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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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235<br />

konzeptionell noch auf Anwenderseite ein Unterschied zu einer traditionellen<br />

physikalischen Messung gemacht 625 .<br />

6.2.3.2 Formalisierte Konzepte vager Qualitätssicherung<br />

Die Anwendung von Ratingskalen wird als „Messung“ bezeichnet. Diese<br />

Qualität soll häufig durch Berechnung formalisierter Qualitätsmaße<br />

realisierter Ratingskalen belegt werden. Es werden üblicherweise Berechnungen<br />

zu 1. Reliabilität (Zuverlässigkeit) und 2. Validität (Gültigkeit) von<br />

Variablen durchgeführt. Diese Berechnungen sind von geringer Aussagekraft:<br />

626<br />

1. Das Modellkonzept der Beschreibung von Reliabilität ist rein theoretisch.<br />

Eine Überführung in praktikable Methoden erscheint derzeit nicht<br />

vorstellbar. 627 Praktisch werden Reliabilitätstests daher hilfsweise mit<br />

einer der folgenden Methoden durchgeführt, die mit Rücksicht auf die<br />

Grundstruktur des Datensatzes und der Erhebung Anwendung finden.<br />

Die Methoden unterscheiden sich hinsichtlich der Techniken der<br />

625 Waldschmidt geht in seiner Untersuchung zum Job-Involvement und zur Identifikation von<br />

Personen mit ihrer Organisation von »Messungen« von Selbsteinschätzungen mit Hilfe eines<br />

Fragebogens aus. In diesem Fall kommt zu den besprochenen Tatsachen noch die Tatsache der<br />

gesteigerten Subjektivität durch verzerrte Selbstwahrnehmung hinzu, die zwar angesprochen<br />

wird, jedoch methodisch ohne erkennbare Konsequenzen bleibt. (Vgl. Waldschmidt 1999, S. 95<br />

ff.)<br />

626 In der einschlägigen Literatur werden die Bezeichnungen „Reliabilitätsmessung“ und<br />

„Validitätsmessung“ verwendet. Ich benutze diese Bezeichnungen nicht, weil sie dazu führen<br />

können, daß in die Ergebnisse der Berechnung nicht annähernd vorhandener Exaktheit und<br />

Objektivität hineininterpretiert werden.<br />

(Zu einer Kurzeinführung in die bisher dokumentierten Probleme der Validität und Reliabilität<br />

von Meßinstrumenten in den Sozialwissenschaften vgl. Stier, 1996, S. 51 ff.; für umfassendere<br />

Besprechungen vgl. z.B. American Psychological Association, 1974; Campbell et al., 1977, S. 10<br />

ff.; Jäpel, 1985, S. 60 ff.; Schnell et al., 1992, S. 147 ff.; vgl. auch Nieschlag et al. 2002, S. 428<br />

ff.)<br />

627 Die Grundidee einer idealtypischen Reliabilitätsberechnung ist: Der Erwartungswert des<br />

Meßfehlers je Variable ist 0 bei additiver Zerlegung des wahren numerischen Wertes des<br />

numerischen Relativs in den beobachteten Wert und den Meßfehler. Daraus wird abgeleitet, daß<br />

die Reliabilität eines Meßinstruments graduell als Korrelation zwischen der Reihe der wahren<br />

numerischen Werte und der Reihe der empirischen Meßwerte zu ermitteln ist. Es ist klar, daß in<br />

empirischen Untersuchungen das so idealtypisch definierte Reliabilitätsmaß wegen der<br />

Unmöglichkeit der Erhebung der „wahren“ Werte nicht berechenbar ist. Ebenfalls ist klar, daß<br />

mit der Korrelationsberechnung eine erhebliche Einschränkung dadurch erfolgt, daß für den<br />

Zusammenhang zwischen den Meßwertreihen und den Reihen der „wahren“ Werte Linearität<br />

unterstellt wird. (Vgl. auch S. 236, Fußnote 630.)<br />

Psychologische Größen, die mit Indikatormessungen erfaßt werden sollen, sind qualitativ und<br />

damit nicht-numerisch. Daher existieren für die Messung von psychologisch bestimmten Größen<br />

keine in Zahlen erfaßbaren wahren Werte. Auch wenn es wahre numerisch-psychologische Werte<br />

gäbe, sind diese schon wegen der Meßfehlerproblematik nicht bekannt. Das Problem der<br />

Messung besteht also nicht allein in menschlichen Unzulänglichkeiten in der Anwendung von<br />

Methoden der Beobachtung und Datenerhebung. Entscheidend ist vielmehr zweierlei:<br />

1. Es ist grundsätzlich mehr oder weniger unklar, ob beobachtet wird, was beobachtet werden soll<br />

(Vgl. Krantz et al., 1973, Vol. I., S. 27 ff.)<br />

2. Der prozessuale und lebende Charakter des Beobachteten wird durch quantitative Methoden<br />

weitgehend zugedeckt.

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