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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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der gleichen Weise scheint es verbreitet zu sein, daß Krisen von Organisationen<br />

so behandelt werden, als seien sie einfach mit funktionalen Mitteln<br />

zu kontrollieren und zu steuern. – Krisen erscheinen so vereinseitigt als<br />

Resultat persönlich zurechenbarer Fehler und/oder Fehlfunktionen, die mit<br />

genügend ausgefeilten Kontroll- und Sanktionsmechanismen zu verhindern<br />

sind. Die erdachte simple Kausalkette Fehlhandlung und daraus folgende<br />

Fehlentwicklung geht an den Realitäten von Organisation offensichtlich<br />

spätestens dann vorbei, wenn Entwicklungsprozesse anstehen. Fehler<br />

können dann in ihren Ausprägungen Normabweichung und Fehlfunktion<br />

darauf Hinweise geben, daß die Normen und Funktionen (und die sie<br />

tragenden Grundüberzeugungen) selbst qualitativ überarbeitungsbedürftig<br />

sind. Individuelle „Fehler“ können dann noch überwiegend im Destruktiven<br />

wirksam werdender Ausdruck der krisenhaften Entwicklung einer Organisation<br />

sein, die in der Wahrnehmung wichtiger Beteiligter noch nicht<br />

hinreichend sichtbar ist oder für die die Organisation noch keine angemessenen<br />

Handlungs- und Strukturmuster entwickelt hat. Dann steht mit einer<br />

Veränderung der Organisation auch eine Veränderung der Handlungsmuster<br />

und der Kontrollmechanismen an.<br />

Am Ende der Existenz einer Organisation kann ebenfalls ungeachtet der<br />

Notwendigkeit eines symbolischen Abschlusses nicht einfach ein rational<br />

konstruierter Punkt hinter das Leben einer Organisation gesetzt werden. Im<br />

Prozeß des Niedergangs entwickeln sich vielmehr individuelle und<br />

kollektive Eigendynamiken, die als gelebter oder verdrängter und so oder so<br />

hervorbrechender Sterbe- und Trauerprozeß deutlich werden. Maschinen<br />

Zusammenhang erinnere ich mich an eine Veröffentlichung, deren genaue Quelle mir leider<br />

entfallen ist. Eine Studie an einer amerikanischen Universität hatte danach ergeben, daß Kinder,<br />

die im Baby- oder Kleinkindalter mit Antibiotika behandelt wurden, eine deutlich schwächere<br />

Ausbildung des Immunsystems hatten, als Kinder, bei denen das nicht der Fall war. In der Folge<br />

war die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Asthma oder von Allergien im späteren Leben bei<br />

Kindern mit frühzeitigen Antibiotikagaben jeweils mehr als doppelt so hoch, als bei Kindern, die<br />

im frühen Entwicklungsstadium keine Antibiotikagaben aus medizinischen Gründen erhalten<br />

hatten.<br />

Geht man mit diesen Erfahrungsbildern an Krisen von Organisationen heran, dann heißt das, daß<br />

ein Intensivieren gewohnter Verhaltensmuster (Elimineren von Viren durch Chemie, keine<br />

Stärkung körpereigener Abwehr, was verstärkten Kontrollmechanismen in alten Bahnen in<br />

Organisationen als Reaktion auf Schwierigkeiten entspricht) kurzfristig den Systemzustand<br />

stabilisiert, jedoch qualitative Lernchancen vorerst unterdrückt. Funktionale Behandlungen von<br />

außen scheinen in gewisser Weise authentische Reaktionen von innen zu unterdrücken oder zu<br />

behindern. In existentiellen Krisen kann daher die Beschränkung auf statusstabilisierende<br />

Therapien die Existenzbedrohung verstärken. Für einen kurzen Zeitraum können<br />

statusstabilisierende Therapien jedoch notwendig sein, um das Feld für Heilungs- und<br />

Entwicklungsmöglichkeiten zu bereiten.<br />

Reheis bearbeitet den Zusammenhang zwischen Ökonomie und ärztlicher Grundhaltung. Für<br />

Samuelsons Werk konstatiert er, daß dieser von dem pragmatischen Paradigma ausgeht, daß der<br />

Ökonom gleich einem Arzt Abweichungen vom gesunden Wirtschaftsprozeß zu bekämpfen hat.<br />

Die Alternative „Förderung und die Stärkung des Gesunden“ wird von Samuelson nicht<br />

bearbeitet. Als gesunder Zustand wird angenommen, daß individuelle Maximierung des<br />

Materiellen bei gleichzeitiger Knappheit die zum Fortschritt notwendige Konkurrenz ergebe.<br />

(Vgl. Reheis, 1986, S. 65 ff.)

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