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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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mus hinaus. […] Diese radikale Ökonomisierung geht bald so weit, wie im<br />

alten Preußen die Militarisierung oder viel später - im Nachgang zu 1968 -<br />

die Politisierung einer jeden Frage. Wer so eindimensional denkt, schafft<br />

lauter Sachzwänge, denen sich Andersdenkende zu beugen haben.« 1261<br />

Friedrich von Hayek zählt zu den großen liberalen Wirtschaftstheoretikern.<br />

1262 Seine Überlegungen zum «Triumph der menschlichen Gemeinheit»<br />

beginnt er mit einem Zitat von Lord Acton: »Macht korrumpiert, absolute<br />

Macht korrumpiert absolut.« 1263 In einer Gesellschaft, die sich zum<br />

Totalitarismus entwickelt, seien die Skrupellosen zwangsläufig in ihrem<br />

Element. 1264 Die Tugenden von Rücksicht auf Schwache, Achtung für<br />

andere, Toleranz, persönliche Bescheidenheit, Vertrauen in die guten<br />

Eigenschaften des Gegenübers gedeihen nach Hayek nur in einer dem<br />

Individuum verpflichteten Kultur, die er mit einer kommerzialisierten<br />

Kultur gleichsetzt. Diese lebenswichtigen Grundlagen von Menschlichkeit<br />

und Effizienz gingen mit Zunahme von Kollektivismus und Militarismus<br />

zwangsläufig verloren. 1265 Offensichtlich treffen Qualitäten, die Hayek bei<br />

der Analyse diktatorischer Zwangssysteme kommunistischer Staaten<br />

aufdeckte, in umgewandelter Form zunehmend auf das System zu, in dem<br />

wir leben – bis hin zu alltäglich praktischen Symptomen in vielen Lebensfeldern.<br />

1266 Hayek scheint übersehen zu haben, daß die banal kommerzialisierte<br />

Kultur ebenso wie die realen sozialistischen Gesellschaftssysteme<br />

nicht dem Individuum sondern dem Kollektiv dient – ungeachtet aller<br />

Werbeversprechen geht es zumeist um Massenkonsum, der durch Designunterschiede<br />

aller Art maskiert und scheinindividualisiert wird. Es wird<br />

nicht mehr gegessen, was auf den Tisch kommt, sondern was auf den<br />

Bildschirm kommt… Bringt man die älteren Überlegungen von Friedrich<br />

1261 Weck 1998, S. 1; vgl. auch «Der Terror der Ökonomie»; Forrester 1997.<br />

1262 Zu einer Einführung in Leben und Werk von F.A. Hayek vgl. Frowen 1997.<br />

1263 Hayek 1971, S. 173<br />

1264 Vgl. Hayek 1971, S. 174; S.178 f.<br />

1265 Vgl. Hayek 1971, S. 186 ff.<br />

1266 Im Bildungssystem sollen Vergleichbarkeit, einheitliche Standards und Kontrolle „von außen“<br />

die Misere lösen. Ich habe den Verdacht, daß es sich konzeptionell bedingt dabei um Sterbehilfe<br />

handelt. Die Konsumgüter- und Nahrungsmittelindustrie mit ihrer Neigung zur Vortäuschung von<br />

Qualität und Vielfalt ist ein weiteres Beispiel.<br />

Die folgenden Bemerkungen stammen aus dem Katalog eines Handelsunternehmens, das sich<br />

dem Trend zur Uniformität wie einst das gallische Dorf um Asterix und Obelix den Römern<br />

widersetzt – vermutlich ohne die einschlägigen Prügelorgien. »Den Upanischaden zufolge wird<br />

die Welt dermaleinst an einem Mangel an Unterschieden zugrunde gehen, was – wenn man die<br />

verbleibende Frist am Zustand der westlichen und der verwestlichten Welt ablesen müßte – zu<br />

erheblichen Befürchtungen Anlaß gäbe. Subtilität, Finesse, Distinktion und Differenz sind<br />

vergehende Größen in einer Banalglobalisierung (oder Globalbanalisierung), die auf alle<br />

Regionalkulturen wirkt wie eine Dampfwalze im Blumenbeet. Es gibt Residuen …« (manufactum<br />

2002, S. 13)

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