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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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fehlender innerer Halt und fehlender Transzendenzbezug daher fatal<br />

auswirken. Mit der Perspektive des Endes des eigenen organisatorischstrukturellen<br />

Seins sind in diesem Denken Tod und das Ende aller im<br />

Äußeren genährten Selbstanteile verbunden. Auf der Basis eines materiellfunktionalen<br />

Weltbildes wird aus den mit diesen Fragen verbundenen<br />

Ängsten daher der Intensität nach schnell Todesangst. Todesangst kann<br />

naturgemäß für Organisationen, die Mitarbeiter mit „klarem Kopf“ und<br />

positiver Motivation brauchen, schnell bedrohlich werden. Um den<br />

überzeitlichen und transzendenten Anteil von Realität zu wissen, läßt<br />

irdische Krisen weniger existentiell werden, womit mehr Gelassenheit und<br />

Sinnbezug möglich werden. 1301 Die oft sichtbar werdenden Phänomene von<br />

Angst vor dem Ende von Organisationen und vor Veränderungen (Subventionen<br />

über Jahrzehnte…) muten denn auch merkwürdig-paradox an und<br />

werden teilweise instrumentalisiert, um die eigenen Interessen durchsetzen<br />

zu können. 1302 Das Verhökern von kurz vorher noch hoch bewerteten<br />

„Wertgegenständen“ zu minimalen Preisen 1303 mutet an wie Todesangst,<br />

Leichenfledderei und Versuche des Verbergens von Tod.<br />

Dem entspricht die verkommene Kultur im Umgang mit Sterben und Tod,<br />

die sich in der technisch-wissenschaftlichen Kultur ihrer Natur gemäß<br />

entwickelt hat. Sterbende und Leichen sind in einer materialistisch<br />

verengten Sicht zu nichts mehr nütze, außer als Projektionsfläche für „noch<br />

nicht“ genügend „rationale“ Seelen. Selbst in der Charakterisierung der<br />

Biographie des Menschen durch den Ethnologen van Gennep fehlen<br />

Alterung (Altersweisheit und Altersstarrsinn), Sterben und Tod. »Das Leben<br />

eines Menschen besteht somit in einer Folge von Etappen, deren End- und<br />

1301 Stein beschreibt und deutet aus der Perspektive eines Beraters, daß er während des Abbaus von<br />

Strukturen und Arbeitsmöglichkeiten im US-amerikanischen Gesundheitswesen und bei<br />

Massenentlassungen kollektive Ängste und Vernichtungsphantasien erlebt hat. (Vgl. Stein 2003)<br />

Diese Beobachtungen stützen meine Vermutung, daß Transzendenzferne oder die Ablehnung von<br />

Transzendenz angstverschärfend wirkt und Ängste und Aggressionen buchstäblich existentiell<br />

werden läßt.<br />

1302 Ein vielschichtiges Beispiel zum Thema „Instrumentalisieren von Ängsten“ liefert Lentz. Er<br />

unterstellte 1996 in der Zeitschrift «Capital», daß funktionsübergreifende Teams nur dann<br />

funktionieren, wenn die vermutlich ohnehin vorhandene Angst für das Team in »Todesangst«<br />

verwandelt wird. Lentz unterstellte dabei als »Fakten«: Teams arbeiten im Vakuum und sind<br />

umgeben von einer klassischen Linienorganisation, die Lösungen aus dem Team, die Bewährtes<br />

in Frage stellen, sofort angreifen. Bei IBM habe ein Team mit der Aufgabe der drastischen<br />

Reduzierung von Durchlaufzeiten in der Chipproduktion erst dann Ergebnisse geliefert, nachdem<br />

der Vorstand mit der Schließung des Werkes gedroht habe. (Vgl. Lentz 1996, S. 59 f.) Was Lentz<br />

beschreibt, sind nicht einfach Fakten, sondern eine Selbst-Erfüllende-Prophezeiung. Sie erwächst<br />

auch aus Angst der Führung vor eigener Veränderung und einem daraus folgenden Festhalten an<br />

einer hierarchischen Linienorganisation. Auch Ängste der Führung und der Geführten und daraus<br />

folgende Abwehrhaltungen sind Fakten.<br />

1303 Insolvenzversteigerungen und ähnliche Vorgänge sind hier angesprochen.

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