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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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sogar mit Mitgefühl, denn es ist nur die »andere Seite« der Helligkeit. Und<br />

nur darin alle Seiten zu kennen und zu akzeptieren, liegt die Vollständigkeit<br />

des Lebens. Ohne Nacht kein Tag.« 107<br />

Schattenintegration kann daher in zweifacher Hinsicht heilsame und kraftgebende<br />

Wirkung für Menschen und Organisationen haben. Die pathologischen<br />

Folgen von Schattenprojektionen können schwinden und Energieund<br />

Zeitverluste durch Windmühlenkämpfe und Schattenfechten vermieden<br />

werden. Negative Anteile des Schattens können umgewandelt und im<br />

Schatten liegende positive Aspekte und Kräfte aktiviert werden. 108 Friedrich<br />

Glasl formuliert in «Selbsthilfe in Konflikten»: »Wenn ich mich als Mensch<br />

mit den Wirkungen der Gegenmächte in mir auseinandersetze und das Böse<br />

in mir aus eigener Kraft überwinde, dann ist diese Selbstüberwindung<br />

gleichzeitig eine Überwindung des Bösen an sich – sogar noch mehr: Es ist<br />

ein Beitrag, das Böse zu erlösen.« 109 Das Böse ist jedoch nicht durch Ablaßhandel<br />

zu erlösen – im Gegenteil. Das gilt auch dann, wenn der Ablaß statt<br />

wie im Mittelalter im Beichtstuhl als Mitglied einer Konsumgesellschaft<br />

erfolgt – durch regelmäßiges Betreten der Konsumtempel nebst Opferung<br />

auf dem Altar des Mammon: der Kasse.<br />

Lebendige Annäherungen an Licht und Schatten und an Bewußtes und<br />

Unbewußtes sind also immer Gänge auf Messers Schneide, die mit Versuchungen,<br />

Projektionen, Täuschungen, Irrtümern und Rückschlägen gepflastert<br />

sind. 110 Die dichteste Annäherung vor dem Geschenk des lichten<br />

107 Romankiewicz 2004, S. 78<br />

108 Vgl. Bowles 1994, S. 390 f.<br />

Bowles nennt ein Beispiel für die Lösung von Schattenprojektionen, deren Ziel man selbst<br />

werden kann. Die Auflösung der Identifikation mit der Schattenprojektion, die im Fall von<br />

Sündenbockphänomenen auftritt, ist für den Inhaber der Rolle des Sündenbock Erlösung.<br />

109 Glasl 1998, S. 189.<br />

110 Vgl. Glasl 1998, S. 41 ff.; S. 44 ff.<br />

Folgende Beispiele können Aspekte des Gangs „auf Messers Schneide“ andeuten:<br />

1. Lenin sagt man das erhellende Zitat nach: »Das Gegenteil von „gut“ ist „gut gemeint“.« Eine<br />

Dimension dieser Art der Mißglückens zeigt sich in einer Veröffentlichung von Pauwels et al.,<br />

die ich als zugleich heikel und geistvoll wahrgenommen habe. Sie entwickeln folgende<br />

Analogie, die der Beachtung wert ist: »Das Lichtspektrum bietet sich uns folgendermaßen dar:<br />

Links die breite Zone der Hertzschen und der infraroten Wellen, in der Mitte der schmale<br />

Streifen des [eigene Anmerkung: für den Menschen] sichtbaren Lichts und rechts wiederum ein<br />

unermeßlich breiter Fächer […]. Und wenn nun das Spektrum der Intelligenz, des<br />

menschlichen Lichtes, diesem Spektrum vergleichbar wäre? Links die Infra-Zone des<br />

Unterbewußten, in der Mitte das schmale Stück des Bewußtseins und rechts der unendlich<br />

breite Streifen des Überbewußten.« (Pauwels 1976, S. 436) Die Bewertung „heikel“ ist mit<br />

einem Zitat zu belegen, das am Anfang des 21. Jahrhunderts in Teilen prophetisch anmutet, da<br />

es im Original von 1962 oder früher stammt. »Während die absoluten Waffen [eigene<br />

Anmerkung: es sind die modernen Massenvernichtungswaffen gemeint] sich vermehren, nimmt<br />

der Krieg ein anderes Gesicht an. In Form von Guerillas, Attentaten, Palastrevolutionen,<br />

Untergrundbewegungen, Artikeln, Büchern und Ansprachen wird eine ununterbrochene<br />

Schlacht geschlagen. Der revolutionäre Krieg tritt an die Stelle des eigentlichen Kriegs. […]<br />

Die früheren Kriege wurden geführt um zu «haben». Der revolutionäre Krieg wird geführt um<br />

zu «sein».« (Pauwels et al. 1976, S. 110) (Zur Erläuterung: Der Begriff der Revolution<br />

entstammt, soweit ich das richtig gedeutet habe, marxistischen Anteilen im Denken von<br />

Pauwels et al.) Pauwels et al. übersehen, daß ein Krieg im Äußeren um das »Sein« immer ein<br />

maskierter Krieg um das (Recht-, Macht-, usw.) »Haben« ist – der Kampf um das Sein wird im

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