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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Einfluß auf die Reformbemühungen in der deutschen Bildungslandschaft<br />

hat, macht diese Untersuchung so wichtig. Worauf die Studie jedoch mit<br />

Recht aufmerksam macht, ist, daß eine Ethik der Leistung von geistigkulturellen<br />

Organisationsbereichen für die Entwicklung von Organisationen<br />

und Gesellschaften von hoher Wichtigkeit ist. Die entscheidenden Prozesse<br />

sind dabei diejenigen, die unter dem Stichwort Selbstentwicklung, Leistungsdisziplin,<br />

kommunikativem Austausch und Beachtung der Folgen der<br />

Produkte eigenen geistigen Tuns zu fassen sind. Zur geistigen Freiheit muß<br />

sich also die Entwicklung zu Verantwortung gesellen 731 .<br />

behauptet, es sei »sichergestellt, dass zwischen den Hochschulen der Spitzen und der<br />

Schlussgruppe erhebliche und statistisch signifikante Mittelwertunterschiede bestehen.« Im<br />

sachlichen Widerspruch dazu stehen weitere Aussagen, die zugleich methodisch Sinnwidriges<br />

offenbaren. Zugleich »kann es vorkommen, daß Studienbereiche mit gleichen oder ähnlichen<br />

Mittelwerten […] in unterschiedliche Ranggruppen einsortiert werden.« »Es finden sich durchaus<br />

auch innerhalb der Spitzengruppe und innerhalb der Schlussgruppe signifikante Unterschiede<br />

zwischen Studienbereichen. Umgekehrt bestehen zwischen vielen Studienbereichen der<br />

Mittelgruppe und den Extremgruppen keine signifikanten Mittelwertunterschiede.« »In seltenen<br />

Fällen kommt es dann sogar vor, dass ein Studienbereich mit einem besseren Mittelwert in der<br />

Mittelgruppe landet, während derjenige mit dem „schlechteren“ Mittelwert in der Spitzengruppe<br />

einsortiert wird.« Diese umgekehrte Sortierung erfolgt mit der Begründung, daß schmale<br />

Schätzintervalle von Seiten des CHE mit einer Tendenz zum höheren Rang bei der<br />

Gesamtbewertung „belohnt werden“. (Vgl. Müller-Böling et al. 2002, S. 44 ff.) Das sachliche<br />

Prinzip einer Gruppierung muß es sein, daß Ähnliches in einer Gruppe und Unterschiedliches in<br />

unterschiedlichen Gruppen eingeordnet wird, was hier offensichtlich verletzt wird. Darüber<br />

hinaus ist es gegen statistische Grundprinzipien, daß bessere Mittelwerte von Bewertungen zu<br />

schlechteren Gesamtbewertungen führen können und umgekehrt. Methodisch korrekt ermittelte<br />

signifikante Mittelwertunterschiede können in solchen Fällen auch bei Zufallsauswahl mit<br />

Sicherheit nicht vorliegen. Zudem führt dieser Modus dazu, daß Vereinheitlichung schon auf der<br />

elementarsten Ebene von Bewertung und formaler Auswertung belohnt wird. Relative<br />

Einheitlichkeit der abgegebenen Bewertungen führt aus formalen Gründen zu schmaleren<br />

Schätzintervallen. Solches mit höheren Rangplätzen zu belohnen, ist nicht nur statistisch jenseits<br />

aller mir bekannten methodischen Anwendungsprinzipien, es ist auch sachlich nicht zu<br />

verantworten. Sachlich folgt aus solcher Handhabung der Rohdaten nämlich die Tendenz, daß im<br />

Mittel höher Gewertetes mit einer Abwertung belegt wird, wenn es weniger einheitlich bewertet<br />

wird. Vereinheitlichung von Bewertungen kann drei qualitativ unterschiedliche Ursachen und<br />

Konsequenzen haben:<br />

1. Außergewöhnliches wirkt häufig polarisierend, erst Recht wenn es um geistige Hochleistung<br />

geht. Polarisierung der Bewertung kann im Bereich von geistigen Leistungen wie der<br />

Forschung ein Indikator dafür sein, daß Pionierleistungen erarbeitet werden, die von den einen<br />

anerkannt, von anderen aber abgelehnt werden. Sachlich müßte dann die Forschungsleistung<br />

nicht ab-, sondern aufgewertet werden. Der Hintergrund einer großen Streuung kann also nicht<br />

nur sein, daß an einem Fachbereich die Leistungen nicht von einheitlich guter Qualität sind,<br />

sondern auch, daß Leistungen von Herausragenden abgewertet werden. Ob und wo solche<br />

sachlich-persönlichen Zusammenhänge in der CHE-Studie vorliegen, kann aufgrund der<br />

vorliegenden Materialien naturgemäß nicht beurteilt werden.<br />

2. Kleine Fakultäten führen zu geringen Fallzahlen, solche wiederum zu breiteren<br />

Schätzintervallen. Größe und Massenbetrieb in Hochschulen wird also tendenziell besser<br />

bewertet, wenn schmale Schätzintervalle belohnt werden. Ob Massenbetrieb tatsächlich mit<br />

einer grundsätzlichen Tendenz zu besseren geistigen Leistungen verbunden ist, ist zweifelhaft.<br />

3. In Fakultäten, in denen der Anteil der Personen, die an der Studie teilnehmen, geringer ist,<br />

führt diese Nichtteilnahme wegen der Schätzmethoden zu breiteren Schätzintervallen und<br />

wegen der Bewertung der Breite durch das CHE zu einer Abwertungstendenz. Soziale<br />

Anpassung an Druck von Außen oder gedankenlose Teilnahme wird also gegenüber bewußter<br />

Verweigerung von einzelnen Fakultätsmitgliedern in den Bewertungen und Rankings<br />

bevorzugt.<br />

731 Glasl et al. haben entsprechende Qualitätsmaßstäbe für das geistig-kulturelle Subsystem und für<br />

professionelle Organisationen formuliert. »Ein eigener Moralkodex muß anstelle einer<br />

hierarchischen Kontrolle Qualitätsgarantie gewähren« (Vgl. Glasl 1997. S. 133 f.)

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