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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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49<br />

qualifizieren, bewertete er sie als »irrational«. Er wertete in dieser Weise<br />

das Menschliche ab und schaffte sich damit (unbewußt?) die Möglichkeit<br />

der Verdrängung, die er vermutlich brauchte, um sein Konzept konsequent<br />

formulieren und realisieren zu können. In der Biographie und im Werk von<br />

Frederick Winslow Taylor verdichten sich diese Verdrängungsprozesse in<br />

tragischer Weise. Friedrich Glasl, der selbst ganz anders denkt, geht mit<br />

derjenigen Achtung an diese Realitäten und Personen heran, die einseitig<br />

rational sozialisierte Menschen nicht selten schmerzlich vermissen (lassen).<br />

»Taylor war eine glänzende, technisch ausserordentlich begabte und sozial<br />

denkende Persönlichkeit.« Die menschliche Einstellung Taylors, der nach<br />

Effizienzsteigerung der Produkterstellung und zugleich nach Verbesserungen<br />

für das Los der Arbeiter strebte, wurde für ihn zur »Tragödie«.<br />

Nachdem nur eine Reihe technisch-organisatorischer Vorstellungen<br />

übernommen wurden, (diese Vorstellungen wurden auch von seinem<br />

»unzweifelhaft […] zwangsneurotischen Charakter« geprägt) wurde er von<br />

Gewerkschaftsseite zum Arbeiterfeind Nr. 1 erklärt und starb wenig später<br />

einsam und verbittert. »Taylors Grösse lernt man am besten kennen, wenn<br />

man den Bericht seines Hearings vor dem Kongress nachliest. Hier spricht<br />

ein mutiger und klar denkender Mann in einer höchst unangenehmen<br />

Situation.« 142<br />

2.3 Der Transaktionskostenansatz – Licht und Schatten<br />

2.3.1 Menschenbild und Grundannahmen<br />

Die am Beispiel von Gutenbergs Theorie der Unternehmung skizzierte<br />

funktionale Sicht auf den Menschen hat Wirtschaftswissenschaften und<br />

Wirtschaftspraxis entscheidend beeinflußt. Sie steht bis heute an der Wiege<br />

vieler Facetten von Organisation. Ein prominentes Beispiel für diese in<br />

Theorie und Praxis deutlich werdende Tatsache ist der in diesem Kapitel<br />

skizzierte, gedeutete und bewertete Transaktionskostenansatz 143 . In diesem<br />

werden die Konzepte der Rationalität und Funktionalität mit dem Konzept<br />

individuellen menschlichen Opportunismus zusammengeführt. Daraus<br />

resultiert ein Gesamtkonzept für wesentliche und problematische Phänomene<br />

organisatorischer Realitäten, die man auch aktuell beobachten kann.<br />

141 Die selektive Zitierung und Fehlinterpretation wirtschaftlicher Basisideen von J.A. Schumpeter,<br />

Adam Smith und F.W. Taylor wird auf den Seiten 64, 127 ff. und 49 besprochen.<br />

142 Vgl. Glasl et al. 1996, S. 56.<br />

143 Für ausführlichere Abhandlungen zum Transaktionskostenansatz vgl. Alchian et al. 1972, S. 777<br />

ff.; Williamson 1985; Brand 1989, Schumann 1992, S. 433 ff.

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