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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Speers zum Verhältnis von Technik, Ethik und Verantwortung scheinen mir<br />

dagegen im Hinblick auf ihre Klarsichtigkeit durch die Schwere der<br />

persönlichen Schuld eher gefördert worden zu sein. Von daher sind die<br />

Berichte, Bewertungen und Warnungen desjenigen, dem trotz verantwortlicher<br />

Teilhabe an dem größten unmenschlichen Exzeß der Verbindung von<br />

Macht und Technik teilweise – ich wage nicht zu beurteilen, in welchem<br />

Ausmaß – die Augen geöffnet worden sind, lesens- und beachtenswert.<br />

Vor dem so angerissenen Hintergrund wird im folgenden zusammenfassend<br />

einiges von dem vorgestellt, was Albert Speer über das Wesen von<br />

Technokratie, Technokraten und Konformität zu sagen hatte und in aktuelle<br />

Zusammenhänge hineingestellt. Die Ausführungen Speers sind eine<br />

bleibende Mahnung an diejenigen, die den Erfolg in bedingungslosem<br />

Einsatz für den Erfolg einer Sache oder bestimmter Personen suchen. Sie<br />

zeigen, wie der Verlust des inneren Haltes und der geistig-seelischen<br />

Offenheit anfällig dafür machen kann, im Gewand des Rationalen zum<br />

Werkzeug des Bösen zu werden.<br />

13.2.1.2 Über Verbindungen und Unterschiede von „Damals“ und „Heute“<br />

Ich glaube nicht, daß das, was heute im Alltag von Organisationen<br />

geschieht, mit dem unmittelbar vergleichbar ist oder verglichen werden<br />

sollte, was Albert Speer zu verantworten hatte. Ich bin mir jedoch sicher,<br />

daß das Böse und das Technokratische nicht erst im Exzeß zusammenfinden<br />

können. Daher können die Ereignisse des II. Weltkrieges nicht als für heute<br />

bedeutungsloses Ereignis in den Geschichtsbüchern abgelegt werden. Die<br />

Gründe für diese Überzeugung sind vielschichtig und komplizierter als die<br />

einfache Tatsache, daß ein entfesselter Raubtierkapitalismus und der<br />

Nationalsozialismus eine ideologische Grundlage teilen: den Sozialdarwinismus.<br />

1323 Die überragende Bedeutung der sachlichen und der ethischen<br />

nennt, konnte endlich der letzte Vorhang seines Abwehrkampfes gegen den grausamsten Teils<br />

seiner Lebenswahrheit zu Boden fallen und Albert Speer zeigen »todernst, unendlich müde, ohne<br />

auch nur eine Spur seiner früheren Gewandtheit.« (Vgl. Sereny 1997, S. 850.) Kann dieser<br />

Abwehrkampf nur nach außen geführt worden sein?<br />

1323 Joachim Fest bezeichnet den Sozialdarwinismus als »granitenes Fundament« der<br />

nationalsozialistischen Ideologie. »Bezeichnenderweise hat diese sogenannte sozialdarwinistische<br />

Theorie, zumindest zeitweilig, […] allen Lagern […] gedient. […] Alles in allem war [der<br />

Sozialdarwinismus] eine der klassischen Ideologien des bürgerlichen Zeitalters, das […] seinen<br />

robusten kapitalistischen Durchsetzungswillen unter die Rechtfertigungsformeln eines<br />

unentrinnbaren Naturgesetzes zu stellen trachtete.« Und schon damals war Sozialdarwinismus<br />

zwangsläufig antidemokratisch, antipluralistisch und international populäres Gedankengut, das in<br />

exzessiv verfolgten Rassereinheits- und Lebensraum„idealen“ von Deutschland ausgehend in<br />

Europa mit grausigen Folgen einen Tiefstpunkt erreichte. (Vgl. Fest 1973, S. 80 f., S. 296 f.)

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