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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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105<br />

Abbildung 4: Siegel auf der Vorderseite Das Umfeld der europäischen<br />

1-Dollar-Schein USA<br />

Zentralbank (EZB) in Frankfurt a.M. hat<br />

ganz eigene Qualitäten, in denen in<br />

merkwürdiger Weise religiöse Facetten<br />

lebendig werden. Es leben dort Junkies,<br />

Bettler und ca. 1000 Prostituierte 296 auf<br />

3300 Einwohner. Crolly berichtete im<br />

Magazin «stern», wie sich die<br />

»Gralshüterin des Euro« (EZB) – die<br />

Hüterin des Allerheiligsten – hinter<br />

schwerem Panzerglas vor dieser<br />

Außenwelt verbarrikadiert. 297<br />

Ich bin Sommer 2001 durch das Bankenviertel von Frankfurt a.M. gegangen,<br />

um mir selbst ein Bild zu machen. Das Wahrnehmen von den konzentrierten<br />

Symbolen von Macht und Geld, die Qualitäten mit unmittelbarem<br />

Religionsbezug aufweisen, auf der einen Seite und den vielen Schattierungen<br />

von materiellem und seelischem Elend, die nicht selten deutliche<br />

Beziehungen zu Sexualität hatten, auf der anderen Seite war das, was mein<br />

Bild im Innersten prägt. Die dort sichtbar werdende Zerrissenheit konzentrierte<br />

sich für mich in der Erfahrung, daß ich bis zur Einführung des Euro<br />

als Bargeld mehrfach mit dem Satz »Haste mal ´ne Mark« um einen kleinen<br />

Beitrag zum täglichen Bedarf gebeten wurde. Das war überall so, wo ich<br />

296 Im Sinne von orthodoxer Markttheorie interpretiert: Wo viele Anbieterinnen und Anbieter von<br />

käuflichem Sex sind, müssen auch viele Nachfrager sein. Damit ist immer noch nicht<br />

berücksichtigt, daß Prostitution im engeren Sinn eine hohe Dunkelziffer haben muß, solange sie<br />

illegal ist. Prostitution im weiteren Sinn hat vielen Facetten. Im Grunde kann man auch das<br />

Modell des „homo oeconomicus“ und seine Realisationen in Handlungsweisen, die außer der<br />

Maximierung von Geld und äußerlich-egozentrischem „Nutzen“ wenig oder nichts bedenken, als<br />

Form der Prostitution deuten.<br />

297 Vgl. Crolly 1999, S. 202 f. (eigene Kursivierung)<br />

Ein Begriff mit einer stärkeren religiösen Konnotation und Kraft als „Gral“ und „Gralshüter“<br />

erscheint mir unabhängig von seiner speziellen Erscheinungsform nur schwer vorstellbar. Der<br />

Begriff „Gral“ ist mir im Zusammenhang mit Geld schon häufiger begegnet. Damit wird die<br />

intensive mystische Aufladung des Phänomens Geld genauso wie die Tatsache deutlich, daß das<br />

Geld durch seine Masken und Maskierungen hindurch eine wenn auch „heikle“<br />

Zugangsmöglichkeit zum Allerheiligsten bildet.<br />

Der Gral ist mit tiefgründenden Mythen, Legenden und Artefakten in der Geschichte der<br />

Menschheit und der Religion verbunden. Er findet sich z.B. in materialisierter Form als Schale, in<br />

der das Blut Jesu Christi aufgefangen wurde, nachdem der Speer des Longinus seinen Körper auf<br />

Golgatha durchbohrt hat. (Vgl. Obleser 1997, S. 7 ff.; Borrmann 1998, S. 202 ff.) Borrmann<br />

deutet den Gral als Menschheitsmythos, »dessen innerster Kern die Suche des Menschen nach<br />

Vollkommenheit und Erlösung darstellt. Der Weg zu ihm beginnt in dieser Welt, endet aber in<br />

einer anderen und schließt die innere Wandlung des Menschen mit ein.« (Borrmann 1998, S. 202)<br />

Obleser deutet die Gralslegende um die Figur des Parzival tiefenpsychologisch als schrittweise<br />

Befreiung aus der eigenen Unbewußtheit: »Vom Tölpel zum Ritter der Tafelrunde und, nach<br />

einer schweren Reifungskrise, zum Gralskönig sind die Stationen des Parzival.« (Obleser 1997,<br />

Einbandtext) Der Gral enthält in den so angedeuteten Zusammenhängen unabhängig von der Art<br />

seiner Erscheinung das Allerheiligste schlechthin und zugleich die verschlungenen und<br />

gefahrvollen Wege zum Auffinden und zur Enthüllung des Allerheiligsten.<br />

Systematische Einführungen in das Phänomen „Gral“ bieten z.B. Burdach 1974 und von dem<br />

Borne 1987.

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