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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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281<br />

8.3 Menschlich-Organisatorisches: Dichtung, Fälschung und Wahrheit<br />

von Daten und Statistik<br />

8.3.1 Die Illusionen von Objektivität und Neutralität vs. selektive<br />

Wahrnehmung, Deutung und Macht<br />

»Der Politik ist eine bestimmte Form der Lüge fast zwangsläufig zugeordnet:<br />

das Ausgeben des für eine Partei Nützlichen als das Gerechte. Genau<br />

deshalb wäre das Wahre das eigentlich heilsame Prinzip der Politik. Wer<br />

aber kann das Wahre hören? Wer ist seelisch fähig, es hören zu wollen? Die<br />

Angst, die unerträgliche Wahrnehmung der eigenen Unfähigkeit zum<br />

Frieden, ist es, welche die Macht tragisch macht, denn sie schneidet hören<br />

und sehen da, dort wo es am nötigsten wäre. Auch wer schreit, hört nicht; er<br />

hört nur seinen Schrei.« 711 Carl Friedrich von Weizsäcker 712<br />

»Die Statistik ist für den Politiker das, was für den Betrunkenen die Laterne<br />

ist: Sie dient weniger der Erleuchtung als der Aufrechterhaltung des eigenen<br />

Standpunktes.« 713<br />

Roland Koch, Ministerpräsident des deutschen Bundeslandes Hessen<br />

Über den zweiten Satz zu meditieren, ist mindestens so lohnend wie<br />

Meditationen über das von-Weizsäcker-Zitat. Als ergänzende Meditationshilfe<br />

mag der Hinweis dienen, daß in der Alltagswelt Laternen nicht der<br />

Erleuchtung, sondern der Beleuchtung dienen 714 .<br />

Dieser Lapsus macht den Satz von Roland Koch so herrlich erhellend.<br />

Darüber hinaus ist „politisches Handeln“ nicht nur bei Politikern, sondern<br />

auch in vielen anderen Berufsgruppen mit unterschiedlichem Ausmaß an<br />

711 C.F. v. Weizsäcker 1993, S. 639<br />

712 Carl Friedrich v. Weizsäcker 1912-2007, Physiker und Philosoph, Gründer des Max-Planck-<br />

Instituts zur Erforschung der Lebensbedingungen in der wissenschaftlich-technischen Welt.<br />

»Wissenschaftstheoretisch gilt sein Bemühen der Rekonstruktion der Einheit der Physik als<br />

Fundamentalwissenschaft im Rahmen eines einheitlichen Wirklichkeitsverständnisses, in dem<br />

äußere Natur und Mensch, Objekt und Subjekt, die physikalisch-naturwissenschaftlichen und<br />

metaphysisch-religiösen Fachbereiche nicht mehr streng getrennt, sondern verbundene Teile einer<br />

umfassenderen Einheit sind.« (Vgl. Brockhaus 19. Aufl. 1994, Bd. 23, S. 732 f.) In der zweiten<br />

Lebenshälfte führte ihn sein Weg zu einem östlichen Meister. Diese lernende Begegnung deutete<br />

von Weizsäcker als Schlüsselerfahrung. Von herausragender Bedeutung für das Gelingen dieser<br />

Begegnung war nach Darstellung v. Weizsäckers sein Wille und seine Fähigkeit über Jahrzehnte<br />

auf den rechten Zeitpunkt der Begegnung zu warten (Gedächtniszitat eines TV-Interviews mit<br />

C.F. v. Weizsäcker; zu weiteren Hintergründen vgl. Görnitz 1992, S. 112 ff.).<br />

713 Roland Koch zitiert nach Wirtschaftswoche Nr. 14, 29.3.2001, S. 18.

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