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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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419<br />

heit. Eine traditionelle Maschine, die zwei widersprüchliche Befehle zur<br />

gleichen Zeit erhält, zeigt Fehlfunktionen. So zeigt sich praktisch, daß die<br />

traditionelle Maschinen-Metapher an diesem Punkt an einer Grenze<br />

angelangt ist. Der Anspruch der Widerspruchsfreiheit ist in Systemen<br />

zunehmender Komplexität technisch kaum noch realisierbar, was alltäglich<br />

sichtbar wird. Die meisten Computernutzer kennen den Blue-Screen, der<br />

anzeigt, daß ein gegenüber Fehlern und Widersprüchen nicht hinreichend<br />

tolerantes technisches System so radikal den Dienst einstellt, daß nur noch<br />

zwischenzeitiges Unterbrechen der Stromversorgung weiterhilft. Fehlerund<br />

Widerspruchslosigkeit in Systemen derartiger Komplexität zu erwarten,<br />

wird spätestens bei Vernetzung zur kombinatorischen Absurdität und würde<br />

bei nachhaltigen und mächtigen Versuchen, diese zu erreichen, in einem<br />

bisher unbekannten Ausmaß von Verkrustung und Erstarrung enden. Wenn<br />

Widerspruchsfreiheit und Fehlerlosigkeit schon technisch nicht mehr<br />

tragfähige Ansprüche sind, dann galt und gilt das erst recht, wenn Menschen<br />

miteinander leben und arbeiten. Fehler, Widersprüche und individuelle<br />

Eigenheiten nur auf technischer Ebene zu integrieren, wäre mindestens<br />

idiotisch.<br />

Maschinen durchziehen und durchdringen dessen ungeachtet unseren<br />

Alltag. Es ist wohl nach wie vor so, daß der Mensch sein Selbst- und<br />

Weltbild in Artefakte gießt und sich mit diesen „Spiegel-“Artefakten<br />

umgibt. Von dieser Seite aus betrachtet ist die Dominanz der<br />

Maschinenmetapher im Hinblick auf die äußeren Ausdrucksmittel in<br />

technisch-wissenschaftlich geprägtenen Kulturen nicht erstaunlich, sondern<br />

zwangsläufig. Diese Dominanz und das durchdringende Wesen der<br />

Maschinenmetapher kann an unzähligen Beispielen verdeutlicht werden.<br />

Der Organismus und seine Organe bzw. „Teile“ wird/werden in der<br />

schulmedizinischen Betrachtung auf Maschinen(-teile) reduziert. Herzinfarkte<br />

werden durch das mechanistische Weltbild auf einen Defekt der<br />

Pumpenfunktion des Herzens reduziert, der durch falsche elektrische<br />

Steuerbefehle oder durch Zulauf- oder Ablaufverstopfungen verursacht<br />

werde. Magengeschwüre werden auf etwas reduziert, das durch Säureüberschuß<br />

oder Viren im Magen verursacht wird, die einschlägig durch<br />

Chemikalien oder durch Operation zu beseitigen sind. 1030 Auf das Gehirn<br />

1029 Zu einer differenzierten Beschreibung der Metapher „Maschine“ und ihrer Wirkungen auf<br />

Organisationen vgl. Morgan 1997, S. 23 ff. Die Metapher „Maschine“ ist dort so<br />

herausgearbeitet, daß sie nicht nur mit Bezug auf Organisationen deutlich wird.<br />

1030 Vgl. Pschyrembel 1999, S. 447<br />

An konventionelle naturwissenschaftliche Sichtweisen angelehnte Konzepte betrachten<br />

Organisationen in Analogie zum „schulmedizinischen“ Bild des Organismus. Sie gehen u.a. auf<br />

die biologische Theorie der Selbstorganisation von Maturana und Varela zurück. (Vgl. Maturana

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