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BEWUßTSEINS- UND ORGANISATIONSENTWICKLUNG

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Versagen in Konsumrausch, Machbarkeitswahn und diversen Formen des<br />

Sozialdarwinismus sollen Sinn und Notwendigkeit auch im heutigen Alltag<br />

haben? Nicht nur Oskar Schindler kannte eine Palette irdischer Genüsse und<br />

kostete diese beizeiten exzessiv aus. Ob es immer Genuß war? Nun ja.<br />

Auch „klassische“ Heilige können offenbar diese Seite der eigenen<br />

Lebensmöglichkeiten kennen. Der berühmte Weg des Saulus zum Paulus ist<br />

nicht so selten, wie ich selbst lange glaubte. Freddy Derwahl charakterisiert<br />

die Eremiten, die er besuchte, als »blutvolle, starke und moderne Persönlichkeiten,<br />

die das Leben gesehen und ausgekostet haben.« 1463 Ich sah in<br />

Dokumenten über zwei prägende Gestalten des Christentums nach und fand<br />

ähnliches, vermutend, daß Legende, Dichtung und Wahrheit auch hier<br />

schwer zu durchschauende Zusammenhänge eingehen – wie auch in<br />

aktueller Managementliteratur.<br />

Der Begründer des Jesuitenordens Ignatius von Loyola gab sich in jungen<br />

Jahren den »derbsten fleischlichen Genüssen« hin und unterließ nicht die<br />

völlige »Mißachtung der Ehre jener Frauen, die er zu Opfern seiner<br />

Ausschweifungen machte« 1464 . Der Gründer des Franziskanerordens Franz<br />

von Assisi hatte ebenfalls eine Zeit, von der er rückblickend sagte »Als ich<br />

noch in Sünden war« 1465 .<br />

Entscheidend ist wohl, daß die großen Ordensstifter »ihre heilsamen<br />

Verunsicherungen« erlebten. »Sie haben bei sich selbst angefangen, weil sie<br />

mit sich selbst am Ende waren.« 1466 .<br />

Die in Lehre und Therapie der Tiefenpsychologie wirkende Ingrid Riedel<br />

schreibt in ihren Ausführungen zum Kreuz: »Ebenso kann ein verfrühter<br />

und einseitiger Bezug auf der Transzendenzachse durchkreuzt werden, wie<br />

zum Beispiel bei einer Diakonisse, die, mit achtzehn Jahren in ihr damaliges<br />

Mutterhaus eingetreten, erst nach schwerer psychosomatischer Krankheit in<br />

ihren vierziger Jahren erkannte, daß sie die horizontale Achse ihres Lebens,<br />

ihre Körperlichkeit und erotisch-sexuelle Beziehungsfähigkeit lebensgefährlich<br />

vernachlässigt hatte.« 1467<br />

Der Weg des 14. Dalai Lama, der von Kindesbeinen an unter Anleitung<br />

einen frühen Transzendenzbezug entwickelte, macht deutlich, daß eine<br />

frühe Entwicklung dieser Orientierung richtig sein kann. 1468<br />

1463 Derwahl 2000, Klappentext<br />

1464 Vgl. Fülop-Miller 1929, S. 52<br />

1465 Vgl. Lang 1990, S. 114.<br />

1466 Vgl. Lang 1990, S. 7.<br />

1467 Riedel 2002, S. 48 f.<br />

1468 Zur Biographie des 14. Dalai Lama vgl. Levenson 1991

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