25.12.2013 Aufrufe

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

154<br />

zichtbar für die gesunde Entwicklung jedes Gemeinwesens sind (Altenpflege,<br />

Polizeidienst, Krankenhausdienst usw.) können bei der Abschaffung<br />

von Mindestlöhnen und bei der Einkommensverteilung nach „Marktgesetzen“<br />

zunehmend nicht das einfache tägliche Auskommen sichern. Spitzeneinkommen<br />

resultieren dagegen aus Leistungen, die weniger wichtig und<br />

destruktiv sein können. Die sogenannten Marktgesetze, die Einkommensverteilung<br />

nach Angebot und Nachfrage regeln, unterlaufen so zunehmend<br />

jede Möglichkeit leistungsgerechter Bezahlung. Es ist schlichte Dummheit<br />

und Blindheit für die Qualität von Leistung, wenn Leistung anhand der<br />

Verdiensthöhe definiert wird. Das gilt auch dann, wenn finanzieller<br />

Zuwachs im Auftrag Dritter kurzfristig geschaffen werden soll, wie es das<br />

Shareholder-Value-Modell nahelegt. Leistung wird dort definiert als das<br />

Schaffen von finanziellem Ertrag für Aktionäre. Diese Definition gilt<br />

modellintern auch dann, wenn ansonsten nach dem Motto „nach mir die<br />

Sintflut“ zerstörtes Land hinterlassen wird.<br />

Wenn Leistung jedoch im Sinne des Shareholder-Value-Modells verengt auf<br />

Geld als Schaffung von finanziellen Werten für die Interessengruppe der<br />

Aktionäre definiert wird, sind erhebliche Anteile hoher Managementeinkommen<br />

nicht leistungsgerecht. Leistungsgerechtes Einkommen müßte<br />

dann beinhalten, daß Manager erhebliche Einkommenseinbußen hinnehmen,<br />

wenn Aktienkurse (in Relation zum Gesamtmarkt oder absolut) schlecht<br />

abschneiden. Vorzeitige Vertragsauflösungen aufgrund von schlechten<br />

Unternehmensentwicklungen müßten dann zu Abfindungen seitens der<br />

Manager an die Aktionäre führen. Auch so zeigt sich, daß der Slogan<br />

„leistungsgerechte Bezahlung“ eine Maske ist, die unter dem Mantel<br />

individueller „Rationalität“ verbirgt, daß Machtpositionen ausgenutzt<br />

werden sollen und können.<br />

Die aktuellen Bestrebungen, in Deutschland Mindestlöhne für Arbeit<br />

abzuschaffen, repräsentieren entsprechende Entwicklungen am anderen<br />

Ende der Einkommensskala. Eine naheliegende Konsequenz ist, daß Arbeit<br />

zunehmend und legal auch so niedrig bezahlt werden kann, daß auch bei<br />

vollem Einsatz individueller Arbeitszeit und Lebensenergie die Grundbedürfnisse<br />

des Lebens nicht mehr aus Arbeitseinkommen bestritten werden<br />

können. Im Extremfall fehlender Mindestlöhne würde Arbeit ohne nennenswertes<br />

Einkommen möglich werden. Es ist nicht abwegig, davon<br />

auszugehen, daß viele Menschen, die weit unter heutigen Mindestlöhnen<br />

tätig werden, dieses nicht durch hochbezahlte Arbeit ausgleichen können.<br />

Daraus folgt plakativ gedacht die Möglichkeit, finanzielle Massenarmut zur<br />

kurzfristigen Bereicherung von „Arbeitgebern“ und zugunsten von neuen<br />

Formen der Knechtschaft in Kauf zu nehmen. Wirtschaftlicher Erfolg hängt

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!