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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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kriegerischen Haltung andererseits zu den merkwürdigsten und an der<br />

Oberfläche undurchsichtigsten Phänomenen führen. Am intensivsten wurde<br />

diese Tatsache für mich in einer internationalen Organisation deutlich und<br />

erlebbar, die Hochleistung, Expansion, interne Menschlichkeit und<br />

Gemeinschaftsbildung nicht nur im Unternehmenskodex festgehalten hatte,<br />

sondern auch in der Unternehmensstruktur und im wirtschaftlichen<br />

Unternehmenserfolg für mich bei erster Betrachtung glaubhaft abbildete.<br />

Als junger Berater in diese Organisation hineingekommen, wurde diese<br />

Kultur mir gegenüber deutlich werbend kommuniziert und durch aktive<br />

institutionelle Einrichtungen belegt. Das kooperative und mitmenschliche<br />

Element wurde dabei besonders betont. Ich nahm bei mir selbst in<br />

verschiedenen Gesprächen und beim Wandern in der Zentrale der<br />

Organisation jedoch frühzeitig Anspannungen und Verspannungen wahr. 531<br />

Diese führten zu der Idee, daß mir bis dahin Wesentliches mit vom offiziell<br />

Kanonisierten abweichenden Qualitäten verborgen geblieben war. Mit den<br />

Klärungen dieser bei mir auftretenden inneren Prozesse verschwanden auch<br />

die negativen Dimensionen der Anspannungen weitgehend. Der<br />

Klärungsprozeß kann so skizziert werden:<br />

Mit der Zeit wurden die Kontakte informeller und manche Gespräche<br />

weniger vom Unternehmenskodex und mehr von persönlicher Spontaneität<br />

getragen. Die Äußerungen verschiedener Nachwuchsführungskräfte zu dem,<br />

wie intern Aufstieg geregelt wurde, machten die mir zunächst verborgen<br />

gebliebene Seite der Organisationskultur schrittweise deutlich. Das erste<br />

informelle „Wort zum Sonntag“ lautete »Menschen, die machen, was man<br />

ihnen sagt und die keinen Aufstieg und Verantwortung wollen, denen geht<br />

es bei uns richtig gut. Aber wehe, man will nach oben.« Die Steigerung<br />

dieses Satzes war: »Aufstieg geht hier nur über brutales Radfahren«. Die<br />

gleiche Qualität kulminierte schließlich mit deutlichen Untertönen –<br />

Männlichkeit, Heldentum, Brutalität, Siegermentalität, Verlust der Selbstund<br />

Fremdwahrnehmung – in dem Satz eines aufstrebenden und ehrgeizigen<br />

Nachwuchsmanager, der bis hinein in die Lokalität des Monologs symbolträchtig<br />

war: »Mit einem Messer im Rücken gehe ich noch lang nicht nach<br />

Haus.« 532<br />

531 Meine nonverbalen Reaktionen wurden für mich wahrnehmbar in einem angespanntem Nacken,<br />

der Neigung, niemandem den Rücken zuzudrehen, untypisch fixierter Konzentration,<br />

Schwierigkeiten, mich auch mal zurückzulehnen, erhöhten Schweißabsonderungen und hoher<br />

Erschöpfung beim Verlassen der Organisation.<br />

532 Alle Zitate haben bei mir nachhaltigen Eindruck hinterlassen, wenn auch vermutlich nicht immer<br />

so, wie es sich die zitierten Personen gewünscht haben könnten. Ich ertappte mich mehr als<br />

einmal bei einer Mischung aus Mitgefühl und Heiterkeit angesichts der Ausuferungen und<br />

Auswirkungen von dem, was ich des öfteren als „Hahnenkämpfe“ deutete. Ich bin mir daher<br />

sicher, hier aus dem Gedächtnis korrekt und wörtlich zu zitieren.

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