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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Die zahllosen Aspekte im Stillen erkalteter und formalisierter Gewalt in<br />

unserer Kultur machen gemeinsam mit wachsender akuter und unmittelbarer<br />

Gewalttätigkeit und Gewaltbereitschaft deutlich, daß dies kein Thema allein<br />

für Randgruppen und deren Sozialarbeiter, sondern ein Thema für alle ist.<br />

„Mobbing“ reicht als Stichwort dafür, daß destruktive Felder für ganze<br />

Organisationen auch bei besten Fähigkeiten konventioneller Organisationsführung<br />

existenzgefährdend werden können, wenn „psycho-soziale“<br />

Heilung auf individueller und organisationaler Ebene nicht gelingt.<br />

Die eben skizzierten „Extremfälle“ sind insgesamt Zeichen dafür, daß<br />

individuelle und kollektive Felder in der Sprache von Matthew Fox und<br />

Rupert Sheldrake sowie im Begriff Synchronizität im Anschluß an<br />

äußeren Beruhigung und der Gespräche immer, als ich noch hin und wieder zu Feten ging – Die<br />

junge Frau protestierte und ging erst mit, als ich sagte, ich würde auch ohne sie gehen. Sie wußte<br />

sonst niemanden, der sie nach Hause bringen sollte. Es war psychologische Gewalt (Erpressung)<br />

und danach „sanfte“ physische Gewalt (ich nahm sie nach der (auf mich widerwillig wirkenden)<br />

verbalen Zustimmung bei der Hand und zog sie nachdrücklich beschleunigten Schrittes zum<br />

Auto) meinerseits im Spiel. Ich weiß nicht, wie weit ich mit meiner äußerlich einigermaßen<br />

unterschwellig gebliebenen Gewaltausübung gegangen wäre, wenn meine „Überredungskünste“,<br />

so wie sie waren, versagt hätten. Ich weiß bis jedoch heute keine wirklich bessere Lösung für die<br />

Situation, als selbst in gewisser Weise eine Ansteckung durch die da noch „vermutete“<br />

Gewalttätigkeit der Situation in Kauf zu nehmen. Alternativen wären gewesen, die Ablehnung<br />

mitzukommen, zu akzeptieren, zu gehen, und mich auf Abruf an einem sicheren Ort zum Fahren<br />

bereitzuhalten, oder aber am Ort des Geschehens zu bleiben und der Dinge zu harren, die da<br />

kommen. Die eine Alternative erscheint mir heute als formaler Gewissensablaß, die andere als<br />

falsches Heldentum. Beide Alternativen sind mir jedoch in der Situation selbst erst gar nicht in<br />

den Sinn gekommen. Alternativen hätte ich wohl erst durchdacht, wenn meine<br />

Überredungskünste erfolglos geblieben wären. Beim Verlassen der Räume kamen uns auf der<br />

Treppe und am Ausgang mehrere „verwegen“ aussehende Männer entgegen, die den Ort der Fete<br />

zügigen Schrittes betraten. Ich identifizierte sie, ohne mich weiter zu äußern, instinktiv mit<br />

meiner Gefahrvermutung und beschleunigte mich entspannend meine Schritte. Während der Fahrt<br />

bat ich ob meines unsanften Verhaltens um Verzeihung. Die Studienkollegin akzeptierte die<br />

Entschuldigung verbal. Ihre Haltung und Ausstrahlung wirkte auf mich jedoch abweisend und<br />

kühl. Wir haben nie wieder mehr als „hallo“ gewechselt.<br />

In dem Raum, in dem wir uns aufgehalten hatten, hat sich laut lokalen Presseberichten ca. 15<br />

Minuten nach unserem Gehen eine Messerstecherei ereignet, die von einer in der Nacht<br />

hinzugekommenen Motorradgang angezettelt worden sei. Es soll mehrere Schwerstverletzte<br />

gegeben haben.<br />

Mit dieser Erfahrung war für mich eine eigene Gewalterfahrung verbunden. Auch erhebliche<br />

Gewalt kann überwiegend psychischer Natur sein und das war in meinem Verhalten der Fall. Ich<br />

habe sicher deutlich ausgestrahlt, daß ich willens war, die junge Frau zum Verlassen der Feier mit<br />

mir zu veranlassen. Dem hat sie nachgegeben, obwohl sie meinen Andeutungen zu keinem<br />

Zeitpunkt irgendeinen Realitätsgehalt zuzubilligen schien und obwohl sie klar erkennbar anderes<br />

wollte, nämlich bleiben. Ich bin mir sicher, daß die an diesem Beispiel gezeigte Art von<br />

Gewaltausübung, auch wenn sie gut gemeint ist, nicht auch automatisch und selbstverständlich<br />

gut ist oder gute Folgen hat. Das gilt für mich unabhängig davon, welches Maß an Überlegungen<br />

und/oder Instinkt den Gewaltausübenden zu seinen Handlungen motiviert oder „treibt“ und ob der<br />

Gewaltausübende „Recht“ behält. Deswegen nicht zu handeln wäre wohl in jedem Fall falsch,<br />

weil nicht zu Handeln ein Handeln ist, das anderen das Gesetz des Handelns und seine Resultate<br />

in die Hände legt. Nichtsdestotrotz muß Gewaltausübung mit noch so rechtschaffen<br />

erscheinenden Motiven Grenzen haben und Zurückweisungen akzeptieren können. Im skizzierten<br />

Fall käme mir sonst der Verdacht, daß es gar nicht um Einhaltung von Zusagen (heile nach Hause<br />

bringen!), Schutz von Frauen vor Gefahr, sondern unterschwellig und dominant um<br />

Machtausübung über Frauen, Selbsterhöhung, Selbstbeweihräucherung (bin ich nicht ein guter<br />

Mensch…?) geht. Ob das so ist, muß jeder mit sich selbst klären und in jedem Einzelfall immer<br />

wieder im Auge behalten.

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