ist in der Informatik als Zeichen und als Zeichenkombination definiert:<br />

»Je geringer die Erwartung eines bestimmten Buchstabens ist, umso größer ist sein<br />

Informationsgehalt. Neuigkeit, also all das, was jemand noch nicht weiß. Anders ausgedrückt, die<br />

Abwesenheit von Ungewißheit.« (Charvat 1992, S. 221) Gemäß dieser Definition sind<br />

Rechtschreibfehler von hohem Informationsgehalt, wenn sie nicht von Menschen mit einer Leseund<br />

Rechtschreibschwäche stammen.<br />

Menschliche Erkenntnisprozesse in Realsituationen sind im Kern durch die Anwesenheit von<br />

Ungewißheit gekennzeichnet. Im Zusammenhang mit Phänomenen der Informationsüberlastung<br />

steigt diese und verbindet sich mit individuellen seelischen Qualitäten wie Unsicherheit, Angst,<br />

Verdrängung. Der Informationsbegriff der Informatik ist daher für Organisationszusammenhänge<br />

völlig unbrauchbar. Er weicht dessen ungeachtet kaum von dem in wirtschaftlichen<br />

Zusammenhängen gebräuchlichen Informationsbegriff ab. Im «Gabler Wirtschafts-Lexikon» wird<br />

Information definiert als: »Zweckbezogenes Wissen über Zustände und Ereignisse, das im<br />

Informationssystem einer Unternehmung übermittelt (Kommunikation), gespeichert<br />

(Informationsspeicherung) und verarbeitet (Informationsverarbeitung) wird. - 2. Arten (nach dem<br />

Informationsgrad): unvollkommene Information, vollkommene Information.« (Gabler 1993, S.<br />

1265.)<br />

Informationsüberlastung wird definiert als »Überforderung des Konsumenten/Individuums durch<br />

ein zu großes Informationsangebot; nach neueren Ansätzen als Anteil der nicht wahrgenommenen<br />

Informationen am gesamten Informationsangebot in Prozent definiert. Die erlebte Notwendigkeit<br />

übermäßiger Informationsaufnahme führt zu negativem Streß. In der Printwerbung liegt die I.<br />

schätzungsweise bei über 90%.« (Gabler 1993, S. 1287.)<br />

Beispiele für empirische Untersuchungen zum Thema individueller und organisationaler<br />

Informationsverarbeitung sind die folgenden:<br />

1. Galbraith et al. untersuchten die organisatorischen Möglichkeiten zur Veränderung der<br />

Informationsverarbeitungskapazität von Gesamtorganisationen. Dabei erkannten sie die<br />

Begrenzung der Informationsverarbeitungskapazität als Funktion der Kapazität der beteiligten<br />

Personen an. Diese ist in einem Prozeß der Anpassung von Strategie, Struktur und Prozeß<br />

positiv zu beeinflussen. (Galbraith 1973; 1977, 1978)<br />

2. Einhorn (1971) untersucht die kognitiven Vereinfachungsstrategien von Individuen in<br />

komplexen organisatorischen Zusammenhängen.<br />

3. Senn und Dickson (1974) fanden heraus, daß die erhöhte Detaillierung von Daten die Qualität<br />

von Entscheidungen in bestimmten Situationen deutlich weniger beeinflußt als die<br />

Schnelligkeit von Entscheidungen.

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