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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Mittel der Karriereplanung sein soll und warum nicht teuflische „wissenschaftliche“<br />

Experimente durchgeführt werden dürfen, wie sie Josef<br />

Mengele in Auschwitz durchführte 1355 . Die stalinistischen Schauprozesse, in<br />

denen Menschenopfer für die „gute“ Sache Programm waren 1356 , wären wie<br />

alle anderen Beispiele ein zufälliger Versuch der Evolution zur Höherentwicklung<br />

der Menschheit. Gleiches gälte dann für alle alten und modernen<br />

Formen von Unterjochung und Sklaverei. Alles das wäre sinnvoll oder<br />

legitim nicht mehr kritisierbar.<br />

Im Kern der menschlichen Gesellschaft und seiner Formen des Umgangs<br />

miteinander wirkt dann nach wie vor das ethische Neutrum Materie. Wenn<br />

das rein-materialistische Prinzip tatsächlich und ausschließlich in dieser<br />

Form gewirkt hätte, würde außer einer diffusen Sozialromantik kein Grund<br />

bestehen, dieses nun aus den Angeln zu heben, indem man eine wie auch<br />

immer geartete Ethik entwirft. Diese würde dann die Entwicklung der Natur<br />

zum Besser-Angepaßten und Lebensfähigeren nur untergraben können.<br />

Sozialdarwinismus ist die logische Konsequenz aus einer solchen Haltung.<br />

Unbegrenzter Kapitalismus ist eine Ausformung dieses Sozialdarwinismus,<br />

die kein richtig und falsch kennen will, kein gut und böse, kein förderlich<br />

und hinderlich, sondern nur abstrakten finanziellen Gewinn, der alle<br />

vorgenannten Kategorien und Qualitäten von Leben unterdrückt und<br />

zerstört.<br />

Wirtschaft funktioniert doch nach vorherrschender Auffassung nach nutzenund<br />

gewinnmaximierenden rationalen und daher ethisch neutralen Kalkülen.<br />

Wissenschaft erhebt gleichfalls auf der Basis des Materialismus bis heute<br />

immer wieder den Anspruch der Wertfreiheit. Alles entstünde zufällig und<br />

die Gesetze der Evolution sorgten dann dafür, daß Schlecht-Angepaßtes<br />

nicht überlebt. Dann könnte man alle Phänomene, die man beunruhigt in<br />

ethische, juristisch-normative oder andere Kategorien einteilt, beruhigt den<br />

Mechanismen der Evolution zur Selektion überlassen.<br />

Materialismus führt also in letzter Konsequenz zu allseitigen Gewaltexzessen<br />

und Untergangsszenarien, wenn man nicht so dumm ist, davon<br />

auszugehen, daß die Täter- und Opferrollen im Drama eines exzessiven<br />

Materialismus personell stabil verteilt sind und die schwächeren Opfer sich<br />

für alle Zeiten wehrlos zur Schlachtbank führen lassen.<br />

1355 Vgl. Lagnado 1994.<br />

1356 Weber betrachtet den stalinistischen Terror unter dem Blickwinkel, daß Kommunisten als<br />

Trotzkisten verfemte Kommunisten verfolgen. (Vgl. Weber 1993.) Zu einem Augenzeugenbericht<br />

vgl. Gorbatow 1967. Erhellend ist in diesem Zusammenhang auch die Stalinbiographie von<br />

Conquest. (Vgl. Conquest 1991.) Wendel zeigt, daß auch die deutsche Geschichte in direktem<br />

Zusammenhang mit dieser Art der Politik und Justiz steht. (Vgl. Wendel 1996: «Ulbricht als<br />

Richter und Henker…»)

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