25.12.2013 Aufrufe

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

465<br />

womit die Qualitäten der krisenhaften Erscheinungen dieser Zeit deutlicher<br />

werden. 1146<br />

12.4.4.2 Die Differenzierungsphase<br />

In der auf die Pionierphase typischerweise 1147 folgenden Differenzierungsphase<br />

wird das technisch-instrumentelle Subsystem als Antwort auf die<br />

Defizite der Pionierphase dominant. In der Differenzierungsphase<br />

entwickelt sich die Organisation zu einer polaren Antithese der<br />

Pionierphase. Aus ins destruktiver gekippter Führungsstärke entstand am<br />

Ende der Pionierphase Desorganisation und Ineffizienz. Aus diesem Chaos<br />

heraus entwickelt sich die nun benötigte sachlich-technisch-logisch<br />

begründete Ordnung. In der Entwicklung nach innen dominiert in der<br />

Differenzierungsphase also das technisch-instrumentelle Subsystem.<br />

Die personenbezogene formal strukturarme und undifferenzierte Organisation<br />

der Pionierphase wird nun so umgewandelt, daß sie durch eine logisch,<br />

formal und technisch strukturierte Funktionsteilung geprägt wird. Delegieren,<br />

Kontrolle und aus dem Technischen abgeleitete Arbeitsabläufe prägen<br />

fortan das Handeln. Organisationen werden in dieser Phase ihrer Entwicklung<br />

vor dem Hintergrund der Metapher der Maschine, die wie gut geölt<br />

laufen soll, gestaltet, geplant und geführt. Sie werden so überwiegend nach<br />

deterministischen und/oder stochastischen Prinzipien geführt, die normativen<br />

Charakter haben. 1148 Die Prinzipien der Organisation sind in dieser<br />

1146 Vgl. Glasl et al. 1994, S. 101.<br />

Typische Schattenseiten, die in der Pionierphase auftreten können, sind Neigung zu Personenkult,<br />

persönlichen Abhängigkeiten und Unselbständigkeit. In der überreifen Pionierphase kann aus<br />

diesen Schattenseiten heraus eine „Theokratie“ gebildet werden, die zu einer irrealübermenschlichen<br />

Größe des internen Bildes der Gründungsführungsperson(en) führt.<br />

Infolgedessen kann selbständiges Denken bei den Mitarbeitern derartig eingeschränkt werden,<br />

daß die Organisation nicht mehr angemessen auf die wechselnden Anforderungen ihres Umfeldes<br />

reagieren kann. (Vgl. Glasl 1994, S. 16, S. 20 f.) In der überreifen Pionierphase können<br />

abnehmende Gewinne, heiße (offene) oder kalte (verborgene) Konflikte in der Führung, gestörte<br />

Kommunikation und nachlassende Motivation auf allen Ebenen auf in den Vordergrund treten.<br />

Zunehmend bleiben Klagen von Kunden ohne zufriedenstellende Antwort. (Vgl. Glasl et al.<br />

1996, S. 51.)<br />

1147 Es gibt aus der Sicht des Modells der Organisationsentwicklung nach Glasl et al. auch untypische<br />

Entwicklungen. Die Grundhaltungen der Pionierorganisationen können dann im Prinzip auch in<br />

komplexeren Strukturen weiterleben. Glasl beschreibt in diesem Zusammenhang komplexere<br />

Familienbetriebe und Konglomerate. (Vgl. Glasl et al. 1996, S. 53 f.)<br />

1148 Vgl. Glasl 1994, S. 11 f.; Glasl et al. 1996, S. 40, S. 55, S. 64, S. 100.<br />

»Die «wissenschaftliche Betriebsführung» gründet sich auf eine logische Ordnung von<br />

Funktionen, Aufgaben, Dingen und Prozessen und geht davon aus, dass die Produktivität der<br />

Organisation umso grösser wird, je besser es dem Menschen gelingt, sein Verhalten mit dem<br />

formalen Organisationsplan in Übereinstimmung zu bringen. Die Normen für das menschliche<br />

Verhalten in der Arbeitssituation richten sich in erster Linie nach den Anforderungen, die der<br />

technische Prozess stellt.« (Glasl 1996, S. 58)<br />

Die Prinzipien der Differenzierungsphase sind auf eine Integration der Systeme des formalbürokratisch<br />

„top-down“ denkenden Henri Fayol und des technisch „bottom-up“ denkenden<br />

Frederick W. Taylor zurückführbar. (Vgl. Glasl et al. 1996, S 55 f.)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!