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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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im Zusammenhang mit der Relativitätstheorie und ihrer nicht-linearen<br />

Geometrie drastischen Niederschlag. Pauli erscheint auch das Einsteinsche<br />

gekrümmte Raum-Zeit Kontinuum als unbefriedigendes »Nessushemd […],<br />

das wir nun nicht mehr ausziehen können.« »Es ist natürlich genial, die Zeit<br />

nicht mehr zur Anordnung von Kausalreihen zu verwenden – wie einst im<br />

Mai – sondern als Tummelplatz von Wahrscheinlichkeiten. Wenn man aber<br />

statt genial sagt dumm-dreist ist es mindestens ebenso wahr […].« 668 Im<br />

Hintergrund dieser Bemerkung steht die von Wolfgang Pauli und Niels<br />

Bohr 669 gegen »lärmende Ignoranz« im Stillen verbreitete Erkenntnis der<br />

Existenz einer »unsichtbaren Realität jenseits des menschlichen Bewußtseins«<br />

670 . Damit verbindet sich der menschlichen Natur gemäß die<br />

»Zweiteilung oder Dualität, die sich vielfach im menschlichen Denken und<br />

Tun zeigt – in der Wissenschaft als grundlegende „Trennung“ zwischen<br />

Subjekt und Objekt und […] „subjektiv“ und „objektiv“, in der Religion als<br />

die […] Konfrontation des Guten mit dem Bösen, in der Gesellschaft als<br />

Spannung zwischen Individuum und Kollektiv […]. […] Wer die<br />

Zweiteilung für grundlegend hält, […] und einen komplementären<br />

Ausgleich als bewegtes Gleichgewicht anstrebt, […] darf vor dem eigenen<br />

Leben und dem eigenen Denken nicht halt machen.« 671<br />

Die oben skizzierten „Krümmungen“ der Realität sind Teil jeder statistischen<br />

Modellierung des durch den Menschen Gewordenen. – Anders<br />

geartetes kann nicht statistisch modelliert werden. – Darüber hinaus wird<br />

hinsichtlich des Untersuchten alles, jedes und jeder über denselben Kamm<br />

eines Modells geschoren. Besonders im Fall der Modellierung psychologischer<br />

Größen wie Einstellungen, Zufriedenheit und Images wird eine<br />

strukturelle Gleichförmigkeit des Denkens und der Inhalte des Denkens<br />

unterstellt und durch das Modell in die Realität gezwängt.<br />

war in der ersten Lebenshälfte zu anderen Menschen ein zynischer, kalter Teufel und ein<br />

fanatischer Atheist und intellektueller Aufklärer.« (Pauli zitiert nach Fischer 2000, S. 33)<br />

668 Pauli zitiert nach Fischer 2000, S. 23. Um Einstein nicht Unrecht zu tun, muß die Aussage von<br />

Wolfgang Pauli dahingehend ergänzt werden, daß Einstein selbst erhebliche Probleme mit<br />

Wahrscheinlichkeiten als Basis der Physik hatte, denn »Gott würfelt nicht…« Und: Pauli und<br />

Bohr selbst waren es, die die kausal denkende Physik durch die in Wahrscheinlichkeitskalkülen<br />

entwickelte und ausgedrückte Quantenphysik ablösten. (Vgl. Fischer 1996, S. 160 ff., S. 177 ff.)<br />

Ich hege den Verdacht, daß Pauli klar war, daß er damit wichtige Fundamente seines eigenen<br />

wissenschaftlichen Denkens als »dumm-dreist« bezeichnete. Widersprüche? Ja. Schlimm? Nein,<br />

nahe am „Eingemachten“ wimmelt es von Widersprüchen.<br />

Die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn ist auch dadurch markiert, ob man die eigenen<br />

Begrenzungen und Schwächen erkennt und innerlich spüren kann oder nicht. Über sie zu spötteln<br />

oder sie zu ironisieren sind Möglichkeiten je nach persönlicher Disposition, sich der<br />

unmittelbaren Auseinandersetzung mit den eigenen Schwächen und Begrenzungen zu entziehen,<br />

oder aber ihr tastend näher zu rücken, um an den eigenen Grenzen reifen zu können.<br />

669 Niels Hendrick David Bohr, Physiker, 1885-1962, Nobelpreis für Physik 1922, Vater von Aage<br />

Bohr, der ebenfalls Nobelpreisträger für Physik ist (Vgl. Brockhaus Bd. 3, S. 494 f.).<br />

670 Pauli zitiert nach Fischer 2000, S. 176.<br />

671 Fischer 2000, S. 85 f.

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