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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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erst möglich machen und vorantreiben. Sie führen erst zu pathologischen<br />

Mustern, wenn sie nicht konstruktiv verarbeitet werden. Wenn<br />

in längerdauernden zwischenmenschlichen Beziehungen die Überzeugung<br />

geäußert wird, diese seien immer frei von Reibungen, ist das ein<br />

Hinweis darauf, daß ein pathologisches Grundmuster der Art da ist, das<br />

Unterschiede und daraus resultierende Reibungen verdrängt werden.<br />

2. »Krisen sind akute Gefährdungen des Zusammenhanges in Form von<br />

offenen Wendepunkten (eigene Anmerkung: besser Wendestrecken, da<br />

sie eine zeitliche Ausdehnung besitzen), an denen sich entscheidet, ob<br />

der Zusammenhang zerstört oder eine neue Stabilität erreicht wird«.<br />

3. »Verluste bedeuten eine Zerstörung des Zusammenhangs einzelner<br />

Bezugssysteme oder zwischen Bezugssystemen«.<br />

Jedes dieser Phänomene kann nach Türk wiederum auf unterschiedlichen<br />

Ebenen auftreten und sich im Zusammenwirken lokal begrenzt oder auf die<br />

Gesamtorganisation auswirken 1240 .<br />

Im Zusammenwirken aller Organisationsebenen können in der Sprache<br />

Türks pathologische Prozesse auftreten, die die Kategorien Orientierung,<br />

Motivation, Identität, Anpassung, Abstimmung, Etablierung und Kooperation<br />

betreffen. 1241 Der Schweregrad von Symptomen und ihre Ausbrei-<br />

1240 Türk nennr drei „Ebenen“ der Organisation:<br />

1. Personen und Personengruppen,<br />

2. Organisationsebene,<br />

3. die Art, miteinander umzugehen.<br />

In Anlehnung an das Organismusmodell der Organisation von Glasl et al. sind die drei<br />

Wesenselemente einer Organisation auf pathologische Grundmuster sowie deren Auswirkungen<br />

und Heilungsmöglichkeiten zu untersuchen.<br />

1241 Vgl. Türk 1976, S. 153 ff.<br />

Wie schwierig die angemessene Deutung von Symptomen ist, zeigt sich am Beispiel des<br />

Symptoms „gelegentlich abweichendes Verhalten“, das bei Türk für Anpassungsstörungen steht.<br />

Diese Deutung kennzeichnet jedoch nur eine mögliche Art abweichenden Verhaltens. Ich denke,<br />

daß abweichendes Verhalten und der Umgang damit in Organisationen eines der wichtigsten<br />

Symptome für den Zustand einer Organisation ist. Es ist jedoch als solches nicht generalisierend<br />

einzuordnen. Abweichendes Verhalten kann nicht nur notwendige Veränderungen anstoßen,<br />

sondern ohne solches Verhalten gibt es keine Entwicklung. Eine Organisation, die nicht in der<br />

Lage ist, abweichendes Verhalten zu integrieren und positiv zu nutzen, ist daher wegen des<br />

Verlustes der Fähigkeit, sich bewußt zu wandeln, ernsthaft in der Existenz gefährdet. Daher ist<br />

das Fehlen abweichenden Verhaltens weit gefährlicher, als das Vorhandensein.<br />

Die Zuordnung der Symptome zu pathologischen Grundprozessen würde ich ebenfalls in Teilen<br />

anders als Türk vornehmen. Eindeutige Zuordnungen scheinen mir jedoch so oder so schwierig<br />

zu sein, z.B.: Türk deutet Apathie als Ausdruck eines Verlustes an Orientierung. Apathie kann<br />

jedoch neben einem Orientierungsverlust auch Ausdruck eines Motivationsverlustes sein. Im<br />

konkreten Fall wird man Kategorisierungen als Einzelfallbewertung leisten müssen. Die von Türk<br />

getrennt angeführten Kategorien Anpassung, Abstimmung, Etablierung und Kooperation würde<br />

ich zusammenfassen unter der Überschrift Koordination. Die Symptome, die Türk nennt,<br />

scheinen mir dessen ungeachtet sinnvolle Hinweise auf den Schweregrad und die Ausbreitung<br />

von problematischen Entwicklungen in Organisationen geben zu können. Auf der Ebene von<br />

Störungen nennt Türk u.a. Verhaltensunsicherheiten und Suche von [eig. Ergänzung:<br />

zusätzlichen] Informationen, emotionale Bindungsschwäche, geringes Selbstwertgefühl,<br />

gelegentlich abweichendes Verhalten, Kontaktschwierigkeiten, Informationsverzerrung [Türk<br />

spricht hier abweichend von meiner Begriffswahl von Informationsmanipulation. Er betont damit<br />

einseitig die vorsätzliche Verzerrung von Information mit „Hintergedanken“. Die „passive“

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