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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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3. Wenn Gesetze ein direktes Experimentieren mit Menschenzellen nicht<br />

zuließen, müsse man den Weg der Verschmelzung menschlichen Erbguts<br />

mit Zellen von Kühen gehen. 1347<br />

4. Man dürfe nicht vergessen, daß jeder auch in der Forschung berühmt<br />

und reich werden wolle. 1348<br />

5. Ethische Debatten würden ohnehin von der Wirklichkeit des wissenschaftlich-technischen<br />

Fortschritts eingeholt und daher gelte zweierlei:<br />

a) Ethische Debatten seien nicht überflüssig, weil sie den Geist<br />

schärften.<br />

b) »Gesetze müssen sich eben an die Realität anpassen.« 1349<br />

Dieses Denken mündet in ungehemmter Grausamkeit. Vordergründig reicht<br />

schon Punkt eins von Solters anti-ethischen Überlegungen, um das deutlich<br />

zu machen. „Die dürfen das aber auch…“ ist Sandkastenethik. (Wenn<br />

Kinder in solchen spielen ist das gut und richtig.) Man könnte genauso gut<br />

fragen, warum man in Deutschland niemanden mehr wegen abweichender<br />

Gesinnung in Umerziehungslager und Gefängnisse internieren darf. In<br />

anderen Ländern ist es doch auch erlaubt. Ich übe auch keine Blutrache, nur<br />

weil es immer noch Kulturkreise gibt, in denen diese, mehr oder weniger<br />

legalisiert, üblich ist. Und: Zu Zeiten von „Kulturrevolutionen“, in denen<br />

Angehörige geistig-kultureller Eliten ermordet wurden, war es richtig, daß<br />

sich die überwiegende Zahl der menschlichen Gesellschaften solcher<br />

Untaten enthalten hat 1350 .<br />

Solters Ethik ist in den ethischen und wissenschaftlichen Konsequenzen<br />

verdammt nah an den Menschen-Experimenten, die nicht nur im „Dritten<br />

Reich“ in Deutschland durchgeführt wurden; dort aber mit absoluter und<br />

kaum zu überbietender Grausamkeit und Konsequenz. Wenn man zudem<br />

nur ein wenig tiefer schaut, wird schnell deutlich, daß Menschenversuche<br />

Regelungsmöglichkeiten und die Notwendigkeit deutlich, nicht alles Legale gleichzeitig für<br />

legitim zu halten.<br />

Daß Anpassung gegenüber technisch-wissenschaftlich geschaffenen Möglichkeiten in der<br />

Vergangenheit erfolgt ist, sagt nichts darüber aus, ob die Anpassung, sachlich richtig und/oder<br />

ethisch zu befürworten ist. Weiterhin brauchen neue Möglichkeiten Neubewertungen in<br />

sachlicher und ethischer Hinsicht.<br />

1347 Aus dieser Bemerkung folgt, daß Gesetze dazu da sind, sie möglichst geschickt zu umgehen,<br />

wenn es den eigenen Zielen dient. In dieser Einseitigkeit ist diese Haltung nicht ungefährlich. Mit<br />

welcher Legitimität will man dieses anderen Menschen absprechen? Eine solche Haltung ist<br />

geeignet, jede Art von Normensystem zu sprengen. Daraus folgt nichts anderes als Anarchie und<br />

der Sieg der Schattenseiten von Macht wie Brutalität, Grausamkeit und Rücksichtslosigkeit.<br />

1348 Damit formuliert Solter, daß die persönlichen Grundhaltungen von Wissenschaftlern und<br />

Forschern mit den egoistischen „Idealen“ des Kapitalismus konform gehen, was weder auf alle<br />

Wissenschaftler zutreffen kann, noch bar jeder Realität ist.<br />

1349 Solter 1998, S. 275<br />

1350 Ich denke bei diesem Stichwort an Phänomenen wie die Bücherverbrennungen und die kulturell<br />

begründeten Morde in Deutschland von 1933-145, die Herrschaft der Roten Khmer in<br />

Kambodscha und die Kulturrevolution in China unter Mao Tse Tung.

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