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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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314<br />

Jahrtausendealte Weisheitslehren erfahren neue Bestätigung. Die über die<br />

letzten vier Jahrhunderte und leider auch heute noch weitgehend geübte<br />

säuberliche aber geistlose Zergliederung der Welt in Objekte wissenschaftlicher<br />

Beobachtung und materialistischer Nutzung erweist sich als ein Weg,<br />

der für die Entwicklung des Geistes vielleicht notwendig war, um über den<br />

Versuch ihn auszuschließen, sein Fehlen zu bemerken. Jedoch ist heute ein<br />

Besinnen auf neue Denk- und Bewußtseinsmodelle, in erster Linie auf ein<br />

ganzheitliches Bewußtseinsverständnis notwendig, um den Weg zu einem<br />

neuen, ganzheitlichen In-der-Welt-Sein zu öffnen, einen Weg, der das<br />

menschliche Leben auf allen Ebenen verändern wird und muß, wenn es sich<br />

nicht selber abschaffen soll.« 766<br />

Es gibt so viele Inhalte, Zugänge und Prozesse kontemplativer Natur, wie es<br />

Menschen gibt, die diese bewußt oder unbewußt versuchen. Kontemplation<br />

ist ein Nach-Denken und eine Versenkung im Sinne einer Zusammenschau.<br />

Der Begriff ist auf den mystischen Begriff der Versenkung bezogen und mit<br />

dem Begriff „templum“ (lat); Beobachtungskreis, Tempel verbunden. 767 Ist<br />

Kontemplation tief und gegenwärtig »bricht die gewohnte Unterscheidung,<br />

die wir zwischen Innen und Außen, zwischen Subjekt und Objekt, Traum<br />

und Realität machen, in sich zusammen, und der Kosmos und unser eigenes<br />

Leben erscheinen uns in dem einen ungetrennten Licht« 768<br />

Weitere Grunderfahrungen, die in kontemplativer Selbstbeobachtung<br />

zugänglich werden können, werden in der Beschreibung des Neurowissenschaftlers<br />

Hofstadter deutlich: »Die Dinge, von denen ich Bewußtsein habe,<br />

und die Weise, wie ich mir ihrer bewußt bin, bestimmen, wie das ist, ich zu<br />

Alle mir „bekannten“ Mysterienschulen weihten in die universellen Geheimnisse der Welt ein.<br />

Der christliche Neuplatoniker Augustinus entwickelt das Prinzip der »selbstgewissen<br />

Innerlichkeit«. Aus diesem heraus erkennt das Individuum in sich selbst das Wesen der Welt. Das<br />

Bewußtsein der Individualität wird so zur Einweihung in das Sein des Ganzen. (Vgl. Windelband<br />

1919, S. 231.) Zu einer historischen Betrachtung der Phänomene Freiheit, Individualität und<br />

Selbstbeobachtung in der jüngeren europäischen Geistesgeschichte vgl. Hegge 1992, S. 19-27.<br />

Hegge bearbeitet u.a. die Ansätze von Augustinus, Thomas von Aquin, Baruch de Spinoza,<br />

G.W.F. Hegel und Rudolf Steiner.<br />

Die selbstbeobachtende Richtung menschlichen Erkennens wächst aus alten Geistestraditionen,<br />

die innerhalb und außerhalb von Mysterienschulen gepflegt wurden. Bis zum Mittelalter standen<br />

sie auch an der Spitze wissenschaftlicher Entwicklung. Das Selbst und sein Mikrokosmos wurde<br />

bewußt, indem es individuell esoterische und exoterische Fähigkeiten entwickelte und wurde<br />

stufenweise der Einheitlichkeit seines Mikrokosmos mit dem Makrokosmos der Welt gewahr. (Zu<br />

einer systematischen Einführung vgl. z.B. Kraft 1995. Kraft beschreibt die Mysterien und<br />

Wissenschaften der ägyptischen Hochkultur, der griechischen Hochkultur (Pythagoräer, Sokrates<br />

und Platon), und verschiedene im Christentum verwurzelte Mysterienschulen bis in die Neuzeit<br />

(esoterische Gruppen des Urchristentums, Gnosis, Katharer, Rosenkreuzer)). Solche Schulen<br />

haben sich neben der Erlangung von Wissen mit dem beschäftigt, was in unserem<br />

Bildungssystem radikal unterrepräsentiert zu sein scheint: der Förderung und Entwicklung<br />

menschlicher Reife und Weisheit. (Vgl. z.B. Dietzfelbinger 1997, Jongen 1998, Wehr 1995.)<br />

766 Meinhold 1998, S. 10 f.<br />

767 Vgl. Kluge 1999, S. 473.<br />

768 Peat 1999, S. 128

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